Die berühmteste Geschichte aus dem Alten Ägypten ist jene des Beamten Sinuhe.
Diese Geschichte darf nicht verwechselt werden mit dem Roman "Sinuhe, der Ägypter" von Mika Waltari, der in den fünfziger Jahren in Hollywood verfilmt wurde. Der Roman spielt in der Amarna-Zeit, die "wahre" altägyptische Original-Geschichte des Sinuhe spielt aber im Mittleren Reich.
Versionen dieser Geschichte hat man auf gleich mehreren Papyri aus dem Mittleren und Neuen Reich gefunden. Dazu kommen Textausschnitte, die man auf Ostraka fand.
Inhalt:
Während der Kronprinz Sesostris mit seinem Heer in Libyen zu Felde zieht, stirbt im heimatlichen Palast der alte König Amenemhet. Das Interregnum ist eine kritische Phase, und der hohe Amts- und Würdenträger Sinuhe hat Angst, in einen politischen Tumult verwickelt zu werden. Er sieht seine Position und sein Leben in Gefahr.
Also begibt er sich auf die Flucht. Er zieht durch Ägypten, stets auf der Hut vor Wachposten und Soldaten. Er zieht heimlich an den Grenzfestungen vorbei und muss sich mehrfach verstecken. Schließlich gelangt er in die Wüste Sinai. Dort, hinter den großen Bitterseen, die heute im Bereich des Suez -Kanals liegen, bricht Sinuhe vor Durst zusammen. Er befürchtet sterben zu müssen. Zufällig kommen Nomaden vorbei, die ihn retten. Sie geben ihm Wasser und Milch und lassen ihn weiter ziehen. Sinuhe gelangt nach Palästina und in den Libanon.
Dort wird er von einem Scheich namens Amunenshi in Nordpalästina gerufen und in dessen Lager im Lande "Jaa" empfangen. Der Scheich erkundigt sich nach Sinuhes Herkunft. Dieser erzählt ihm, dass der Pharao ermordet worden sei und die Zukunft ungewiss und gefährlich. Er, Sinuhe, sei aber unschuldig. Dann folgt eine Hymne auf die Größe und Mächtigkeit des neuen Herrscher Amenemhet. Amunenschi ist beeindruckt und nimmt Sinuhe in seinen Stamm auf. Sogar in die Familie des Scheichs wird Sinuhe aufgenommen. Er darf die Tochter des Scheichs heiraten. Außerdem ist er nun stolzer Besitzer großer Viehherden.Dann wird Sinuhe herausgefordert. Ein anderer Scheich eines benachbarten Stammes will Sinuhes Viehherden erbeuten. Es kommt zum Zweikampf mit Pfeil und Bogen, Dolch und Keule. Sinuhe siegt und triumphiert über seinen Feind. Als Beute bekommt er die Viehherden des feindlichen Stammes.
Doch auf dem Höhepunkt seines Ansehens wird Sinuhe melancholisch und denkt an seine Heimat. Er möchte gern in seine Heimat zurückkehren und am Ende seiner Tage dort begraben werden. Die Nachricht über Sinuhes Leben und Befinden erreicht den ägyptischen Königshof. Da erhält Sinuhe eine Botschaft aus der Residenz. Er dürfe heimkommen und habe nichts zu befürchten. Sinuhe verlässt seinen palästinischen Stamm und kehrt in seine Heimat zurück. Dort wird er am Königshof empfangen und mit Gaben und Privilegien überschüttet. Sinuhe lebt in der Obhut Pharaos bis an sein Ende und bekommt ein standesgemäßes Begräbnis.