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Assuan - Qubbet el-Hawa

Blick auf die Qubbet el Hawa (Foto: Mirco Hüneburg)

Sanddüne an der Qubbet el Hawa (Foto: Mirco Hüneburg)

Gegenüber von Assuan , auf der östlichen Seite des Niltales an einer Kurve des Flusses, erhebt sich ein hoher sandiger Hügel mit einem kleinen Mausoleum auf dessen Sptize. An seiner Flanke sind die Eingänge vieler Gräber aus der Pharaonenzeit zu erkennen. Hier haben vor viertausend Jahren sich die Gouverneure und hohen Amtsträger von Assuan und Elephantine bestatten lassen.

„Hügel des Windes“, so lautet die Bedeutung des arabischen Namens „ Qubbet el-Hawa “, den die nördliche Anhöhe gegenüber von Assuan trägt. Auf der Kuppe des Hügels steht weithin sichtbar ein kleines weißes Mausoleum des muslimischen Scheichs Sidi Ali Bin el-Hawa („Herr Ali, der Sohn des Windes“). Am Hang der Qubbet el-Hawa waren im Alten und Mittleren Reich zahlreiche prächtige Gräber der Fürsten, Gaugouverneure und hohen Amtsträger von Assuan und Elephantine in den anstehenden Fels geschlagen worden. Außerdem stehen auf halber Höhe noch die Ruinen des alten koptischen St. Georg-Klosters. Vom Gipfel der Qubbet el-Hawa hat man einen atemberaubenden Blick über die Nillandschaft von Assuan.

Sowohl von der Insel Elephantine als auch von der Stadt Assuan kann man sich mit dem Boot zur Qubbet el-Hawa übersetzen lassen. Nur wenige Meter von der Bootsanlegestelle entfernt kann man sich Eintrittskarten kaufen und über Treppenaufgänge zu den Felsgräbern steigen. Dabei sind die Grabanlagen auf drei Terrassenebenen verteilt. Die meisten sind aus Denkmalschutzgründen geschlossen. Allerdings werden die wichtigsten und schönsten regelmäßig für Touristen geöffnet.

Die Felsgrabanlagen sind nicht nur aus architekturhistorischer Sicht interessant. In vielen sind Grabinschriften mit biographischen Informationen der dort bestatten Persönlichkeiten erhalten. Weil bei Assuan und Elephantine die Stromschnellenlandschaft des ersten Kataraktes beginnt, war diese Region zur Zeit der Pharaonen die natürliche Südgrenze Ägyptens und der Ausgangsort für Expeditionen in den unwirtlichen Sudan.

Die wichtigsten und sehenswertesten Gräber sind die folgenden (mit Grabkennzeichnungsnummern nach Francis Grenfell):

Grab des Sarenput II. (Nr. 31)

Kultnische im Grab von Sarenput II. (Foto: M. Hüneburg)

Die eindruckvollste Grabanlage und der Höhepunkt der Grabarchitektur auf der Qubbet el-Hawa stammt von Sarenput II. Nebkaure-Nacht, Sohn der Satethotep. Er war gegen 1900 v. Chr. unter der Regierungszeit des Königs Amenemhet II. ( Mittleres Reich , 12. Dynastie) der örtliche Gouverneur. Das Grab ist streng axial angelegt. Vom Vorhof kommend gelangt man durch den Grabeingang zunächst in eine rechteckige undekorierte Eingangshalle mit sechs Pfeilern. Dann folgt nach einer kleinen Treppe ein langer schmaler Korridor mit leicht gewölbter Decke und Statuen-Nischen mit Darstellungen von Osirismumien. Schließlich gelangt man in die kleine quadratische Kultkammer mit vier Pfeilersäulen. Die Kultnische am Ende der Kammer ist mit wunderschönen Malereien und Hieroglyphentexten dekoriert. An zentraler Stelle sieht man den Grabherrn Sarenput II. vor dem Opfertisch sitzend.

Grab des Heqaib II. Pepi-Nacht (Nr. 35d)

Auch wenn dieses Grab nicht zu den schönsten an der Qubbet e-Hawa gehört, so ist es doch von historisch großer Bedeutung. Der Grabinhaber Heqaib Pepi-Nacht war ein hoher Amtsträger und Expeditionsleiter während der langen Regierungszeit des Königs Pepi II. ( Altes Reich , 6. Dynastie). Während seiner Amtszeit muss Heqaib sich in besonderer Weise hervorgetan haben, denn zu späteren Zeiten wurde er als Ortsheiliger von Elephantine und Schutzpatron der Handelexpeditionen verehrt. Daher wurde ihm ein bedeutendes Kapellenheiligtum mitten in der Stadt von Elephantine errichtet. Auch vor dem Grab sind zahlreiche Opfertafeln gefunden worden. Das Grab selbst ist eher klein und unscheinbar, hat aber einen relativ großen Vorhof.


Sabni II. (Nr. 35e)

Direkt neben dem Grab des Haqaib II. Pepinacht bzw. an dessen Vorhof anschließend liegt das Grab von Sabni II., das ebenfalls aus dem späten Alten Reich stammt. So kann man beide Gräber zusammen besichtigen. Die Grabdekoration ist teilweise noch recht gut erhalten.

Pfeiler im Grab von Sarenput II. (Foto: Mirco Hüneburg)

Scheintür im Grab des Sabni (Foto: Mirco Hüneburg)


Grab des Sarenput I. (Nr. 36)

Sarenput II. vor dem Opfertisch (Foto: M. Hüneburg)

Sarenput I., Sohn der Sat-Tjeni, war unter dem Pharao Sesostris I. (12. Dynastie, Mittleres Reich , um 1950 v. Chr.) Gouverneur von Elephantine und treuer königlicher Gefolgsmann. In seiner Amtszeit wurde das Kapellenheiligtum des Heqaib Pepi-Nacht auf Elephantine errichtet und mit Schreinen und Statuen ausgestattet. Seine Titel und Würden, Amtstätigkeiten und religiösen Stiftungen hat er in zahlreichen Inschriften in seinem Grab auf derQubbet el-Hawa und im Heiligtum des Heqaib festhalten lassen. In seinem Grab steht unter anderem ein erwähnenswerter Anruf an die Grabbesucher:

„Oh, Lebende auf Erden,
die vorbeigehen werden an diesem Grabe
beim Nord- und Südwärtsfahren:
so wie euch eure Götter lieben,
sollt ihr ein Dankgebet sprechen (und) Totenopfer geben
für den Ka des angesehenen Bürgermeisters Sarenput.“

(Übersetzung nach Franke, s.u., S. 192, Anmerkung: „Ka“ ist ein schwer übersetzbarer Begriff, der für etwas wie „Seele“ oder „Lebensgeist“ steht.)

Wie bei den königlichen Grabanlagen jener Zeit gehörte einst zum Grabkomplex des Sarenput ein Talbau, von dem der teils noch heute erhaltene Treppenaufweg zum rechteckigen Vorhof heraufführt. Steht man im Vorhof, blickt man auf die rötliche Sandsteinfassade des Grabes. Sie ist reich dekoriert. Um die Eingangstür herum sind lange Inschriften angebracht. An der Fassadenwand links der Tür sieht man den Grabinhaber in stehender Pose, gefolgt vom Sandalenträger und zwei Hunden. Weiter links sieht man im unteren Register Sarenput in einem Boot auf Fischfang mit Speer und im Register darüber den Grabherrn bei der Viehinspektion. Rechts der Eingangstür ist Sarenput in Begleitung eines Bogenträgers, eines Hundes und dreier Söhne dargestellt. Weiter rechts sieht man im oberen Register drei Frauen mit Blumen und im Register darunter zwei Männer und eine Frau beim Gesellschaftsspiel. Vor der Grabfassade stehen sechs nur teilweise erhaltene Pfeiler, die einst das Dach vom Portikus trugen. Wenn man das Innere des Grabes betritt, gelangt man zunächst in einen Saal mit vier Pfeilern. Dann geht es einen schmalen Gang entlang zu einem weiteren kleinen Saal mit einer Kultnische zur Verehrung des Verstorbenen. Die Darstellungen im Inneren des Grabes sind schlecht erhalten.


Doppelgrab des Mechu und Sabni (Nr. 25 und Nr. 26)

Vogeljagddarstellung im Grab des Sabni an der Qubbet el-Hawa (Foto: M. Hüneburg)

Aus dem Alten Reich (6. Dynastie, um 2300 v. Chr.) stammt das merkwürdige Doppelgrab des Mechu und Sabni, von Vater und Sohn. Es befindet sich am südlichen Ende der mittleren Terrasse. Zwei separate Aufwege führen vom Nil zu den beiden nebeneinander gelegenen Vorhöfen und den beiden Eingängen. Doch wenn man jeweils das Innere betritt, stellt man fest, dass die Eingangshalle beider Gräber verbunden ist, obwohl sich die Innenarchitektur unterscheidet. In der Halle des Mechu stehen als Raumstützen 18 Säulen mit annähernd runden Schäften. Dagegen stehen in der Halle des Sabni 14 grobe rechteckige Pfeiler. Neben den Scheintüren beider Gräber ist noch ein wunderschönes Reliefbild des Sabni sehenswert. Es zeigt den Grabinhaber beim Fisch- und Vogelfang per Boot in den Nilmarschen.

Erwähnenswert ist die Inschrift an der Außenfassade bei Sabni. Dort wird von einer Rettungs- oder Suchexpedition des Sohnes berichtet, um den Leichnam des bei einer Handelsreise nach Nubien verstorbenen Vaters zu bergen, damit dieser in seiner Heimat im Kreis der Angehörigen bestattet werden kann.


Grab des Herchuf (Nr. 34n)

Die spektakulärste biographische Grabinschrift befindet sich an der Fassade des Grabes von Herchuf. Er war gegen 2200 v. Chr. ( Altes Reich , 6. Dynastie) ein hoher Amtsträger und am Ende seiner Karriere sogar Statthalter von Oberägypten. Während der Regierungszeiten der Könige Merenre und Pepi II. leitete er mehrere Handels- und Entdeckungsexpeditionen nach Nubien, ins Land Yam und in die Region der südlibyschen Nomaden stämme. An der Fassade seines Grabbaus ist zu beiden Seiten des Einganges der Bericht von seinen teils abenteuerlichen Expeditionen erhalten. Auf verschiedenen Routen brachte er Ebenholz, Weihrauch, Elfenbein, exotische Tierfelle und einmal auch einen Zwerg, bei dem es sich vermutlich um einen Pygmäen gehandelt hat, mit nach Ägypten zur königlichen Residenz. Besonders vom eigentümlichen Zwerg war der König so angetan, dass er befahl, diesen streng beaufsichtigen zu lassen, damit ihm nichts zustoße. Außerdem sind die Berichte auch ein hervorragendes Beispiel der altägyptischen Idealbiographie, die betont, wie sehr der Grabinhaber ein gerechter Mensch war, der sich zu Lebzeiten um die Armen und Bedürftigen gekümmert habe, der die Nackten bekleidet habe, den Hungrigen Brot gab, die Bootlosen über den Fluss setzte und deshalb in der Familie und Gesellschaft angesehen war und bei Hofe in der Gunst des Königs stand.


Weitere Gräber

Viele der rund 80 bisher gefundenen Gräber an der Qubbet el-Hawa sind in einem schlechten Erhaltungszustand und daher aus Denkmalschutzgründen geschlossen. Es gibt allerdings einige weitere erwähnenswerte Gräber, deren Besichtung lohnt, sofern diese gerade geöffnet sind. Eine Besichtigung dieser Gräber ist schwer im Voraus planbar, weil von den Mitarbeitern der ägyptischen Altertümerverwaltung oft erst vor Ort und spontan mitgeteilt wird, welche Gräber gerade geschlossen sind und welche für Besucher vorübergehend geöffnet werden können.

Sehenswert sind noch die Gräber folgender Persönlichkeiten (mit Grabkennzeichnungsnummern nach Francis Grenfell): Heqaib I. (Nr. 28, 6. Dynastie, Regierungszeit von Pepi II., mit interessanter Darstellung des Grabherren, die ihn als dunkelhäutigen Nubier zeigt), Sobek-Hotep Hetepi und dessen Gemahlin Ni-Merut-Sobek (Nr. 29, Altes Reich, 6. Dynastie, Reg.-Zeit v. Pepi II.), Heqaib III. Pepi-Nacht (Nr. 30, Mittleres Reich , der Grabinhaber ist wohl nach dem alten Lokalheiligen Heqaib Pepinacht aus dem Grab 35d benannt worden, denn im Mittleren Reich war die Verehrung dieses Heiligen aufElephantine sehr lebendig), Aku (Nr. 32, Mittleres Reich, mit einer Nischendarstellung des Grabinhabers mit Frau und Kind in einer Weinlaube; die Architektur ähnelt in ihrem Grundriss dem benachbarten Grab von Sarenput I., ist aber kleiner und bescheidener), Chunes (Nr. 34h, Altes Reich, 6. Dynastie, aufwendiges Grab, auch für seine Frau Anchesni), Sobek-Hotep (Nr. 90, Altes Reich, 6. Dynastie, Reg.-Zeit v. Pepi II.).

An einem Hügel weiter nordöstlich der Qubbet el-Hawa ist noch das Grab eines gewissen Kakemut aus dem Neuen Reich erwähnenswert (keine Kennnummer). Es besticht durch die schönen Decken- und Wandmalereien.


Auswahl weiterführender Literatur:

  • Magi, Giovanna, Assuan , Philae , Abu Simbel , Florenz 1992.
  • Siliotti, Alberto, Aswan (Egypt Pocket Guides), Kairo 2001.
  • Müller, H.W., Die Felsengräber der Fürsten von Elephantine (Ägyptologische Forschungen, Band 9), Glückstadt 1940.
  • Edel, Elmar, Beiträge zu den Inschriften des Mittleren Reiches in den Gräbern der Qubbet el Hawa (Münchener Ägyptologische Studien, Band 25), Berlin 1971.
  • Edel, Elmar, „Qubbet el Hawa“, in: Lexikon der Ägyptologie , Band V, Sp. 54-68.
  • Edel, Elmar, Die Felsgräbernekropole der Qubbet el Hawa bei Assuan (3 Bände und Pläne/Tafeln, aus dem Nachlass hrsg. von Karl-J. Seyfried), Paderborn 2008.
  • Eichler, Eckhard, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, Wiesbaden 1993.
  • Rösing, Friedrich Wilhelm, Qubbet el Hawa und Elephantine; Zur Bevölkerungsgeschichte von Ägypten, Stuttgart 1990.

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