Bei dieser Geschichte handelt es sich um ein Märchen, in dem ein Schiffbrüchiger auf einer Insel einem riesigen Schlangendämon begegnet.
Nach typisch orientalischer Erzählweise sind hier mehrere Geschichten ineinander gefügt, denn die Hauptgeschichte ist in einer Rahmengeschichte eingefügt: Ein Reisender soll Pharao zu seiner gescheiterten Expedition Rede und Antwort stehen. Auch innerhalb der Hauptgeschichte ist eine kleine Geschichte eingefügt. Der Schlangegott erzählt vom Schicksal seiner Familie, die bei einem Kometeneinschlag ums Leben kam. Der Text wurde in hieratischer Schreibung auf einem Papyrus des Mittleren Reiches gefunden (Papyrus Leningrad 1115).
Inhalt:
Ein Reisender kommt von einer Seefahrt heim und soll Pharao berichten. Doch er hat Angst, vor den König zu treten, denn die Expedition war anscheinend erfolglos. Ein anderer muntert ihn mit seiner eigenen Geschichte auf.
Diese Geschichte geht folgendermaßen: Der Erzähler sticht mit einem prächtigen Schiff und einer tüchtigen Mannschaft in See, um Bergwerksgüter aus fernen Ländern für den König zu holen. Trotz bester Seekenntnis und vorausschauender Sorgfalt während der Fahrt wird die Mannschaft von einem Unwetter überrascht. Ein Sturm kommt auf. Das Schiff zerbricht und geht mitsamt seiner Mannschaft unter. Nur der Erzähler überlebt. Er wird an den Strand einer einsamen Insel gespült. Dort muss er ausharren, zunächst unter einem Versteck aus Holz, dann begibt er sich auf die Suche nach Essbarem. Nachdem er Früchte gepflügt und Vögel und Fische gefangen hat, will er zum Dank für seine Errettung ein Brandopfer für die Götter vollziehen, als er plötzlich ein grollendes Donnern vernimmt. Ein großes Ungetüm in Gestalt einer Schlange aus Gold und Lapislazuli kommt herangekrochen. Die Schlange will sofort erfahren, wie der Mann auf die Insel gekommen sei, und droht ihn mit ihrem Feuerstrahl zu töten, wenn er nicht sofort Auskunft gebe. Schließlich beginnt der Mann in der Höhle des Schlangenmonsters zu erzählen und gibt Auskunft von seiner Reise und dem Unwetter mit dem Untergang des Schiffes. Die Schlange ist angetan von der Geschichte. Sie versichert dem Mann, ihn zu verschonen, und dass er in wenigen Monaten von einem Schiff abgeholt werde, das ihn zurück nach Hause bringt.
Dann beginnt die Schlange ihrerseits eine Geschichte zu erzählen. Diese Geschichte handelt von der Schlangenfamilie, die durch das Feuer eines herabfallenden Sternes (Kometen?) getötet wurde. Nur sie, die letzte Schlange auf der Insel, habe überlebt. Der Mann ist angetan von ihrer Geschichte und dankbar, dass sie ihn unversehrt lässt. Zum Dank verspricht er ihr allerlei Opfergaben, wenn er wieder zu Hause angekommen sei. Die Schlange lacht und sagt voraus, dass nach Ankunft des fremden Schiffes die Insel mitsamt der Schlange verschwinden würde. So geschieht es. Wie vorausgesagt, kommt ein Schiff vorbei. Die Schlange gibt dem Schiffbrüchigen zum Abschied allerlei wertvolle Gaben mit. Der Schiffbrüchige wird von dem Schiff in die Heimat gefahren. Dort gelangt er zur königlichen Residenz, wo er vom Herrscher gelobt wird. Doch trotz dieser aufmunternden Geschichte, die dem Gescheiterten Mut machen soll, fürchtet sich dieser vor den König zu treten. Hier endet die Geschichte.