
Blick auf die Qubbet el Hawa (Foto: Mirco Hüneburg)

Sanddüne an der Qubbet el Hawa (Foto: Mirco Hüneburg)
Sowohl von der Insel Elephantine als auch von der Stadt Assuan kann man sich mit dem Boot zur Qubbet el-Hawa übersetzen lassen. Nur wenige Meter von der Bootsanlegestelle entfernt kann man sich Eintrittskarten kaufen und über Treppenaufgänge zu den Felsgräbern steigen. Dabei sind die Grabanlagen auf drei Terrassenebenen verteilt. Die meisten sind aus Denkmalschutzgründen geschlossen. Allerdings werden die wichtigsten und schönsten regelmäßig für Touristen geöffnet.
Die Felsgrabanlagen sind nicht nur aus architekturhistorischer Sicht interessant. In vielen Gräbern sind Grabinschriften mit biographischen Informationen der dort bestatten Persönlichkeiten erhalten. Weil bei Assuan und Elephantine die Stromschnellenlandschaft des ersten Kataraktes beginnt, war diese Region zur Zeit der Pharaonen die natürliche Südgrenze Ägyptens und der Ausgangsort für Expeditionen in den unwirtlichen Sudan.
Die wichtigsten und sehenswertesten Gräber sind die folgenden (mit Grabkennzeichnungsnummern nach Francis Grenfell):
Grab des Sarenput II. (Nr. 31)

Kultnische im Grab von Sarenput II. (Foto: M. Hüneburg)

Pfeiler im Grab von Sarenput II. (Foto: M. Hüneburg)

Rückwand in der Nische im Grab von Sarenput II. (Foto: Mirco Hüneburg)
Grab des Heqaib Pepi-Nacht II. (Nr. 35d)
Sabni II. (Nr. 35e)

Scheintür im Grab des Sabni (Foto: Mirco Hüneburg)
Grab des Sarenput I. (Nr. 36)
Sarenput I., Sohn der Sat-Tjeni, war unter dem Pharao Sesostris I. (12. Dynastie, Mittleres Reich, um 1950 v. Chr.) Gouverneur von Elephantine und treuer königlicher Gefolgsmann. In seiner Amtszeit wurde das Kapellenheiligtum des Heqaib Pepi-Nacht auf Elephantine errichtet und mit Schreinen und Statuen ausgestattet. Seine Titel und Würden, Amtstätigkeiten und religiösen Stiftungen hat er in zahlreichen Inschriften in seinem Grab auf der Qubbet el-Hawa und im Heiligtum des Heqaib festhalten lassen. In seinem Grab steht unter anderem ein erwähnenswerter Anruf an die Grabbesucher:
"Oh, Lebende auf Erden,
die vorbeigehen werden an diesem Grabe
beim Nord- und Südwärtsfahren:
so wie euch eure Götter lieben,
sollt ihr ein Dankgebet sprechen (und) Totenopfer geben
für den Ka des angesehenen Bürgermeisters Sarenput."
(Übersetzung nach Franke, s.u., S. 192, Anmerkung: "Ka" ist ein schwer übersetzbarer Begriff, der für etwas wie "Seele" oder „Lebensgeist" steht.)
Wie bei den königlichen Grabanlagen jener Zeit gehörte einst zum Grabkomplex des Sarenput ein Talbau, von dem der teils noch heute erhaltene Treppenaufweg zum rechteckigen Vorhof heraufführt. Steht man im Vorhof, blickt man auf die rötliche Sandsteinfassade des Grabes. Sie ist reich dekoriert. Um die Eingangstür herum sind lange Inschriften angebracht. An der Fassadenwand links der Tür sieht man den Grabinhaber in stehender Pose, gefolgt vom Sandalenträger und zwei Hunden. Weiter links sieht man im unteren Register Sarenput in einem Boot auf Fischfang mit Speer und im Register darüber den Grabherrn bei der Viehinspektion. Rechts der Eingangstür ist Sarenput in Begleitung eines Bogenträgers, eines Hundes und dreier Söhne dargestellt. Weiter rechts sieht man im oberen Register drei Frauen mit Blumen und im Register darunter zwei Männer und eine Frau beim Gesellschaftsspiel. Vor der Grabfassade stehen sechs nur teilweise erhaltene Pfeiler, die einst das Dach vom Portikus trugen. Wenn man das Innere des Grabes betritt, gelangt man zunächst in einen Saal mit vier Pfeilern. Dann geht es einen schmalen Gang entlang zu einem weiteren kleinen Saal mit einer Kultnische zur Verehrung des Verstorbenen. Die Darstellungen im Inneren des Grabes sind schlecht erhalten.
Doppelgrab des Mechu und Sabni (Nr. 25 und Nr. 26)

Vogeljagddarstellung im Grab des Sabni an der Qubbet el-Hawa (Foto: M. Hüneburg)
Erwähnenswert ist die Inschrift an der Außenfassade bei Sabni. Dort wird von einer Rettungs- oder Suchexpedition des Sohnes berichtet, um den Leichnam des bei einer Handelsreise nach Nubien verstorbenen Vaters zu bergen, damit dieser in seiner Heimat im Kreis der Angehörigen bestattet werden kann.
Grab des Herchuf (Nr. 34n)
Weitere Gräber
Sehenswert sind noch die Gräber folgender Persönlichkeiten (mit Grabkennzeichnungsnummern nach Francis Grenfell): Heqaib I. (Nr. 28, 6. Dynastie, Regierungszeit von Pepi II., mit interessanter Darstellung des Grabherren, die ihn als dunkelhäutigen Nubier zeigt), Sobek-Hotep Hetepi und dessen Gemahlin Ni-Merut-Sobek (Nr. 29, Altes Reich, 6. Dynastie, Reg.-Zeit v. Pepi II.), Heqaib III. Pepi-Nacht (Nr. 30, Mittleres Reich, der Grabinhaber ist wohl nach dem alten Lokalheiligen Heqaib Pepi-Nacht aus dem Grab 35d benannt worden, denn im Mittleren Reich war die Verehrung dieses Heiligen auf Elephantine sehr lebendig), Aku (Nr. 32, Mittleres Reich, mit einer Nischendarstellung des Grabinhabers mit Frau und Kind in einer Weinlaube; die Architektur ähnelt in ihrem Grundriss dem benachbarten Grab von Sarenput I., ist aber kleiner und bescheidener), Chunes (Nr. 34h, Altes Reich, 6. Dynastie, aufwendiges Grab, auch für seine Frau Anchesni), Sobek-Hotep (Nr. 90, Altes Reich, 6. Dynastie, Reg.-Zeit v. Pepi II.).
An einem Hügel weiter nordöstlich der Qubbet el-Hawa ist noch das Grab eines gewissen Kakemut aus dem Neuen Reich erwähnenswert (keine Kennnummer). Es besticht durch die schönen Decken- und Wandmalereien.
Auswahl weiterführender Literatur:
- Magi, Giovanna, Assuan , Philae, Abu Simbel, Florenz 1992.
- Siliotti, Alberto, Aswan (Egypt Pocket Guides), Kairo 2001.
- Müller, H.W., Die Felsengräber der Fürsten von Elephantine (Ägyptologische Forschungen, Band 9), Glückstadt 1940.
- Edel, Elmar, Beiträge zu den Inschriften des Mittleren Reiches in den Gräbern der Qubbet el Hawa (Münchener Ägyptologische Studien, Band 25), Berlin 1971.
- Edel, Elmar, "Qubbet el Hawa", in: Lexikon der Ägyptologie, Band V, Sp. 54-68.
- Edel, Elmar, Die Felsgräbernekropole der Qubbet el Hawa bei Assuan (3 Bände und Pläne/Tafeln, aus dem Nachlass hrsg. von Karl-J. Seyfried), Paderborn 2008.
- Eichler, Eckhard, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, Wiesbaden 1993.
- Rösing, Friedrich Wilhelm, Qubbet el Hawa und Elephantine; Zur Bevölkerungsgeschichte von Ägypten, Stuttgart 1990.