
Eingang zum Tempel von Deir el-Medine

Ruinen von Deir el-Medine

Dorf und Gräber von Deir el-Medine - südliche Hälfte

Gräber und Dorf von Deir el-Medine - nördliche Hälfte
Die Gräber der Kunsthandwerker und Baumeister liegen westlich, direkt neben dem Dorf am Hang. Das heißt: Von den Vorhöfen der Gräber kann man direkt auf die Siedlung schauen. Obwohl das Dorf schon seit der 18. Dynastie bestand, stammen die meisten Gräber aus der 19. und 20. Dynastie. Interessant sind nicht nur die Grabkammern im unterirdischen Bereich, sondern auch die Aufbauten. Manche sind zum Teil restauriert, so dass man einen guten Eindruck von der äußeren Form bekommen kann. So gab es in der Regel einen geräumigen Vorhof, den man durch einen kleinen Pylon betreten konnte. Vor die in den Felsen geschlagene Totenkapelle hat man einen Vorbau mit einer kleinen Pyramide auf dem Dach errichtet. Das Kultziel in der Totenkapelle war die Statue des Verstorbenen, die in einer Nische am Ende der Kapelle stand. Während die überirdischen Bauten für den Toten- und Ahnenkult (und die kleine Pyramiden für den Sonnenkult) gedacht waren, wo die Angehörigen und Nachfahren ihre Feste und Riten zur Erinnerung an die Toten zelebrieren konnten, so waren die unterirdischen Kammern verschlossen und unzugänglich. Hier war der Toten-Bereich, die Welt des Osiris, mit der Grabkammer, die, hier in Deir el-Medine, zumeist mit einem Tonnengewölbe überdacht und an den Wänden mit Szenen, Bildern und Texten aus dem Totenbuch dekoriert war. Dazu kommen seltene Szenen aus den Unterweltsbüchern, wie dem Pfortenbuch, die eigentlich nur Pharaonengräbern vorbehalten waren. Die meisten Gräber sind für den Tourismus geschlossen. Aber einige besonders schöne Exemplare werden immer wieder für Besucher geöffnet. Dazu gehören die Gräber von Sennedjem (Nr. 1), Onuris-Cha (alternative Schreibung: Inherchau, Inherkhau, Nr. 359), und Paschedu (Nr. 3). Welche aktuell zu besichtigen sind, erfährt man vor Ort an der Kasse, da manche Gräber aufgrund von spontanen Entscheidungen der Altertümerverwaltung auch kurzfristig geöffnet oder geschlossen werden können.
Der Hathor-Tempel von Deir el-Medine
Aus der Ptolemäerzeit stammt der Hathor-Tempel, der sich nördlich der Siedlung befindet. Er wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. unter Ptolemäus IV. Philopator errichtet. Spätere Pharaonen haben Dekorationen und bauliche Erweiterungen hinzugefügt. Die aus Ziegeln errichtet Umfassungsmauer ist noch erhalten. Der eigentliche Tempel ist aus Stein. Man betritt die Anlage durch ein kleines Tor im Nordosten. Dann kommt man in einen offenen Hof und steht direkt vor dem Heiligtum. Durch den Eingang gelangt man in die Vorhalle mit zwei Säulen. Dahinter folgt das quer gelagerte Vestibül, von dem drei Kapellen abzweigen. Die linke Kapelle war Amun, Sokar (ein Totengott aus der Region von Memphis) und Osiris geweiht, die mittlere den Göttinnen Hathor und Ma’at, die rechte dem Amun, Re und Osiris. Die Reliefdarstellungen zeigen in erster Linie Darstellungen von ptolemäischen Königen (Ptolemäus IV. Philipator und seine Schwester Arsinoe, Ptolemäus VI. und Ptolemäus VII.), wie sie den (mal stehenden, mal sitzenden) Gottheiten Opfer darbringen. Die Göttin Hathor hatte in der Gegend eine besondere Stellung inne und war eine Art Schutzpatronin der Nekropolen von West-Theben. In der Mythologie soll sie als Kuh aus dem Felsen von Deir el-Baharigetreten sein. In christlicher Zeit wurde die Tempelanlage als Räumlichkeit für ein koptisches Kloster genutzt.
Deir el-Medine ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen ins Tal der Königinnen oder ins Tal der Könige. Man kann auf den Pfaden gehen, die einst auch die Nekropolenarbeiter von Deir el-Medine gegangen waren, um zu ihrer Arbeit zu gelangen. Südlich hinter dem Ticket-Office geht am südwestlichen Hang von Deir el-Medine ein Wanderweg nach Westen. Nach wenigen Metern teilt sich der Weg. Geht man weiter nach Westen kommt man durch ein kleines Tal und dann an einem Felsheiligtum des Ptah vorbei. Nach weniger als einer Stunde erreicht man das Tal der Königinnen. Biegt man jedoch direkt hinter dem westlichen Felsenkamm von Deir el-Medine nach Norden ab, folgt man dem Arbeiterweg ins Tal der Könige. Nach halber Strecke kommt eine Gabelung. Biegt man nach Norden ab, kommt man zum „Bergdorf“. Hierbei handelt es sich um Ruinen einer temporären Siedlung der Arbeiter und Wachposten vom Tal der Könige. Wenn die Arbeiter abends nicht mehr nach Deir el-Medine zurück konnten, übernachteten sie hier. Von dort kann man weiter hinunter ins Tal der Könige wandern. Wenn man jedoch entlang der Felshangkante immer weiter nach Nordwesten geht, kommt man nach Deir el-Bahari zumHatschepsut -Tempel. Man steht zunächst oberhalb des Tempels und kann ins Tal schauen. Von hier aus hat man eine atemberaubende Aussicht. Allerdings sollte man während der ganzen Wanderung festes Schuhwerk anhaben und nicht zu nah an die Felskante treten, da man sonst abstürzen kann. Es ist wichtig, einen Plan bzw. eine Karte dabei zu haben, um sich in der Felsenlandschaft nicht zu verlaufen. Wer Bakschisch zu zahlen bereit ist, kann einen ägyptischen Führer anheuern. Doch mit einer guten Karte und Wanderlust kann man die Felsenlandschaft auch wunderbar allein genießen. Ab und zu kommen Wächter, die den einen oder anderen Felsweg abschirmen wollen, zumal sich niemand ohne Ticket ins Tal der Könige bewegen darf. Unweit von Deir el-Medine befinden sich auch die Nekropolen von Qurnet Murai (in südlicher Richtung) und Scheich Abd el-Qurna (in nördlicher Richtung).