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Ramses-Statuen im Luxor-Tempel | Bildquelle: Mirco Hüneburg

Ramses-Statuen im Luxor-Tempel

Kunst des Alten Ägypten - Reliefs, Wandmalereien und Rundbilder

Unverkennbar und von eigentümlicher Ästhetik ist die Kunst des alten Ägypten. Sie unterscheidet sich durch ihre charakteristischen Merkmale klar von der Kunst der klassischen Antike und des vorderen Orients und ist auch für Laien von anderen Kunst-Stilen unterscheidbar.

Die Zahl der erhaltenen Kunstobjekte aus dem alten Ägypten ist immens, ebenso wie die dortige Dichte monumentaler Denkmäler aus dem Altertum. Wenn es um Kulturdichte und Kulturschätze des Altertums geht, kann Ägypten ohne weiteres in einem Atemzug mit Italien, Griechenland und der Türkei erwähnt werden. Mehr als fünftausend Jahre Kunstschaffen haben für ein reiches kulturelles Erbe des Landes gesorgt – davon mehr als dreitausend Jahre das, was man Kunst aus dem Zeitalter der Pharaonen nennt. In folgender kurzer Zusammenfassung soll ein kleiner Überblick über die Merkmale zweier wichtiger Kunstgattungen der altägyptischen Zeit gegeben werden: Flachbildkunst und Rundbildkunst. Bei der Flachbildkunst handelt es sich in erster Linie um Reliefs und Wandmalereien aus Gräbern und Tempeln, bei der Rundbildkunst um Statuen und Statuetten des Königs oder von Verstorbenen und Gottheiten. Auch sie stammen hauptsächlich aus Tempeln und Gräbern. Die Architektur des Landes wird andernorts besprochen. Ausgespart werden ebenso Papyri, Keramik, Glasgefäße, Schmuck und Textilhandwerk. Auch sie werden andernorts erläutert. Doch selbst die Flachbildkunst und Rundbildkunst des alten Ägypten ist so umfangreich, dass eine Abhandlung in wenigen Textzeilen vermessen wirken muss. Daher kann dieser Text nur als erste Orientierung zu verstehen sein.

Kunsthandwerk im religiösen Kontext

Ägyptische Kunst steht zumeist im Zusammenhang mit der Religion. Dies liegt daran, dass die meisten Reliefs und Statuen in Tempeln und Gräbern gefunden wurden. Sie wurden für Bauten des Götter- oder Totenkultes geschaffen. Wohnhäuser und Räume des Alltags waren aus Lehmziegeln und vergänglichen Materialien errichtet. Gräber und Tempel aus unvergänglichem Stein. Sie waren für die Ewigkeit bestimmt. Auf diese Weise wurden mit der Reliefdekoration der Gräber und Tempel auch unvergängliche Kunstwerke geschaffen, denn Reliefkunst und Architektur bildeten eine organische Einheit.

In der Tat kann man, wenn man von einer alten Hochkultur wie jener des alten Ägypten spricht, die Sphären der Religion, Kultur, Kunst und Gesellschaft nicht klar voneinander trennen. Jeder Aspekt des Lebens und der Gesellschaft war von religiösen Weltvorstellungen durchdrungen. In alten Hochkulturen, wie der ägyptischen, kann man wegen des Fehlens bzw. noch-nicht-Vorhandenseins eines säkularen Gedankenguts darüber spekulieren und diskutieren, ob man überhaupt bestimmte Bereiche des gesellschaftlichen Lebens als profan bezeichnen darf. Es gab keine wirkliche Trennung von profaner und sakraler Welt, und dort, wo man es annehmen könnte, wurde die Trennlinie anders gezogen als in einer modernen säkularen Gesellschaft. Aber es gab eine Trennung zwischen profanem und heiligem Raum. Mit der Anlage eines Tempels oder eines Grabes wurde ein heiliger Raum abgesteckt, für den andere Regeln gelten. Es wurde eine neue Schöpfung vollzogen, eine Welt im Miniaturformat geschaffen, ein abgegrenzter Raum mit einer spezifischen und idealisierten kosmischen Ordnung geschaffen.

Was für Tempel und Gräber galt, galt ebenso für königliche Paläste. Doch gibt es nur wenig erhaltene Palastkunst, denn sie wurden wie die Häuser in der Regel aus Lehmziegeln errichtet. Beispiele für Wand- und Fußbodenmalereien kennt man aus den königlichen Palästen des Neuen Reiches in Malkata (westlich von Theben) und Tell el-Amarna .

Malerei und Bildhauerei erfüllte keinen ästhetischen Selbstzweck, sondern alle Objekte erfüllten einen rituellen oder praktischen Zweck. Eine Staute war ein Kultobjekt. Die Idee, eine Statue allein zum ästhetischen Selbstzweck zu schaffen, entspringt einer modernen Vorstellung von Kunst. Somit war die ägyptische Kunst primär religiös motiviertes Kunsthandwerk, niemals Kunst um der Kunst willen.

Entwicklung der Rund- und Flachbildkunst

Die altägyptische Kunst ist unverkennbar. Für Laien scheint es gelegentlich, als hätte die Kunst des alten Ägypten sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende kaum gewandelt. Tatsächlich hat sie über drei Jahrtausende gewisse Eigentümlichkeiten bewahren können, durch die sie sich deutlich von dem Kunstschaffen anderer Länder und Regionen abgrenzt. Allerdings hat sie - aus der Innenperspektive betrachtet - auch deutliche Entwicklungen durchgemacht, die erkennbar werden, wenn man die Statuen und Reliefs aus den unterschiedlichen Epochen miteinander vergleicht.

Für Ägyptologen und Kunsthistoriker ist es einerseits relativ leicht, ein Kunstobjekt einer bestimmten Epoche der ägyptischen Geschichte zuzuordnen. Andererseits gibt es auch Kunstwerke, deren Datierung und Zuordnung schwierig ist. Dies liegt daran, dass schon in pharaonischer Zeit Objekte älterer Epochen kopiert wurden. Priester und Handwerker hatten die Denkmäler der Vorfahren stets vor Augen. Man zog durch die Tempel und (offenen) Gräber, um sich vom Kunstschaffen vergangener Generationen inspirieren zu lassen. Je älter ein Objekt schien, desto würdevoller wirkte es. So kommt es, dass in der Spätzeit mancherorts der Stil des Mittleren Reiches als Vorbild fungierte. Denn das Mittlere Reich galt schon damals als Blütezeit, als klassische Zeit, als goldenes Zeitalter. Auch in der Schrift wurden bestimmte religiöse Texte in archaischer Schreibform und Sprache niedergeschrieben, um sie dadurch älter wirken zu lassen und somit eine besondere Würde zu erhalten. So ist es für einen Ägyptologen mitunter schwierig einzuschätzen, ob es sich beispielsweise bei einer Statue um ein Objekt des Alten oder Mittleren Reiches oder um eine Replik aus der Spätzeit handelt, in der ein ägyptischer Kunsthandwerker sich an älteren Vorbildern aus der Zeit der Ahnen orientierte.

Perspektive und Aspektive

Während die Rundbildkunst gerade im Porträt schon sehr früh realistische Abbildungen zustande brachte, blieb die Flachbildkunst, trotz aller Feinheiten im Detail, im Zweidimensionalen hängen, d.h. es wurde in der Darstellungsweise nicht geschafft oder aus Gründen der Tradition nicht angestrebt, durch Perspektive und Schattierung die Illusion eines dreidimensionales Raumes zu produzieren. Räumlichkeit wurde durch Plastizität der Einzelobjekte mittels Hervorhebung durch das Relief geschaffen. Menschliche Figuren wurden oft in Form einer eigentümlichen Kombination aus Seiten- und Vorderansicht präsentiert. Typisch für die ägyptischen Wandreliefs und Wandmalereien sind die Aufteilungen der Fläche in Register, d.h. in unterschiedliche Ebenen mittels Trennlinien. Die Register und die einzelnen Szenen in den Registern ergeben eine Bildfolge. Diese Bildfolgen können eine "Geschichte" erzählen (Beispiel: Bild 1: Pharao zieht mit seinem Heer aus, Bild 2: Pharao erobert eine Stadt, Bild 3: Pharao kehrt mit Tributgaben und Gefangenen nach Ägypten zurück). Manchmal ergeben die Bilder ein Album unterschiedlicher Themen aus der Religion (z.B. Götterszenen, Szenen aus demTotenbuch , Szenen aus der Unterwelt) oder der Lebenswirklichkeit eines Grabinhabers (z.B. mit unterschiedlichen Szenen aus dem Alltagsleben). In Kombination mit den Inschriften und Beischriften wirken die Wandbilder und Reliefs wie Bildfolgen aus einem Comicstrip.

Herstellung der Wandreliefs

Die Wandreliefs wurden von mehreren Gruppen spezialisierter Handwerker gefertigt. Es gab mehrere Arbeitsschritte. Jede Gruppe war für einen bestimmten Arbeitsgang zuständig. Zunächst kamen die Vorzeichner. Sie trugen zuerst mit zartem Strich ein gitterartiges Raster auf die Wand auf. Dieses diente zum Einhalten und Erfassen der richtigen Proportionen, damit beispielsweise der Kopf einer darzustellenden Person nicht zu groß oder der Körper zu klein aufgemalt wurde. An manchen Stellen in ägyptischen Gräbern sind noch Reste dieser Gitterraster zu sehen. Dann war es Aufgabe spezialisierter Steinmetzen, die aufgezeichneten Bilder reliefartig herauszuarbeiten. Schließlich bemühte sich eine dritte Gruppe von Handwerkern um die bunte Bemalung. Diese Vorgehensweise blieb auch in späteren Zeiten üblich. Bei reinen Wandmalereien wurde der zweite Arbeitsschritt entsprechend ausgelassen.

Kunst des Alten Reiches

Die Kunst des Alten Reiches ist primär funeräre Kunst, d.h. Kunst aus Gräbern. Dies liegt zum Teil daran, dass aus jener Zeit weitaus weniger Tempel und Heiligtümer erhalten sind als aus späteren Epochen, wie dem Neuen Reich oder der Ptolemäerzeit. Bei jenen aus dem Alten Reich noch erhaltenen Tempeln handelt es sich in der Regel um die Totentempel der Pyramidenanlagen. Die bedeutendsten Kunstwerke stammen also zumeist aus Sakkara , Giza, Abusir usw.

Trotz einiger Meisterwerke aus der Zeit der ersten beiden Dynastien begann die Blüte des Kunstschaffens im Bereich der Reliefs und Rundplastik mit der 3. Dynastie und entfaltete sich endgültig während der 4. bis 6. Dynastie. Sie begann parallel zur Entwicklung der monumentalen Steinarchitektur der königlichen Grabanlagen, denn mit dem Steinmetzhandwerk schritt auch die Bildhauerkunst voran.

Von der Frühdynastischen Zeit bis zum Ende des Alten Reiches lässt sich hierbei eine bestimmte Entwicklung konstatieren: Während zu Beginn des ägyptischen Kunstschaffens mythologische und königliche Motive im Vordergrund standen, wurden später immer häufiger Abbildungen von verstorbenen Privatpersonen geschaffen. Der Grund für diese Entwicklung ist, dass es mit dem Fortschreiten des Alten Reiches mehr und mehr Amts- und Würdenträger gab, die sich ein entsprechend ausgestattetes Grab anlegen konnten bzw. durften. Der Höhepunkt der nicht-königlichen Plastik und Reliefkunst des Alten Reiches war während der 5. und 6. Dynastie erreicht. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten entdeckten nicht-königlichen Gräber des Alten Reiches.

Im Ägyptischen Museum von Kairo (Altes Museum) sind zahlreiche der repräsentativsten Objekte und wichtige Beispiele der Rundbildkunst des Alten Reiches ausgestellt. Die wichtigsten Objektgruppen sind: Statuen des Königs (siehe z.B. Sitzfigur des Königs Chasechem, 2. Dyn. Erdgeschoss, Saal 43; Sitzfigur des Königs Djoser, 3. Dyn. Erdgeschoss Saal 43, Sitzfigur des Chephren, 4. Dyn. Erdgeschoss, Saal 42), Stauen des Königs in Begleitung einer oder mehrer Gottheiten (siehe z.B. Standfigur des Königs Mykerinos in Begleitung zweier Göttinnen, 4. Dyn. Erdgeschoss, Galerie 47) und Statuen hoher Amts- und Würdenträger (siehe z.B. Sitzfiguren des Rahotep und der Nofret, 4. Dyn. Erdgeschoss, Saal 32; Holzfigur des Kaaper, 5. Dyn., Erdgeschoss, Saal 42). Alle Statuen dienten dem Toten- und Opferkult. Die des Königs standen in den Totentempeln der Pyramidenanlagen, die der hohen Amts- und Würdenträger in den Opferkapellen der privaten Mastabas und Felsgräber. Dort wurden sie in speziellen Kultnischen aufgestellt.

Die Sitzfiguren der Schreiber, die auch in späteren Epochen immer wieder auftauchen, sind gestalterisch eine Besonderheit. Sie zeigen jeweils einen Mann aus der Bürokratie, der im Schneidersitz auf dem Boden sitzt und eine ausgebreitete Papyrusrolle auf seinem Schoß hält, um auf ihr zu schreiben. In dieser Form ließ sich die Verwaltungselite des Landes gerne darstellen, denn über Jahrtausende hinweg gab es stets nur eine kleine Minderheit, die lesen und schreiben konnte. Oft besetzen sie höchste Ämter in der Verwaltung. (Siehe berühmtes Beispiel im Ägyptischen Museum in Kairo: Sitzfigur eines Schreibers, 4. Dyn., Erdgeschoss, Saal 42).

Die Sphinx (wegen der griechischen Herkunft des Wortes in der Regel grammatikalisch feminin, im neudeutschen Sprachgebrauch manchmal maskulin – der Sphinx – geschrieben, mit der pseudogrammatikalischen Begründung, es handele sich um die Darstellung eines männlichen Wesens), die als Objektgattung ebenfalls im Alten Reich auftaucht, blieb bis in die griechisch-römische Zeit ein beliebtes Motiv ägyptischer Rundplastik. Sie zeigt in der Regel einen ruhenden Löwenleib mit Menschkopf und königlichem Kopftuch. Meistens dekorierten Sphingen (im neuern Umgangsdeutsch auch Sphinxen geschrieben) Alleen und Aufwege zu Tempeln und Palästen. Die große Sphinx von Giza ist ein monumentales Unikat und wahrscheinlich aus dem anstehenden Fels geschaffen worden, weil die Natur dem Felsen eine ähnliche Form bereits vorgab und die Vollendung zur Sphinx aus ägyptischer Perspektive naheliegend war.

Die zahlreichen Wandreliefs des Alten Reiches stammen zumeist aus Mastabas und Felsgräbern der Privatpersonen. Daneben gibt es auch Reliefs aus den königlichen Totentempeln und Sonnenheiligtümern. Abgesehen von einigen Reliefs des Pharao Djoser waren die Gänge und Kammern der Pyramiden nicht mit Wandbildern verziert. Sie waren entweder undekoriert oder wurden (in der 5. und 6. Dynastie) mit hieroglyphischen Pyramidentexten beschriftet. Typische Szenen der Wanddekorationen in den Gräbern des Alten Reiches waren Motive aus der Landwirtschaft und Viehzucht, Jagd und Fischfang, Szenen der Viehzählung sowie wie Szenen des Totenkultes und Auflistungen der Totenopfer. Zusammen mit der hieroglyphischen Totenopferformel wurde somit in Stein die Versorgung des Toten bildlich und textlich verewigt.
Kern der Grabdekoration war jedoch die Stele, der Totengedenkstein, oder wenn man so will eine Art Grabstein. Selbst Gräber, die nicht dekoriert waren, hatten oft eine Stele. Auf ihr waren neben dem Bild der verstorbenen Persönlichkeit ihre Titel und Herkunft zusammen mit der Totenopferformel in hieroglyphischer Schreibung festgehalten. Neben der Stele war die Scheintür ein typischer Bestandteil eines ägyptischen Grabes. Hierbei handelt es sich um eine reliefartige Andeutung einer Tür, durch die der mobile Aspekt der "Seele" des Verstorbenen aus dem Totenreich zurückkehren konnte, um in der Grabkapelle die Opfergaben in Empfang zu nehmen. Oberhalb der eigentlichen Scheintür gab es eine Tafel, auf welcher der Grabinhaber vor dem gedeckten Opfertisch abgebildet ist. Auch die Texte der Scheintür erzählen von der Genealogie und den Titeln und Würden der Person und beginnen immer mit der Totenopferformel. Stelen und Scheintüren waren bis in die Spätzeit wichtige Elemente ägyptischer Grabdekoration.

Während des Alten Reiches entwickelte sich die erste Standardisierung der ägyptischen Kunst, die Orientierung an einem bestimmten Ideal von Schönheit und Ästhetik. Dies hing zum Teil mit der beruflichen Spezialisierung des Bildhauerhandwerks zusammen. Die königlichen Residenzen wuchsen, und mit ihnen die Anzahl der Noblen und hohen Amtsträger, die sich ein standesgemäßes Grab anlegen wollten, konnten und durften. Bei der Ausgestaltung der Gräber orientierte man sich an Vorbilden. Die Gräber der Vorfahren wurden studiert und nachgeahmt, neue Stilelemente hinzugefügt, und wenn der Reichtum des Grabinhabers und die künstlerischen Fähigkeiten der Handwerker es zuließen, an Detailfeinheit und Raffinesse übertroffen.

Wichtig zu erwähnen ist hierbei die Farbigkeit der Kunst. Alle Reliefs waren ursprünglich bunt bemalt. In manchen Gräbern haben sich Farbspuren erhalten, die die einstige Farbenpracht erahnen lassen. Auch die Statuen waren in der Regel bemalt. Die Reliefierung der Wände diente hierbei zur plastischeren Darstellung der Szenen. Sie war aber nie als alleinige Dekorationsform ohne anschließende Bemalung gedacht. Wie wichtig die Farben waren, zeigen Beispiele aus Meidum. Dort wurden in einem Grab vertiefte Reliefs in den Stein gehauen, die anschließend mit einer dicken Farbpaste ausgefüllt wurden. Dadurch ging zwar der plastische Effekt des Reliefs verloren, die Farben blieben jedoch länger haltbar. (Siehe hierzu im Ägyptischen Museum die Pastenreliefs des Nefermaat, Erdgeschoss, Galerie 41).

Kunst der Ersten Zwischenzeit

Mit dem Zusammenbruch des Königtums verschwanden die Auftrageber für die zahlreichen professionellen Handwerksmeister, die sich auf die Gestaltung der Privatgräber oder königlichen Grabanlagen spezialisiert hatten. In den Regionen Ägyptens, in denen sich Gaufürsten und Patrimonialherren zu Provinzmäzenen aufschwingen konnten, gab es zwar ein Kunstschaffen, das sich allerdings nicht mit der Qualität der Residenzkunst des Alten Reiches messen konnte. Man spricht hierbei von "Provinzkunst". Nicht nur die Qualität der Ausführung, sondern die ganze Gestaltung der Proportionen jener Reliefs und Bildwerke wirkt unbeholfen und rückschrittlich.

Kunst des Mittleren Reiches und der Zweiten Zwischenzeit

Im Mittleren Reich traten neue Objektgattungen in Erscheinung. Als Grabbeigaben wurden Holzmodelle sehr beliebt. Die wie Spielzeug wirkenden Modelle bilden das altägyptische Leben im Miniaturformat ab: Schiffe und Fischer mit ihren Booten und Netzen beim Fang, Hirten und ihre Tiere, Figurengruppen von bewaffneten Kriegern oder Handwerker in ihren Werkstätten. Im Ägyptischen Museum befinden sich hervorragende Beispiele im Obergeschoss, Saal 27 (Opferträgerin, Fischfang mit Schleppnetz, Viehzählung, Weberei, Schreinerei, usw.). Berühmt ist sind die Holzmodelle ägyptischer Krieger und nubischer Bogenschützen (Ägyptisches Museum, Oberschoss, Saal 37).

Eine neue Form ägyptischer Rundplastik sind die seit dem Mittleren Reich und bis in die griechisch-römische Zeit beliebten Würfelhocker. Hierbei handelt es sich um Sitzstatuen, bei denen die Figur mit angezogenen Knien auf dem Boden hockt und von einem großen Umhang oder Mantel eingehüllt ist, so dass das Gebilde wie eine Art Würfel aussieht, aus dem ein Kopf hervorlugt. Solche Hocker-Statuen waren besonders gut dazu geeignet, lange Hieroglypheninschriften anzubringen.
In den Gräbern der Provinzfürsten und Gaugouverneure wurden herrliche Wandmalerien geschaffen. Ein hervorragendes Beispiel ägyptischer Wandmalerei sind sicherlich die Darstellungen in den Gräbern von Beni Hassan in Mittelägypten. Hier verzichtete man auf die Steinmetzarbeit der Herausreliefierung der Bilder und konzentrierte sich auf die zeichnerische und malerische Ausgestaltung.

Ein Höhepunkt altägyptischer Reliefkunst wurde im Mittleren Reich in der Tempeldekoration erreicht: Die Sed-Fest-Kapelle von Sesostris I. in Karnak ist mit feinster erhabener Reliefbildkunst dekoriert, die sich durch detailverliebte Perfektion und allerfeinste Modellierung auszeichnet.

Während der Zweiten Zwischenzeit nahm die handwerkliche Qualität mangels höfischer Auftrageber und Mäzene wieder ab. Wie bei der Ersten Zwischenzeit spricht man daher oft vom sogenannten "Provinzstil". Der Verfall der Reliefkunst lässt sich anhand der Stelen jener Zeit verdeutlichen. Die Bilder wurden gröber, und die richtigen Proportionen der Bildelemente gingen verloren.

Kunst des Neue Reiches und der Amarna-Zeit

Aus der Zeit des Neuen Reiches sind viele bedeutende Kunstwerke erhalten. Die Kunst erlebte in der imperialen Phase Ägyptens eine neue Blütezeit. Gerade in den Residenzen und große Metropolen, insbesondere in Theben, entwickelte sich ein neuer Reichtum der Tempel und gesellschaftlichen Eliten, genährt durch die militärische Expansion des Landes und den Tributgaben aus dem Ausland. So wurden viele Ressourcen frei, um die unzähligen Kunsthandwerker mit der Dekoration der Tempel und Gräber zu beauftragen und zu finanzieren.

In Theben und Umgebung wurde auf diese Weise eine nie zuvor da gewesene Anhäufung von kunstvoll dekorierten Altertümern geschaffen. Die Wandmalereien im Tal der Könige, im Tal der Königinnen und in den Thebanischen Nekropolen der hohen Würdenträger in Sheikh Abd al-Qurna, El-Asasif, Qurnet Murai, Deir el-Medina und Dra Abu el-Naga sind von einzigartiger Sorgfalt und Pracht. Beispielhaft für die zauberhafte Grabmalerei der Privatgräber sind etwa die Gräber des Nacht, des Sennefer, des Sennedjem, des Menena, um nur wenige zu nennen.

Herausragendes Merkmal an der Rund- und Flachbildkunst des Neuen Reiches ist die Loslösung von alten überlieferten Formen und Schemata, hin zu einer freieren Gestaltung der Bildgliederung, lockeren und variationsreicheren Darstellungen menschlicher Bewegungen sowie kreativerer Ausnutzung der Bildfläche. Eine neue Leichtigkeit und Detailfreude verrät die souveräne Beherrschung der Handwerkstechniken. An den Wänden der Tempel wurden aufwendige Bildfolgen geschaffen, die detailliert von den Feldzügen der Könige und von den Kulthandlungen im Tempel berichten. In den königlichen Gräbern im Tal der Könige wurden komplexe Entwürfe der Unterwelt und der religiösen Kosmologie in unzähligen Variationen abgebildet.

Wie in der Flachbildkunst, so entstand auch im Bereich des Rundbildes eine neue Blütezeit. Die kunstvoll gearbeiteten Statuen, Sitzstatuen und Statuengruppen hoher Amts- und Würdenträger, nobler Damen und ranghoher Priester stammen weiterhin oft aus den Kultnischen der Grabkappellen. Aber seit dem Mittleren Reich verbreitete sich auch die Tradition, dass reiche und fromme Stifter, die einem Tempel eine Stiftung oder Gabe zukommen ließen, eine Statue ihrer selbst dort hinterlassen konnten, um, vertreten durch ebendiese Statue, auf ewig dem Götterkult und Gottesdienst im Tempel beiwohnen und von den Opfergaben profitieren zu können. Wurden die Kulträume der Tempel im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte übervoll wegen der zahlreichen Stiftungen, grub man tiefe Gruben unterhalb des Tempels. Dort wurden die Statuen "eingelagert", um Platz für neue Statuen neuer Stifter zu machen. So kam es, dass Archäologen manchmal Hunderte Figuren und Statuen an einem einzigen Ort fanden (sog. "Cachette"). Der Museumsbesucher kann davon ausgehen, dass eine nicht-königliche Statue mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder in der Kultnische einer Grabkapelle, als Grabbeigabe oder als Stifterfigur in einem Tempel gestanden haben muss.

Eine wichtige Fundgruppe aus der Rundplastik des Neuen Reiches sind die Uschebtis (auch Schawabtis genannt). Hierbei handelt es sich um kleine mumienförmige Standfiguren, die im kunsthandwerklichen Idealfall das Gesicht des Grabinhabers tragen, oder, wie meistens, eine idealisiertes Gesicht tragen. Die Aufgabe dieser Figürchen war es, die für den Verstorbenen im Jenseits anfallenden Arbeiten zu erledigen, denn auch im Totenreich warteten die Lasten des Alltags. Sie waren also eine Art Dienerfigur. Daher tragen sie auch manchmal eine oder zwei kleine, in der damaligen Landwirtschaft üblichen, Hacken und, über die Schulter geworfen, ein oder zwei kleine Säckchen für Saatgut. So konnte die Dienerfigur die landwirtschaftlichen Aufgaben ihres Herrn übernehmen. Viele wohlhabende Leute hatten kleine Trupps solcher Helferfiguren als Grabbeigaben. Nicht selten wurden sogar exakt 401 Exemplare solcher Uschebtis mit ins Grab gegeben: 365 Arbeiter, und zwar einen Arbeiter für jeden Tag, sowie 36 Wochenaufseher (eine ägyptische Woche dauerte 10 Tage) sowie 12 Oberaufseher für die einzelnen Kalendermonate.

Die Kunst der Amarna-Zeit fällt aus dem Rahmen des bisherigen ägyptischen Schönheitsideals. Sie ist so eigentümlich, dass sie auch von Laien leicht als besonderer Kunststil erkannt wird. Sowohl in den flachbildlichen als auch in den rundplastischen Darstellungen von Menschen nahm man Abschied von idealisierten Schönheitsidealen. Insbesondere die Darstellung des menschlichen Körpers orientiert sich nicht mehr an den archaischen Formvorstellungen von weiblichen Rundungen und männlich-muskulöser Kantigkeit, sondern ließ verstärkt die Wiedergabe individueller Merkmale zu, bis hin zur Verschmelzung weiblicher und männlicher Körperformen.

Bei dem am meisten während der Amarna-Zeit dargstellten Menschen, Pharao Echnaton, wurden dieses neue Merkmal geradezu ins Groteske überzogen. Wie die Karikatur eines geschlechtslosen Menschen wurde der Pharao mit weiblichen Hüften und hängendem Bauch dargestellt. Auch die individuellen Gesichtszüge wurden markant hervorgehoben. Im Ägyptischen Museum in Kairo werden einige Meisterstücke der Amarna-Zeit ausgestellt, so beispielsweise die riesige Büste Echnatons (Amenophis’ IV.) im Erdgeschoss, Saal 3 oder die Büsten und Porträts der Königin und der Prinzessinnen im selbigen Saal. Ein Meisterwerk der Bildhauerkunst aus Amarna ist sicherlich auch die weltberühmte Büste der Königin Nofrete im Ägyptischen Museum in Berlin. Ein weiteres deutliches Erkennungsmerkmal der Amarna-Kunst ist die Darstellung des Strahlen-Atons. Es handelt sich hierbei um die Wiedergabe der Sonnenscheibe mit Sonnenstrahlen, die in alle Winkel des Bildes vordringen und an deren Enden Hände mit Lebenszeichen sind. Die Botschaft ist eindeutig: Die Strahlen des Sonnengottes ermöglichen das Leben auf Erden.

Die berühmtestes Kunstwerke aus dem Neuen Reich, ja aus dem alten Ägypten überhaupt, sind die Schätze und Beigaben aus dem Grab des Tutanchamun, wie sie in mehreren Sälen des Ägyptischen Museums in Kairo zu sehen sind. Sie geben einen hervorragenden Eindruck von meisterlicher Handwerkskunst. Die Totenmaske des Tutanchamun ist eines der bekanntesten Kunstwerke weltweit (siehe Ägyptisches Museum, Obergeschoss, Saal 4). Allerdings muss man davon ausgehen, dass auch die anderen Pharaonen des Neuen Reiches und späterer Zeiten in der Regel prächtige Särge und Totenmasken aus Gold hatten. Eine vergleichbare königliche Totenmaske wurde von Pierre Montet 1940 in Tanis gefunden. Sie stammt aus der dritten Zwischenzeit und gehörte dem Pharao Psusennes I. (siehe Ägyptisches Museum in Kairo, Tanis-Saal bzw. Obergeschoss, Saal 2 E).

Kunst der Dritten Zwischenzeit und Spätzeit

Im Verlauf der ersten Jahrtausends v. Chr. gab es immer wieder Rückgriffe auf Stilvorbilder älterer Epochen. Besonders in den Gräbern des Alten und Mittleren Reiches fand man Vorbilder für Replikate, um die Würde des Alters vorzutäuschen. Beispielhaft sind die Darstellungen und Dekorationen des Montemhet (26. Dynastie) in seinem Grab in El-Asasif bei Theben. Die Architektur ist spätzeitlich, doch die Reliefs nehmen deutliche Anleihen aus den viel älteren Epochen des Alten und Mittleren Reiches.

Zugenommen hatte in der Dritten Zwischenzeit und Spätzeit der Gebrauch der Uschebtis. Oftmals von schlechterer Qualität und mit blaugrüner Fayence überzogen, wurden sie in Massen hergestellt, so dass auch die "Mittelschicht" jener Zeit sich solche Helferfigürchen für ihre Grabausstattung leisten konnte. Heute gibt es nicht nur Tausende solcher Uschebtis in den Museen und Antikengalerien dieser Welt zu besichtigen, auch im Kunst- und Antikenhandel sind sie sehr beliebt. In Ägypten werden gern Replikate von Uschebtis als Souvenir an Touristen verkauft.

Auch wurde es seit dem Ende des Neuen Reiches üblich, kleine Osiris-Figuren mit ins Grab zu geben, von denen ebenfalls Tausende Exemplare gefunden wurden. Aus der Spätzeit, aber auch aus der Ptolemäischen Zeit, sind viele Götterbilder aus Schiefer (Grauwacke) erhalten. Auch diese Figuren stammen zumeist aus Tempeln. Aber auch in den Gräbern wurde häufiger solche Götterfiguren als Grabbeigaben gefunden.

Die Götterstatuen in den Gräbern sind dem Ausdruck einer gewachsenen persönlichen Frömmigkeit geschuldet. Der Mensch drückte seine Verbundenheit mit der Welt der Götter aus, ohne auf Pharao als Mittler zurückzugreifen. Dies steht ganz im Gegensatz zur Botschaft der Grabdekorationen aus dem Alten Reich. Dort stand noch die Loyalität zum König im Mittelpunkt, der zwischen Götterwelt und menschlicher Gesellschaft als Mittler fungierte.

Ptolemäische und römerzeitliche Kunst

Interessant ist die Entwicklung der Kunst während der hellenistischen Zeit. Während fast überall in Südeuropa, Nordafrika und Vorderasien Städte, Tempel, Paläste und Häuser mit all ihrem Schmuck an Statuen und Reliefs im griechischen (und später griechisch-römischen) Stil gehalten waren, so blieben die Tempel der Ptolemäer zumeist rein ägyptische Monumente. Die monumentalen Tempel in Edfu, Dendera, Esna, Kom Ombo und Philae belegen, wie die ägyptische Baukunst, und mit ihr die ägyptische Flach- und Rundbildkunst, ihre Eigenart behielt. Griechisch-makedonische und später römische Herrscher ließen sich nicht als Hellenen oder Römer darstellen, sondern im ägyptischen Königsornat, mit ihrem Namen in ägyptischen Hieroglyphen geschrieben. Nirgendwo waren die Griechen so in der Kunst und Kultur des Gastlandes aufgegangen wie in Ägypten. Lediglich in Alexandria, per se eine internationale Metropole, existierten ägyptische und griechische Kunst gleichwertig nebeneinander, ebenso wie die zwei Bevölkerungsgruppen in der Stadt parallel lebten.

Bedeutende Beispiele antiker Kunst aus jener Zeit, die sich mehr an Rom und Hellas als an altägyptischer Kunst orientierte, kann man im Griechisch-Römischen Museum in Alexandria besichtigen. Zwar gab es anfangs Versuche, hellenistische Reliefkunst mit ägyptischen Stilen verschmelzen zu lassen, wie etwa das Grab des Petosiris in Tuna el-Gebel zeigt. Doch hat sich schließlich die ägyptische Darstellungsweise der Reliefkunst für einige Zeit durchgesetzt, wie die großen Tempel belegen. Allerdings gewannen später, d.h. in der spätrömischen und byzantinischen Zeit, wieder griechisch-römische Formen und Stilrichtungen die Oberhand. In den ersten zwei Jahrhunderten nach Christus entstanden interessante Mischstile. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür sind die weltberühmten Fayum-Porträts. Hierbei handelt es sich um ägyptische Särge, bei denen anstatt der üblichen Totenmaske naturalistische Porträtbilder der Verstorben auf das Gesicht gelegt wurden. Sie waren mit Wachsfarben auf Zedernholz gemalt. In der Darstellungsweise entsprechen sie dem typischen Stil der römischen Antike: naturalistische Wiedergabe des Gesichtes und zeitgemäße griechisch-römische Kleidung. (Siehe zum Beispiel im Ägyptischen Museum in Kairo die Maske einer jungen Frau, Obergeschoss, Saal 14.) Den Mischstil aus klassisch-antiker und altägyptischer Formensprache kann man beispielhaft in den Reliefs, Rundbildern und Malereinen in den Katakomben von Kom el-Schufaka in Alexandria besichtigen.

Ende der altägyptischen Kunst

Im Verlauf der römischen und byzantinischen Zeit traten die ägyptischen Stile mehr und mehr zurück. Dies hing primär mit der Religion zusammen. Viele Griechen blieben ihrer hellenistischen Götterwelt treu oder wandten sich Mischkulten zu, wie dem des Serapis. Und in spätrömischer und byzantinischer Zeit verbreitete sich das Christentum. Zwar hat die koptische Kunst Ägyptens gewisse Eigentümlichkeiten der Pharaonenzeit im Detail bewahrt, doch mit den Tempeln und Gräbern, die ohne die altägyptische Religion nicht denkbar wären, verschwanden auch die typisch ägyptischen Formen und Motive. Sie gerieten, ebenso wie die Hieroglyphenschrift, in Vergessenheit.

Einfluss der ägyptischen Kunst auf andere Kulturen

Die ägyptische Kunst hat im vorklassischen Altertum nur wenig überregionale Bedeutung und Rezeption erfahren. Ausgenommen sind der syrisch-palästinische Raum und der nördliche Sudan. Im syrisch-palästinischen Raum wurden insbesondere von den Phöniziern und den syrischen Handelsstädten ägyptische Kunst- und Stilelemente übernommen und in die eigene Kunst integriert. Auch ein Einfluss auf die Kultur und Kunst der Minoer lässt sich konstatieren. Im Sudan waren schon seit der frühen Bronzezeit die Kulturen in Nubien und Kusch stark von der ägyptischen Kunst inspiriert und beeinflusst. Später haben die Reiche von Meroe und Napata die ägyptische Kunst fortgeführt, das Formenrepertoire mit neuen Stilelementen erweitert und so eine eigene Kunst geschaffen.

Rezeption ägyptischer Kunst

Nach der Wiederentdeckung der altägyptischen Kultur durch den berühmten Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes kam es im 19. Jahrhundert zu einer Modewelle der Ägyptomanie. In adeligen und bourgoisen Kreisen galt es als schick, Kunstwerke im (pseudo-)ägyptischen Stil zu besitzen oder Eingänge von Villen mit kleinen Sphingen zu schmücken.

Mit Aufkommen des Ägyptentourismus, der Ausstattung zahlreicher bedeutender Museen der Welt mit wertvollen Aegyptiaca und mit großen Wanderausstellungen verbreitete sich das Wissen um das alte Ägypten und die Vorstellung davon, was typisch ägyptisch aussieht und was nicht. Es begann eine Rezeption ägyptischer Kunst, wobei sie sich im Rahmen einer allgemeinen Mode der Antikenrezeption hielt. Auch die europäische Kunstrichtung des Orientalismus, in welcher man europäische Wunschwelten mit orientalischen Motiven vermengte, wurde durch die in der Öffentlichkeit gezeigten ägyptischen Kunstschätze beeinflusst. Der Fund des Grabschatzes des Tutanchamun befeuerte schließlich die Begeisterung für das alte Ägypten. Nicht nur die kunstbeflissenen Bildungsbürger der reichen Oberschicht, sondern auch Menschen anderer Schichten und Klassen begannen sich für das alte Ägypten zu interessieren.

Auch in Ägypten selbst wurden seit dem 19. Jahrhundert wieder Anleihen an altägyptischen Stilen entnommen, insbesondere in der Architektur profaner Bauten und Verwaltungsgebäude. Der Kunststil der Pharaonenzeit wird heute als eigenständige Gattung angesehen, die sich an Bedeutung mit der indischen, chinesischen sowie der antiken und mittelalterlichen Kunst Europas ohne weiteres messen lassen kann.

Auswahl weiterführender Literatur:

  • Michalowski, Kasimierz, Ägypten: Kunst und Kultur, Freiburg im Breisgau 1969.
  • Müller, H.W., Die Kunst Ägyptens (Reihe: Monumente alter Kulturen), Frankfurt a.M. 1970.
  • Priese, Karl-Heinz (Hrsg.), Ägyptisches Museum Berlin, Mainz 1992.
  • Saleh, Mohammed und Hourig Sourouzian (Hrsg.), Offizieller Katalog – Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum in Kairo, Mainz 1986.
  • Seidel, Matthias und Regine Schulz, Ägypten: Kunst und Architektur, Köln 2001.
  • Vandersleyen, Claude (Hrsg.), Das Alte Ägypten (Propyläen Kunstgeschichte, Band 15), Berlin/Wien/Frankfurt a.M. 1975 (Anm.: in der jüngeren Ausgabe von 1985 Band 17).
  • Wolf, Walter, Die Kunst Ägyptens – Gestalt und Geschichte, Stuttgart 1957.

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