Eingangspylon am Luxor-Tempel (Foto: Mirco Hüneburg, 1989)
Die Tempelanlage geht hauptsächlich auf zwei Bauherren zurück: auf Amenophis III. (18. Dynastie) und Ramses II.(19. Dynastie). Allerdings scheint es schon Vorgängerbauten aus der Zeit der Hatschepsut, ja sogar aus dem Mittleren Reich gegeben haben.
Der Tempel hat eine Gesamtlänge von über 250 m und unterstreicht mit seinem Grundriss die Idee eines Festtempels – einer Kulisse für den Weg der Gottheit bei den großen Prozessionen, insbesondere beim Opet-Fest, aber auch beim Dekaden-Fest und dem Tal-Fest. Hierbei diente der Tempel als Stationsheiligtum für den Amun von Karnak, seiner göttlichen Gemahlin Mut und dem Götterkind Chons, deren Barken-Sänften in einem dreigliedrigen Sanktuarium hinter dem Frontpylon von Luxor abgestellt wurden. Die Barke des Amun wurde schließlich weiter in den hinteren Bereich des Tempels getragen und dort in einem zentralen Barken-Sanktuarium abgestellt. In den Seitenräumen wurden dann geheime Riten abgehalten. Es ging um Themen der kultischen Welterneuerung, d.h. der zyklischen Wiederholung der kosmischen Schöpfung, um die Erneuerung der göttlichen Geburt des Königs und um die Vereinigung des Pharaos mit seinem göttlichen Ka, d.h. seiner göttlichen Seelengestalt.
In römischer Zeit wurde der Tempel in ein Militärkastell umgewandelt. Aus frühchristlicher Zeit sind noch Reste von kleinen Kirchen erkennbar, die in und neben den Tempelanlagen mit römischen Spolien errichtet worden waren, aber dann selbst zerstört wurden. Hinter dem Pylon befindet sich eine mittelalterliche Moschee, die auf einem damals erhöhten Bodenniveau errichtet worden war, als der Tempel schon halb vom Wüstensand zugeweht war. So vereinen sich hier sichtbar die Spuren der drei großen, historischen Phasen Ägyptens: dem alten Ägypten der Pharaonen, dem christlich-koptischen Ägypten und dem islamischen Ägypten.
Der Luxor-Tempel ist abends illuminiert und kann daher auch nach Sonnenuntergang bis 21 Uhr besichtigt werden.
Drei Religionen in einem Bild: Der Luxor-Tempel mit Moschee, im Vordergrund Säulenreste einer Kirche (Foto: Mirco Hüneburg, 2009)
Barkensanktuar der Hatschepsut hinter dem Pylon und die Moschee (Foto: Mirco Hüneburg, 2009)
Säulen und Statuen im ersten Hof (Foto: M. Hüneburg, 2009)
Der Eingangspylon und die Fassade des Luxor-Tempels
Der Pylon des Tempels gehört zu den größten Torbauten Ägyptens und wird mit seinen fast 65 Metern Breite und 25 Metern Höhe nur noch von den ersten drei Pylonen in Karnak und vom Pylon in Edfu übertroffen. Errichtet und dekoriert wurde er unter Ramses II. Die Reliefs auf der Frontfassade des Pylons berichten von den militärischen Leistungen Ramses’ II. und von seinem Feldzug gegen die Hethiter und der damit zusammenhängenden Schlacht bei der syrischen Stadt Kadesch. Während die Darstellungen auf dem westlichen (rechten) Turm den Pharao in Beratung seiner Offiziere sowie den Überfall der Hethiter auf das ägyptische Militärlager zeigen, werden auf dem östlichen (linken) Turm Kampfszenen mit vielen Details aus der Schlacht von Kadesch dargestellt.
Vor dem Pylon stehen am Eingang zwei 14 Meter hohe monumentale Sitzstatuen von Ramses II. Von den zwei Obelisken steht nur noch einer an seinem ursprünglichen Platz. Der andere wurde 1836 als Geschenk Ägyptens an Frankreich außer Landes gebracht. Heute steht er auf dem berühmten Place de la Concorde in Paris.
Erster Hof im Tempel
Luxor-Tempel vom Nil aus gesehen (Foto: Mirco Hüneburg, 2009)
Hinter dem westlichen Pylon an der Nordwestecke des Hofes steht das Barken-Sanktuarium der Königin Hatschepsut und des Königs Thutmosis III., das von Ramses II. usurpiert und neu dekoriert wurde. Hier wurden bei den großen Festen die Barken der Götter Amun, Mut und Chons abgestellt. Vor Errichtung des Eingangspylons unter Ramses II. stand dieses Sanktuarium noch außerhalb vor dem Tempel, wurde also durch die Erweiterungen Rames’II. einverleibt.
Von den zahlreichen Reliefs an den Wänden des Hofes ist besonders das kleine Relief an der Südwand sehenswert, das die Fassade des Luxor-Tempels wiedergibt. Man erkennt den Pylon, die Flaggenmasten, die Kolossalstatuen und die Obelisken.
Zwischen den Säulen auf der Südhälfte des Hofes stehen zahlreiche monumentale Statuen von Ramses II. Es handelt sich um Ka-Statuen des Königs.
Säulen und Statuen im ersten Hof (Foto: Mirco Hüneburg, 2009)
Großer Säulengang
Amenophis III. vor Amun (Foto: M. Hüneburg, 2009)
Hof von Amenophis III., im Hintergrund der große Säulengang (Foto: M. Hüneburg, 2009)
Von Amenophis III. und Tutanchamun stammt der prächtige Säulengang, der heute den Hof Ramses’ II. mit dem südlichen Tempelbereich verbindet. Insgesamt 14 Säulen, d.h. 7 zu jeder Seite, flankieren den monumentalen Gang. Die 16 m hohen Säulen mit offenen Papyrus-Kapitellen tragen noch heute die schweren Architrave. Vermutlich war der Gang ursprünglich als Mitte einer großen mehrschiffigen Säulenhalle geplant, vielleicht war er auch nur als kioskartiger Vorbau des alten Tempelbereichs gedacht. Die Dekorationen dieses Bereichs stammen nicht nur von Amenophis III., sondern auch von Tutanchamun, Haremhab, Sethos I.,Ramses II. und Sethos II. An den Wänden sind unter anderem Reliefdarstellungen des Opet-Festes zu sehen.
Säulenhof von Amenophis III. und Vorhalle
Der zweite, große Hof des Luxor-Tempels stammt von Amenophis III. Er hat eine Grundfläche von rund 46 mal 52 Metern und ist an drei Seiten von einer doppelten Säulenkolonnade aus Papyrusbündelsäulen mit geschlossenen Doldenkapitellen umgeben. Dieser Kolonnadenhof geht im Süden in eine Vorhalle mit 32 Säulen über. Obwohl die Halle unter Amenophis III. errichtet wurde, finden sich an den Schäften der Säulen auch die Namenskartuschen von Sethos I., Ramses II., Ramses IV. und Ramses VI. wieder.
Im westlichen Bereich des Säulenhofes wurde 1989 unter der Erde ein großes Statuenversteck entdeckt und von einem ägyptischen Archäologenteam ausgegraben. Zum Vorschein kamen sechsundzwanzig Götter- und Königsstatuen in zum Teil hervorragenden Erhaltungszustand. Eine ähnliche Statuencachette wurde übrigens auch in Karnak zwischen dem siebten Pylon und der Nord-Süd-Achse gefunden.
Hinterer Bereich des Tempels
Säulen der Vorhalle von Amenophis III. (Foto: M. Hüneburg, 2009)
Durch eine Tür in der östlichen Wand und dann durch eine weitere zur linken (nördlichen) Seite gelangt man in einen Raum, der für den pharaonischen Königskult von besonderer Bedeutung war: dem Geburtssaal. Hier wurde alljährlich die Wiederholung der göttlichen Geburt des Königs zelebriert, vergleichbar der allweihnachtlichen Geburtsfeier Jesu Christi. Die Reliefs an der westlichen Wand geben Aufschluss über die ägyptischen Vorstellungen zur göttlichen Herkunft Pharaos.
Man sieht im unteren Register von links nach rechts wie der Schöpfergott Chnum den König Amenophis III. und dessen Ka auf einer Töpferscheibe formt, dann, im nächsten Bild, Chnum in Gesellschaft des Gottes Amun, dann Amun bei der künftigen Königsmutter, anschließend Amun und Thot und schließlich Isis mit der Königsmutter. Im mittleren Register wird zunächst der Königsmutter die Geburt des göttlichen Sohnes verkündet, dann wird in der Bildfolge unter anderem die Geburt des Königskindes und schließlich die Annahme des Sohnes durch den göttlichen Königsvater Amun geschildert. Im oberen Register wird der göttliche Werdegang Amenophis’ III. vom jugendlichen Kinde bis hin zum Königsamt dargestellt.
Auswahl weiterführender Literatur:
- Arnold, Dieter, Lexikon der ägyptischen Baukunst, Zürich und München 1994.
- Arnold, Dieter, Die Tempel Ägyptens. Götterwohnungen, Baudenkmäler, Kultstätten, Zürich 1992.
- Brunner, Helmut, Die südlichen Räume des Luxor-Tempels, Mainz 1977.
- Donadoni, Sergio: Theben, Heilige Stadt der Pharaonen, München 2000.
- El-Saghir, Mohammed, Das Statuenversteck im Luxortempel, Antike Welt Sonderheft 22, Mainz 1991.
- El-Sharkawy, Ali, Der Amun-Tempel von Karnak. Die Funktion der Großen Säulenhalle, Berlin 1997.
- Otto, Eberhard, Osiris und Amun. Kult und heilige Stätten, München 1966.
- Siliotti, Alberto, Luxor, Karnak and the Theban Temples, Kairo und New York 2002.
- Wilkinson, Richard H, Die Welt der Tempel im alten Ägypten, Stuttgart 2005.