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Tuna el-Gebel

Rund 10 km nordwestlich der Provinzstadt Mallawi (Mellawi, Mellaui) und etwa 8 Kilometer westlich der alten Metropole (Stadt) von Hermopolis Magna liegt die heilige Nekropole (Totenstadt) von Tuna el-Gebel (Tuna el-Djebel). Benannt wurde die archäologische Stätte nach dem benachbarten Dorf. Die Totenstadt wurde nicht nur wegen ihrer Gräber, sondern besonders wegen ihrer Katakomben für Tiermumien berühmt. Außerdem gibt es dort zahlreiche Grabkapellen aus griechisch-römischer Zeit, darunter auch den bemerkenswerten Grabtempel des Petosiris. Katakomben für TiermumienAm südwestlichen Rand der Nekropole von Tuna el-Gebel ist der Eingang zu den schier endlosen unterirdischen Galerien und Katakomben einer Totenstadt der Tiere. Die Katakomben stammen größtenteils aus der Spätzeit und Ptolemäerzeit, also aus dem 6. bis 1. Jahrhundert v. Chr. In dieser Zeit erreichten die Tierkulte Ägyptens ihren Höhepunkt. Verschiedene unterirdische Gänge und Galerien führen zu zahllosen Kammern mit kleinen Nischen an den Wänden, in die mumifizierte Tiere gelegt wurden. Entsprechend der verehrten Hauptgottheit von Hermopolis Magna wurden hier hauptsächlich Tiere bestattet, die ein Symbol oder Totem des Gottes Thot waren: der Ibis und der Pavian. Thot galt als Gott der Weisheit, als Erfinder der Schreibkunst, als Schutzherr der Gelehrten und als Vermesser der Zeit. Er wurde von den Griechen mit Hermes bzw. Hermes Trismegistos assoziiert. So entstand der Name Hermopolis: „Stadt des Hermes“. Der Gott Thot wurde nie komplett menschengestaltig dargestellt, sondern entweder als Mischgestalt, d.h. als Mensch mit Ibiskopf, oder aber tiergestaltig als Ibis oder Pavian. In ptolemäischer Zeit wurden in Tuna el-Gebel auch andere Tiere bestattet, meistens jedoch Vogelarten. Anlässlich religiöser Tempelfeste zogen zahllose Pilger nach Hermopolis. Dort konnte man Tiermumien kaufen und diese als Votivgaben dem Gott weihen und opfern. Die Votivgaben wurden schließlich von den Priestern in den endlosen Katakomben von Tuna el-Gebel bestattet. Mit der Zeit sammelten sich dort die Ibis-Mumien zu Tausenden und wurden aus Platzmangel in einfache Tongefäße gesteckt und in Massen übereinander gestapelt. Es gab aber auch kleine Steinsarkophage oder Holzsärge. Paviane wurden meist aufwendiger mumifiziert. An mehreren Stellen gibt es Kultnischen und Kultkammern, in denen ein regelrechter Totenopferkult für die Tiere zelebriert wurde. Vor einigen Kultnischen standen Libationsplatten (für Trankopfer) und Opferständer. Die Tierkatakomben in Tuna el-Gebel waren nicht die einzigen in Ägypten. Es gab zahllose Orte des Tierkultes, auch in Sakkara oder in der Nekropole von West-Theben. Mancherorts wurden Millionen von Tiermumien bestattet. Tuna el-Gebel gehört allerdings mit Sicherheit zu den bedeutendsten Tierkultorten Ägyptens. Weil die meisten Tiermumien in Tuna el-Gebel Ibis-Mumien sind, nannten die Griechen die Anlage „Ibiotapheion“. Antike Nekropole In griechisch-römischer Zeit gab es in Tuna el-Gebel eine regelrechte Totenstadt mit unzähligen – teils reich dekorierten – Totenkult- und Opferkapellen, kleinen Grabhäusern und Tempelchen, wo die Bewohner von Hermopolis und Umgebung ihrer verstorbenen Ahnen gedenken konnten. Manche waren in Form eines Wohnhauses, andere in der Gestalt eines Heiligtums errichtet. Einige stehen erhöht auf einem Podium. Viele dieser kleinen Bauwerke sind gut erhalten. Während der griechisch-römischen Zeit scheint es in Hermopolis eine kosmopolitische Mischbevölkerung gegeben zu haben, wie die Funde zahlreicher Inschriften und Papyri belegen. Es wurden nicht nur ägyptische (demotische) Texte gefunden, sondern auch viele, die auf Aramäisch oder Griechisch verfasst sind. Ein bekanntes Grab der Nekropole ist das der Isidora. Isidora war eine Frau, die zur Zeit des römischen Kaisers Hadrians lebte (frühes 2. Jahrhundert v. Chr.), und wohl im Nil ertrank. Doch zu den kunsthistorisch und archäologisch bedeutsameren Bauten der Nekropole gehört die Grabkapelle des Petosiris. Grab des Petosiris Eine besondere Sehenswürdigkeit in Tuna el-Gebel ist das Grab des Petosiris. Das Grab stammt aus der Zeit Alexanders des Großen bzw. der frühen Ptolemäerzeit (Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr.). Es erinnert mit seiner Vorderfront an den Pronaos des Tempels von Esna oder des entsprechenden Pendants in Dendera – nur „en miniature“. Zu Lebzeiten war Petosiris ein Hoherpriester des Gottes Thot in Hermopolis, hatte aber auch andere Priesterfunktionen inne. Der Bau besteht aus einer Vorhalle (Pronaos), aus einer Haupthalle (Hypostyl) mit eckigen Säulenpfeilern und einem Grabschacht zum unterirdischen Teil der Anlage. Einzigartig sind die Wanddekorationen der Anlage. Sie wurden in einem Mischstil angefertigt. Zum Teil verrät sich der Einfluss der hellenistischen Kunst, zum anderen Teil wurde auf streng ägyptische Motive zurückgegriffen. Während die Vorderfront des Tempels die Figuren eher in traditioneller ägyptischer Kleidung zeigt, sind im Innern der Vorhalle die Figuren in frühhellenistischem Stil mit griechischer Kleidung wiedergegeben. Die religiösen Szenen in der Haupthalle sind wieder in konventionell altägyptischer Weise dargestellt. Die rund elf Meter breite Vorderfront ist von vier Säulen mit runden Schäften und Kompositkapitellen geprägt. Die halbhohen Zwischenwände zeigen Darstellungen des Hohenpriesters Petosiris, wie er vor pavian- und ibisköpfigen Göttergestalten opfert und Kulthandlungen vollzieht. Die Gestaltung der Abbildungen erinnert stark an sonst dem König vorbehaltene Darstellungsformen auf den Wänden der großen Göttertempel. Auf der Rückseite der Eingangsfront und an der Ost- und Westwand der Vorhalle sieht man allerlei Handwerks- und Alltagsszenen: Herstellung von Salben, Tischler, Schreiner und andere Handwerker bei ihren Tätigkeiten und (auf der Ostwand) Landwirtschaftsszenen. Jeweils seitlich des Durchganges zur Haupthalle sind Opferträger und die Söhne des Petosiris vor ihren Eltern zu sehen. Die Darstellungen an den Innenwänden der Haupthalle stellen Petosiris (häufig in Begleitung seines Bruders) bei Kulthandlungen vor verschiedenen Gottheiten dar. Der schöne Sarg des Petosiris kann im Ägyptischen Museum in Kairo besichtigt werden (Galerie 49, Erdgeschoss, Katalognummer: JE 46592). Er ist aus Kiefernholz gefertigt und mit Glaseinlagen verziert. Die Augen und die lange Hieroglypheninschrift bestehen aus solchen bunten Glaseinlagen. Auswahl weiterführender Literatur

  • Kessler, Dieter, „Tuna el-Gebel“, in: Lexikon der Ägyptologie, Band VI, Wiesbaden 1985, Sp. 79-804.
  • Nakaten, Susanne, „Petosiris“, in: Lexikon der Ägyptologie, Band IV, Wiesbaden 1982, Sp. 995-998.

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