Wahrzeichen der islamischen Altstadt von Kairo und von vielen Punkten der Stadt sichtbar ist die riesige, stark befestigte
Zitadelle mit der Moschee des Muhammad Ali. Auf einem Plateau gelegen, überragt sie Kairo wie die Akropolis Athen. Sie gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Die Zitadelle liegt im Südosten der Stadt, zwischen den Stadtvierteln ad-Darb al-Ahmar (el-Darb el-Ahmar) im Norden und el-Chalifa (al-Khalifa) im Süden, von wo sich die weite islamische Totenstadt mit den ausgedehnten Nekropolen erstreckt. Östlich der Zitadelle erheben sich die Hügel und Felsen von Gebel el-Muqattam (Moqattam). Vom Zentrum der islamischen Altstadt ist die Zitadelle gut zu Fuß erreichbar. Direkt gegenüber der Zitadelle stehen am Saladin -Platz (Midan Salah ad-Din) die
Sultan-Hassan-Moschee und die
ar-Rifai-Moschee.
Was ist die Zitadelle? Bei der Zitadelle handelt es sich um einen Festungs-, Palast- und Moscheenkomplex mit einem einzigartigen Bauensemble aus unterschiedlichen Epochen des islamischen
Ägypten. Ihre einzelnen Bauten erzählen von der wechselvollen Geschichte Kairos. Viele mittelalterliche Bauten wurden erweitert oder abgerissen, um neuen Platz zu machen. Das natürliche Felsplateau bot schon von Anbeginn den idealen Ort für eine ausgedehnte Festungsanlage. Aus verschiedenen Blickrichtungen scheint die Zitadelle von der großen Moschee Muhammad Alis dominiert zu sein, die als höchstes Gebäude die Anlage bekrönt. Doch tatsächlich befinden sich auf der Zitadelle unzählige sehenswerte Bauten, zahlreiche Moscheen und Museen. Es lässt sich schwer feststellen, wann die ersten Bauten auf dem Felsplateau der Zitadelle errichtet wurden, da man für archäologische Ausgrabungen unterhalb der Gebäude graben müsste. Man weiß, dass im frühen 9. Jahrhundert ein arabischer Gouverneur hier einen kleinen Palastpavillon errichten ließ. Sicher ist, dass
Sultan Saladin (Salah ad-Din) im 12. Jahrhundert eine große Festungsanlage hat errichten lassen. Es war die
Zeit der Kreuzzüge, und überall im Nahen Osten wurde die hohe Kunst des Festungsbaus verfeinert, um den Belagerungsmaschinen und Wurfgeschossen der Gegner standzuhalten. Sein Bauprojekt war Teil einer umfassenden Erneuerung von Kairos Wehranlagen. Die günstige Lage veranlasste auch die Herrscher späterer Generationen, die Befestigungen der Zitadelle auszubauen und neue Gebäude hinzuzufügen. Als Steinmaterial wurden Verkleidungsblöcke der
Pyramiden, vornehmlich der Roten Pyramide bei
Dahschur , verwendet, die von den Arbeitern wie in einem Steinbruch abgeschlagen wurden. Vom
Saladin-Platz (Midan Salah ad-Din), gegenüber der Hasan-Moschee gelegen, blickt man auf die massiven Mauern und den großen
Torbau Bab al-Azab aus dem 18. Jahrhundert, der eine Zeit lang der Hauteingang zur Zitadelle war. Heute gibt es zwei Eingänge, im Norden das
Bab el-Gadid („Neues Tor“) und im Osten das
Bab el-Gebel (Bab al-Gabal, „Wüstentor“ bzw. „Bergtor“) am großen „Löwenturm“ (wegen der Lage auch Muqattam-Turm genannt). Die Touristen gelangen zumeist durch das Tor
Bab el-Gebel in die Anlage. Vor dem Tor befinden sich ein großer Busparkplatz und ein kleines archäologisches Museum.Der ganze Komplex der Zitadelle lässt sich in drei Hauptfestungsbereiche aufteilen, einer nördlichen Festung, el-Ankischariya genannt, einer unteren Festung, al-Azab / el-Asab und die Südfestung el-Kalaa. Heute durchziehen einige geteerte Zugangswege und Straßen die Anlage. An vielen Stellen wurden kleine Bereiche parkartig begrünt.Wer ohne Führer die Zitadelle besichtigen will, sollte unbedingt einen Plan dabeihaben, um nicht die Orientierung zu verlieren. Auch sind nicht immer alle Bereiche zugänglich, sei es, dass sie gerade restauriert werden oder aus anderen Gründen temporär geschlossen sind. In den folgenden Abschnitten werden nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf der Zitadelle vorgestellt. Die Reihenfolge ist der Besichtigung kann beliebig gewählt werden, je nachdem durch welches Tor man eintritt.
Moschee des el-Nasir Direkt am Südosteingang neben dem Mokattam-Festungsturm sieht man bereits die
Moschee des Sultans el-Nasir Mohammed (bzw. an-Nazir Muhammad Ibn Qala’un) aus dem 14. Jahrhundert. Obwohl die Mosche im Innern wie Äußeren von fremden Eroberern teilweise ihrer Dekoration beraubt wurde – die Innendekoration wurde von Sultan Selim I. nach
Istanbul gebracht – , ist sie ein architektonisch interessantes Denkmal der Mamluken-Zeit. Dank umfangreicher Restaurationen ist sie wieder zu besichtigen. Für ihre Errichtung verwandte man zum Teil Spolien, insbesondere Säulen, aus der griechisch-römischen und byzantinischen Antike. Die zwiebelförmigen Spitzen der beiden Minarette (einer an der Nordseite, der andere an der Westseite) verraten persischen Einfluss. In der Mitte der Moschee befindet sich ein großer Innenhof mit prächtigen Kolonnaden mit rot-schwarzen Steinreihen. Über dem Ostflügel ist ein kleiner, grün-türkis schimmernder Kuppelbau errichtet. Die strenge rechteckige Form und die hohen Außenwände mit ihren Zinnenbekrönungen verleihen der Moschee einen festungsartigen Charakter.