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Ägyptischer Papyrus mit Hieratischer Schrift | Bildquelle: Mirco Hüneburg

Ägyptischer Papyrus mit Hieratischer Schrift

Mythen und Legenden - Geschichten aus dem Alten Ägypten

Die Kultur des Alten Ägypten ist reich an Mythen, Legenden, Geschichten und Märchen aller Art.

Sie erzählen von einer faszinierenden und geheimnisvollen Welt der Götter, Dämonen und Helden. Manchmal ist viel Phantasie gefordert, um den Geschichten folgen zu können. Denn die Handlungs- und Erzählstränge folgen keiner modernen Logik, keinem Plot aus Einleitung, Hauptteil und dramatischem Ende, keinem Spannungsbogen.

Vielmehr vermischen sich Motive unterschiedlicher Art, die nur grob von einem Handlungsrahmen zusammengehalten werden. Dies liegt daran, dass die meisten Geschichten erst am Ende einer langen mündlichen Tradition niedergeschrieben wurden. Es wurde immer wieder etwas verändert oder hinzugefügt, erweitert oder ergänzt. Doch lohnend und faszinierend ist es allemal, in diese Welt einzutauchen. So wird der Weg frei für ein tieferes Verständnis der altägyptischen Kultur.

Zuerst muss man zwischen den Göttermythen einerseits und den Märchen, Legenden und Erzählungen andererseits unterscheiden. Es handelt sich um zwei unterschiedliche Handlungswelten: jene der Götter und jene der Menschen. Die Bild- und Textmotive, die man als Ägyptenreisender in den Tempeln und Gräbern bewundern kann, stammen alle aus der mythischen Welt der Götter. Die anderen Geschichten kennt man aus Texten, die auf Papyrusrollen niedergeschrieben wurden.

In den folgenden Zeilen werden nur kurze inhaltliche Zusammenfassungen einer kleinen Auswahl von Geschichten wiedergegeben. Bei den Texten handelt es sich um echte "Klassiker", das heißt Texte, die in der Ägyptologie wohlbekannt sind und von allen Ägyptologen übersetzt und gelesen werden, so wie Lateinschüler auf dem humanistischen Gymnasium ihre Caesar- oder Cicero-Lektüre durcharbeiten. Hinweise zur weiterführenden Literatur mit Hintergrundinformationen und wörtlichen Übersetzungen dieser und zahlreicher weiterer Texte befinden sich im Literaturverzeichnis am Ende dieses Kapitels.

Göttermythen

Ägyptenreisende werden während ihrer Besichtigungen der Altertümer immer wieder auf Themen und Motive bestimmter Mythen stoßen. Die reiche Mythologie war eine Fundgrube für die vielen szenischen Darstellungen in den Tempeln. Es lohnt daher, sich mit dem Inhalt der wichtigsten Mythen und Geschichten vertraut zu machen. Die altägyptischen Mythen der Götter sind Geschichten voller Motive der Magie und Zauberei, mit viel Symbolismus und Allegorien. Die Götter der alten Ägypter konnten in vielfältigen Facetten auftreten und waren sowohl in ihrer Gestalt als auch in ihren charakterlichen Eigenschaften weniger fest umrissen, als etwa jene der griechisch-römischen Antike.

Überhaupt werden die Charaktereigenschaften der Götter kaum ausgemalt. Während die griechischen Gottheiten mit ihren menschlichen Charakterzügen, Eigenschaften, Tugenden und Lastern in ihren oft verwickelten Geschichten wie überirdische Abbilder der zwischenmenschlichen Beziehungen erscheinen, wirken die ägyptischen Gottheiten eher wie abstrakte Zauberwesen einer fremden Welt. In ihnen spiegelt sich weniger der Mensch mit seinen Irrungen und Wirrungen als vielmehr das Zusammenspiel kosmischer Kräfte. Sie wandeln ihre Gestalten und können entsprechend ihre Fähigkeiten erweitern. Die Erscheinungen des Kosmos werden zum Drama mit Personifikationen der Naturkräfte. Es geht immer um die Entstehung der Welt oder aber um den kosmischen Kampf zwischen zerstörerischen Kräften und schöpfenden Kräften, um den Lauf der Dinge in den richtigen Bahnen zu halten.

Im Gegensatz zu den klassischen Werken der ägyptischen Literatur, der Märchen und Erzählungen, sind die alten Mythen selten in kompletter Textform überliefert. Oft, wie zum Beispiel beim äußerst wichtigen Mythos von Isis und Osiris, hat man umfangreichere Aufzeichnungen erst aus griechisch-römischer Zeit, in diesem Fall von Plutarch. Allerdings sind viele ältere Texte und Bildzyklen in den Tempeln voller Anspielungen auf diesen Mythos. Im Gegensatz zu den profaneren Märchen und Geschichten, werden die Göttermythen mit sehr vielen Bildern ausgemalt. Es geht um die Vermischung von bildlicher und textlicher Symbolik. Hinzu kommt, dass gerade die Mythen ständig umgeschrieben und neu überarbeitet wurden.

So hatte jeder Tempel seine eigene Schöpfungsmythologie. Es gab nur wenige landesweite Mythologiezyklen. In Heliopolis stand der Sonnengott Re im Mittelpunkt, in Hermopolis Magna der Gott Thot, in Theben der Gott Amun, in Memphis der Gott Ptah, in Assuan der Gott Chnum. Hinzu kommt der Umstand, dass die Mythologie eng verknüpft war mit den Ritualen. Dementsprechend sind die Ritualtexte voller Anspielungen auf mythologische Zusammenhänge. Der moderne Leser hat Schwierigkeiten, die Anspielungen zu erkennen. Er bedarf ägyptologischer Anleitung. Von besonderer Komplexität sind die Unterweltsbücher, die den Lauf des Kosmos und die Nachtfahrt der Sonne thematisieren.

Hier seien zwei Mythen näher vorgestellt: der Mythenzyklus um Isis und Osris, Horus und Seth sowie der Mythos von der Zerstörung der Menschheit.

Bedeutende Erzählungen und Märchen

Viele Literaturwerke stammen aus der Zeit des Mittleren Reiches. Sie wurden auf Papyri geschrieben. In den Schreiberschulen mussten die Schüler die klassischen Literaturstücke abschreiben, um so ihre Handschrift, Schreibtechnik und guten Stil zu üben. Von diesen Übungstexten sind viele Ostraka erhalten. Bei Ostraka handelt es sich um Tonscherben, auf denen mit spezieller Tinte geschrieben wurde. Papyri waren für Schulübungen zu kostbar. Besonders klassische Werke, wie die Geschichte des Sinuhe, wurden immer wieder kopiert und geübt. Es gibt auch zahlreiche Papyrushandschriften mit dem Sinuhe-Text. Von vielen Geschichten hat man keine kompletten Texte mehr erhalten, sondern nur Ausschnitte auf Ostraka.

Einige Motive der altägyptischen Märchen und Erzählungen sind uns aus der europäischen Märchenwelt vertraut und verraten, wie uralt verschiedene Märchenmotive sein können: Da ist der Schiffbrüchige, der auf einer einsamen Insel landet; der junge Prinz, der auszieht und eine Prinzessin gewinnt, die in einem hohen Turm lebt; die Eroberung einer Stadt, wobei die Soldaten mittels einer List hinter die Stadtmauer geschmuggelt werden, um die Tore zu öffnen, und vieles mehr. Ägyptische Märchen und Erzählungen sind in der Regel kurz, haben aber komplexe und verschachtelte Erzählstränge. Wie in vielen orientalischen Erzählungen werden Geschichten innerhalb von Geschichten erzählt, Motive in andere verflochten. Die Sprache ist blumig und bildhaft. Oft sind lange Hymnen eingeflochten, die die Herrlichkeit Pharaos oder einer Gottheit ausmalen. So ergeben sich unterschiedliche Stile, die verraten, dass man in der Redaktion oder Abschrift unterschiedliche Texte miteinander zu einem Erzählstrang verknüpft hat.

Vielen Geschichten gemeinsam ist das Reisemotiv. Die Protagonisten ziehen, freiwillig oder unfreiwillig, aus in die weite Welt. Den Ägyptern waren die fremden Länder und Regionen im Sudan, in der Wüste und in Vorderasien genauso exotisch, wie für uns heute Ägypten. Schon in den Grabbiographien des Alten Reiches, als im 3. Jahrtausend v. Chr., tauchen immer wieder eingeschobene Reiseanekdoten auf. Dort wird von Expeditionen nach Punt oder Kusch erzählt, um Gold oder Elfenbein zu besorgen. Und auf dem Weg werden allerlei Gefahren überwunden. Das Fremdland war geheimnisvoll. Die ägyptischen Texte und Reliefbilder verraten, dass man sich in der Wüste vor wilden Fabelwesen fürchtete. Und überhaupt, waren Furcht und Verwunderung über fremde Kulturen und Völker groß. Ägypter, die nach Vorderasien zogen, zum Beispiel nach Syrien oder in den Libanon, berichten nach ihrer Rückkehr staunend über fremde Dinge, die man aus Ägypten nicht kannte: Berge mit Schnee, Blumenwiesen und Wälder mit hohen Bäumen, die den Himmel verdunkeln. In der Ferne und Fremde lassen sich die wildesten und unglaublichsten Geschichten verorten. Dort ist der ideale Hintergrund für ein Märchen oder eine abenteuerliche Geschichte. Egal ob der "Schiffbrüchige", "Sinuhe", der "verwunschene Prinz" oder "Wenamun", die bekanntesten Helden der ägyptischen Literatur und Märchenwelt erlebten ihre Abenteuer in der Ferne. Auch bei diesen Märchen und Geschichten seien hier nur kurze Inhaltsangaben wiedergegeben.


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