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Beit el-Wali - Felsentempel

Beit el-Wali – Felsentempel

Auf der modernen Stauseeinsel von Neu- Kalabscha , so genannt, weil in den 60er Jahren unter deutscher Leitung der große Mandulis-Tempel von Kalabscha hierher verlegt wurde, um ihn vor den Fluten des Nasser-Stausees („Sadd el-Ali“) zu retten, haben auch noch andere Baudenkmäler ihre zweite Heimat gefunden. Es wurden beispielsweise der pittoreske Tempel-Kiosk von Kertassi sowie einige Felsbrocken mit uralten prähistorischen Felszeichnungen, ebenso wie der berühmte Felsentempel von Beit el-Wali auf der durch Flutung des Umlandes neu entstandenen Insel wieder aufgebaut. So ist die Insel zu einer Art Freilichtmuseum geworden. Wegen der abseitigen Lage südlich des Staudammes kommen verhältnismäßig wenig Touristen an diesen Ort, obwohl die Sehenswürdigkeiten ebenso interessant und anschaulich sind wie der Isis-Tempel von Philae oder der Felsentempel von Abu Simbel .

Zum Tempel von Beit el-Wali gelangt man zu Fuß, indem man hinter dem Kalabscha-Tempel einem gepflasterten Besucherweg nach Nordwesten folgt. Hier wurde das Heiligtum nach dem Vorbild von Abu Simbel in seiner Eigenschaft als Felsentempel wiedererrichtet. Der Tempel wurde von Ramses II. (19. Dynastie, 13. Jh. v. Chr.) errichtet und den Göttern Amun-Re, Re-Harachte, Chnum und Anuket geweiht.

Die Vorhalle des Tempels liegt heute offen vor dem Felsheiligtum, war jedoch ursprünglich einmal mit einem 6 m breiten Tonnengewölbe aus Nilschlammziegel überdacht. Allerdings waren bei der Entdeckung nur noch die unteren Teile der steinernen Seitenwände erhalten. Die Wände sind mit zahlreichen historischen Reliefdarstellungen versehen.

Ramses II. erstürmt syrische Festung

Die Darstellungen auf der linken Wand berichten von den Feldzügen nach Kusch und Nubien und den Tributgaben der afrikanischen Stämme. Zu den Tributgaben gehören typische Tiere der afrikanischen Savanne wie Gazellen, Leoparden, Löwen, auch ein Strauß und eine Giraffe. Man sieht den König auf dem Streitwagen den Feinden entgegenstürmend und flüchtende Nubier, die in ihr Dorf fliehen.

Auf der rechten Wand werden die militärischen Expeditionen nach Syrien und Libyen thematisiert. Zu sehen ist unter anderem die Erstürmung einer burgartigen syrischen Festungsstadt. Auch hier wird der Pharao als Feldherr in kriegerischer Aktion gezeigt, einmal auf seinem Streitwagen, einmal die Feinde am Haarschopf ergreifend. Man sieht mehrfach seinen Sohn, der dem Vater Gefangene vorführt.

Von der heute offenen Vorhalle gelangt man in einen Quersaal, der sich bereits im anstehenden Felsen befindet. Die zum Teil noch farbigen Wandreliefs zeigen den König vor verschiedenen Göttern. In zwei kleinen Nischen stehen Figuren Ramses’ II. zwischen Isis und Horus sowie zwischen dem widderköpfigen Gott Chnum und der Göttin Anuket.

Die Figurengruppe der Göttertriade im Allerheiligsten ist nicht mehr erhalten.
Auswahl weiterführender Literatur:

Ricke, Herbert u. Georg R. Hughes u. Edward F. Wente, The Bet el-Wali Temple of Ramses II, Chicago 1967.

Roeder, Günther, Der Felsentempel von Bet el-Wali, Kairo 1938.

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