Heilig und uralt: Neben dem Tal der Könige und dem Pyramidenplateau von Giza (Gizeh) ist das weitläufige Nekropolengebiet von Sakkara (Saqqara) die bedeutendste Totenstadt aus dem alten Ägypten und einer der wichtigsten archäologischen Fundorte des Landes.
Der Name Sakkara leitet sich vermutlich ursprünglich vom ägyptischen Gott Sokar ab, einem archaischen Totengott und Lokalgott der Region westlich der alten Residenzstadt und Reichsmetropole Memphis. Von Kairo aus gesehen, ist der Besuch von Sakkara mitsamt Anfahrt und Besichtigung ein voller Tagesausflug. Vom Stadtrand aus sind es etwa 20 bis 25 Kilometer Entfernung, von Giza etwa 15 Kilometer.
Die Stufenpyramide des Pharao Djoser (um 2700 v. Chr.) in Sakkara (Foto: Mirco Hüneburg 1989)
Über zwei Hauptgebiete (Sakkara-Süd und Sakkara-Nord) erstreckt sich ein riesiges Freilichtmuseum aus Grabanlagen, Mastabas, Pyramiden (12 davon sind königliche Pyramiden aus dem Alten und Mittleren Reich), Katakomben und Totentempeln. Rund 3000 Jahre lang war Sakkara eine der bedeutendsten Stätten für den Totenkult bzw. für die Grablegung und Verehrung hoher Verstorbener. Zahlreiche Könige ließen sich hier bestatten.
In Sakkara-Nord befinden sich Gräber aus unterschiedlichsten Epochen, von der ägyptischenFrühzeit (1. und 2. Dynastie, etwa 3100-2700 v. Chr.) bis zur Zeit der persischen Herrschaft (5. und 4. Jahrhundert v. Chr.). Außerdem liegen direkt neben den Gräberfeldern der Pharaonenzeit die Ruinen eines bedeutenden koptischen Klosters. Ein eigens für Sakkara errichtetes Museum beherbergt eine hervorragende Auswahl wichtiger, archäologischer Funde aus dem Grabungsgebiet. Auch wenn die meisten Gräber in Sakkara aus konservatorischen Gründen für den Tourismus geschlossen sind und nur von außen bestaunt werden dürfen, so gibt es allerdings einige Highlights unter den Pyramiden und Gräbern, die für die Besucher aus aller Welt geöffnet sind und zum Teil auch von innen besichtigt werden können. Trotz des großen Besucherandranges ist dies auch gegen Denkmalschutzbedenken vertretbar, weil wegen der enormen Vielzahl sehenswerter Anlagen die Aufenthaltszeit vieler Gäste ohnehin nicht ausreichen würde, um alle Grabmäler in Sakkara durch eine eingehende Besichtigung entsprechend zu würdigen, so dass sich der Touristenstrom verteilt.
Wir werden zunächst einen kleinen Überblick geben, dann den berühmten Pyramidenkomplex des Djoser besprechen und schließlich einige weitere ausgewählte Pyramiden und Mastabas vorstellen. Reisende sollten nach Möglichkeit ihre Besichtungstour mit dem Besuch des Museums in der Nähe des Ticketoffices beginnen, um einen Überblick über das Gebiet und die Geschichte von Sakkara zu erhalten und eine inhaltliche Einführung in die Bedeutung der Nekropole zu bekommen. Modelle und Erklärungstafeln führen die Gäste behutsam in die Geschichte der Totenstadt und in die nicht minder spannende Geschichte ihrer Entdeckungen und Ausgrabungen ein.Ganz im Norden der rund 8 Kilometer langen und etwa 2 Kilometer breiten Nekropole liegen die uralten Gräber und Mastabas aus den ersten beiden Dynastien. Ihre Erforschung gab Aufschluss über die Entwicklung sowohl der königlichen als auch der nicht-königlichen Gräber, von den Vorformen der Frühzeit bis zur Entstehung der Mastabaform, wie sie im Alten Reich fortgesetzt wurde. Bei vielen Mastabas ist man sich nicht sicher, ob es sich tatsächlich um königliche Gräber handelt oder um Kenotaphe, das heißt Scheingräber, denn viele frühdynastische Könige hatten sich zusätzlich weitere Grabanlagen in der oberägyptischen Nekropole von Abydos anlegen lassen. Bei einigen Gräbern ist es zudem unklar, ob es sich um ein Königsgrab oder um das Grab eines Angehörigen oder hohen Amtsträgers des jeweiligen Königs handelt. In der Regel sind diese frühdynastischen Gräber nicht dem touristischen Publikum zugänglich. Westlich der frühdynastischen Gräber gibt es Katakomben für Tiermumien, lange Galerien, in denen heilige Ibisse und Paviane bestattet wurden.
Im Zentrum von Sakkara-Nord liegen der berühmte Pyramidenkomplex des Königs Djoser Netjerichet (3. Dynastie), dem ältesten monumentalen Steinbau Ägyptens, sowie die Pyramidenanlagen der Pharaonen Userkaf und Unas (5. Dynastie) und des Teti (6. Dynastie). Südöstlich der Djoserpyramide wurde noch ein weiterer Pyramidenkomplex aus der 3. Dynastie entdeckt, der aber so stark zerstört ist (und vermutlich niemals fertig gestellt worden war), dass Laien kaum noch etwa erkennen können. Es handelt sich hierbei um die Stufenpyramidenanlage des Königs Sechemchet, die 1954 von dem ägyptischen Archäologen Zarkaya Ghoneim entdeckt wurde. Überhaupt ist die Totenstadt von Sakkara so weitläufig, dass viele Archäologen davon ausgehen, noch weit mehr Gräber finden zu können.
Südlich des Unas-Komplexes wurden vor einigen Jahrzehnten Gräber hoher Amts- und Würdenträger entdeckt. Darunter auch das mit wunderschönen Reliefs dekorierte Grab des Generals Haremhab (18. Dynastie), der später Pharao wurde und sich ein neues Grab im Tal der Könige bei Luxor anlegen ließ. Außerdem wurden nah der Südflanke der Unas-Pyramide zahlreiche eigentümliche Schachtgräber aus derSpätzeit entdeckt. Sie werden in der Fachliteratur als Persergräber bezeichnet, stammen aber vermutlich eher aus der 26. Dynastie.
Ganz im Westen von Sakkara-Nord liegt das berühmte Serapeum, ein Komplex aus Katakomben und Ganggalerien, in dem hauptsächlich von der Spätzeit bis zur Ptolemäerzeit, also vom siebenten bis ersten Jahrhundert v. Chr., die mumifizierten Körper heiliger Stiere beigesetzt wurden. Bei diesen Stieren handelte es sich um ausgewählte Tiere, die als Verkörperungen des Gottes Apis verehrt wurden und in ausgewählten heiligen Stallungen gehalten wurden. Nach ihrem Tode wurden sie wie Menschen mumifiziert, einbalsamiert und in Sarkophagen bestattet. Die steinernen Stiersarkophage waren entsprechend der Größe der Tiere recht monumental und wogen bis zu 70 Tonnen. Die Anlagen des Serapeums wurden im 18. Jahrhundert vom französischen Forschungsreisenden Paul Lucas entdeckt und im 19. Jahrhundert von Auguste Mariette wiederentdeckt.
Im Osten von Sakkara-Nord liegen die bedeutenden Ruinen des koptischen Klosters vom Heilligen Jeremias. Im 5. Jahrhundert gegründet, wurde das Kloster im 10. Jahrhundert wieder zerstört. Die Ruinen des Klosters mussten wegen des Grades der Zerstörung genauso archäologisch erforscht werden, wie die wesentlich älteren Ruinen der umliegenden pharaonischen Denkmäler. Zahlreiche Bauteile und Kunstwerke, die bei diesen Grabungen zum Vorschein kamen, sind heute im Koptischen Museum von Kairo zu besichtigen. Das Kloster umfasst neben den Alltagsgebäuden der Mönche noch zwei Kirchen.
Das Pyramidengebiet von Sakkara-Süd liegt etwa 7 Kilometer weiter südlich. Hier stehen neben der großen, königlichen sargförmigen Mastaba von Pharao Schepseskaf (4. Dynastie) wichtige Pyramidenanlagen verschiedener Dynastien, und zwar aus der 5. Dynastie (Djedkare-Asosi), der 6. Dynastie (Pepi I., Merenre I., Pepi II.), der 8. Dynastie (Ibi) und der 13. Dynastie (Chendjer und ein unbekannter Pharao). Leider sind viele Denkmäler von Sakkara-Süd den Touristen nur mit Sondergenehmigung und Geländewagen zugänglich, weshalb dieser Bereich nur selten von Besichtigungsgruppen frequentiert wird. Der Besucherstrom konzentriert sich auf Sakkara-Nord und speziell den Djoser-Komplex.
Routenempfehlung für Tagesausflügler: Nach Besichtigung des Museums empfiehlt sich die direkte Fahrt zum Djoserkomplex und Besichtigung der Anlagen dieses Königs. Anschließend, falls geöffnet, lohnt sich die Besichtigung der Unas-Pyramide und nah gelegener Gräber, dann die Fortsetzung der Sakkara-Besichtigung am Teti-Komplex (Besichtigung der Teti-Pyramide und der Gräber des Mereruka und des Kagemni). Falls noch Zeit ist, kann man sich in den Bereich nordwestlich des Djoserkomplexes begeben und dort die Gräber des Ti, Ptahhotep, Achethotep und das Serapeum anschauen.
Detailinformationen zur großen Stufenpyramide
Eine Grabanlage der besonderen Art ist der Komplex des Pharao Djoser Netjerichet (3. Dynastie, aus dem 27. Jahrhundert. v. Chr.) mit der weltberühmten Stufenpyramide. Sie ist nicht die einzige Stufenpyramide in Ägypten. Südwestlich des Djoserkomplexes gibt es Überreste eines ähnlichen Grabbezirks mit Stufenpyramide. Diese Grabanlage gehört dem Pharao Sechemchet, ebenfalls aus der dritten Dynastie. Doch blieb das Bauvorhaben des Sechemchet unvollendet. Die Überreste sind so spärlich, dass Laien von außen gesehen kaum noch etwas davon erkennen können. Des weiteren gibt es noch zahlreiche, kleine, stufenförmige Kultpyramiden an verschiedenen anderen Orten Ägyptens, wie in Sinki/Abydos, in Zawiet el-Meitin bei Minia, in Kula/ Hierakonpolis , ja sogar tief im Süden auf der Insel Elephantine bei Assuan . Auch diese Kultpyramiden stammen vermutlich aus der 3. Dynastie und gehörten vielleicht sogar Djoser.
Doch es ist die große Djoserpyramide in ihrem Komplex in Sakkara, die den Ruhm hat, das erste monumentale Steingebäude Ägyptens und die einzige große Stufenpyramide des Landes zu sein. Die Höhe maß ursprünglich etwa 60 Meter. Die Grundfläche ist nicht exakt quadratisch, sondern misst 123 Meter an der Ost-West-Seite und 107 Meter an der Nord-Süd-Seite. Ursprünglich war sie als klassische Mastaba geplant, dann aber, Stufe um Stufe nach oben und außen erweitert, bis die Form der Stufenpyramide geboren war. Damit veränderte sich der sarg- und hausförmige Grabbau zu einer Art monumentaler Treppe in den Himmel.
Der Djoserkomplex in der Übersicht (Grafik: Mirco Hüneburg für Ägypten-Online / Stern-Tours, 2010)
Innerhalb der Pyramide gibt es ein komplexes System von Gängen und Kammern mit zahlreichen Magazinen. Im Zentrum unterhalb der Pyramide ist der Grabschacht mit der Grabkammer des Königs. Weil die Pyramide einsturzgefährdet ist, ist das Betreten der Gänge nur Archäologen und Bauforschern gestattet. Als Baumeister dieses Werkes gilt der Architekt Imhotep , der in den späteren ägyptischen Inschriften als „Öffner des Steins“ (altägyptisch: wb3-jnr, sprich: „Uba-Oner“) bezeichnet wird, weil er die Verwendung von Steinarchitektur für Monumentalbauten einführte, um diese für die Ewigkeit auszustatten. Diese Rolle wird ihm zumindest in späteren, ägyptischen Dokumenten zugewiesen, und es gibt eigentlich wenig Anlass, daran zu Zweifeln.
Doch zum Grabkomplex des Djoser gehört weit mehr als nur die Stufenpyramide. Vielmehr ist es ein großflächiger Grabbezirk, der von einer 545 mal 278 Meter messenden Umfassungsmauer aus Kalkstein umgeben ist. Die massive Umfassungsmauer hat eine Nischengliederung mit Vorsprüngen, die an mesopotamische Lehmziegelarchitektur erinnert. An 14 Stellen deuten Scheintüren einen kultischen Eingang an. Doch der einzig wirkliche Eingang befindet sich an der Südostecke des Komplexes. Durch dieses Eingangstor, das noch heute die Touristen als Eingang benutzen, gelangt man in eine lange Kolonnade mit Halbsäulen im scheinbar „Dorischen Stil“, fast als ob Imhotep die griechische Formgebung zweitausend Jahre früher vorweg genommen habe. Die Kolonnade und die umliegenden Bauten wurden zum Teil vom französischen Bauforscher Jean-Philippe Lauer mit seinen Teams in jahrzehntelanger Arbeit restauriert und rekonstruiert. Durch diese Kolonnade führt der Weg zum großen Festhof, auf dem vermutlich der Kultlauf des Königs beim Sed-Fest stattfinden sollte – natürlich kultisch bzw. symbolisch für die Ewigkeit. Beim Sed-Fest, einem Jubiläumsfest, das aus Anlass eines Thronbesteigungsjubiläums zur Erneuerung der königlichen Herrschkraft zelebriert wurde, musste der Pharao um zwei B-förmige Steingebilde als Wegmarken herumlaufen und so seine herrschaftliche Kondition zur Schau stellen. Die Steine, welche die Wegstrecke markieren, sieht man noch heute mitten auf dem Hof.
Heb-Sed-Hof im Djoser-Bezirk (Foto: Mirco Hüneburg 2009)
Östlich des großen Festhofes gibt es einen kleineren Festhof, den sogenannten Sed-Fest-Bezirk oder Kapellen-Hof, der an der östlichen und westlichen Seite von steinernen Kapellen flankiert wird. Bei diesen Bauten handelt es sich um massive Scheingebäude ohne Innenräume (außer einer Statuennische). Die dekorierte Außenfront der jeweiligen Kapellen imitiert Stroh-, Schilf-, Zelt- und Holzbauten, wie sie zum heiligen Sed-Fest aufgebaut wurden. Bei ihnen handelt es sich vermutlich um steinerne Nachbildungen vorgeschichtlicher Reichsheiligtümer für die Gaue Ober- und Unterägyptens. In der Mitte dieses Festhofes steht noch die Basis des aus Alabaster angefertigten Thronpodestes, das bei speziellen Riten des Sed-Festes eine Rolle spielte.
Die Pyramide des Djoser (Foto: Mirco Hüneburg 2010)
An der Nordflanke der Stufenpyramide liegt der Totenopfertempel des Königs. Die Bedeutung der einzelnen Räume ist noch nicht abschließend geklärt, da er sich von den späteren Totentempeln stark unterscheidet. Östlich neben dem Totentempel ist ein kleiner Serdab, eine kleine, geschlossene Kultkapelle, in der eine wertvolle Sitzstatue von Djoser gefunden wurde, die heute im Museum in Kario steht. Im Serdab (arabisch für „Keller“) steht nun stattdessen eine Kopie, die man durch einen Sichtschlitz sehen kann.
Die Deutung des ganzen Kult- und Pyramidenkomplexes des Djoser ist noch sehr unklar. Viele Ägyptologen tendieren zu der Ansicht, den Komplex als Pyramidengrabanlage mit einer Kombination aus symbolischen Bauten für das Sed-Fest, einem ewigen Jenseitspalast und fiktionalen Bauten für die Bestattungs- und Totenrituale des verstorben Königs zu deuten. Teile des Djoserkomplexes, insbesondere im Nordbereich, harren noch weiterer Forschungen und Ausgrabungen. Zahlreiche Forscherteams sind insbesondere mit restauratorischen Arbeiten beschäftigt, um diese einmalige Anlage auch für die Nachwelt zu erhalten.
Die Mastaba-Gräber der 5 und 6. Dynastie in Sakkara
Sakkara ist eine solch bedeutende, weitläufige und umfangreiche Totenstadt, dass die Aufenthaltszeit der meisten Reisenden nicht ausreicht, um alle Denkmäler zu besichtigen und entsprechend zu würdigen. Aus der enormen Vielzahl der Grabkomplexe und Monumente seien einige wichtige Beispiele herausgegriffen, die in der Regel auch für Touristen geöffnet sind und besichtigt werden können. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass dies nur eine kleine Auswahl ist. Da Sakkara-Süd in der Regel nicht betreten werden darf, beschränken wir uns auf das Gebiet von Sakkara-Nord, das ohnehin den meisten Gästen als Sakkara schlechthin vorgestellt wird.
Die Mastaba des Ti (5. Dynastie, um 2400 v. Chr.)
Um 1860 wurde von Auguste Mariette bei seinen Ausgrabungen in der Nähe des Serapeums eine Mastaba entdeckt und freigelegt, die durch ihre qualitätsvolle Dekoration und ihr Bildprogramm hervorsticht und so zu einiger Berühmtheit gelangt ist. Es handelt sich um das Grab eines hohen Beamten namens Ti. Er war Hofbeamter und Verwalter der Pyramiden des Niuserre und Neferirkare in Abusir, sowie Verwalter der Sonnenheiligtümer des Sahure, Niuserre und Neferirkare. Obwohl also sein Dienstbereich in Abusir lag, ließ er sich in Sakkara bestatten.
Durch einen Eingang mit zwei Säulen gelangt der Besucher in einen offenen Hof, der von einem Rundgang mit Pfeilersäulen umgeben ist. An der Nordseite des Hofumgangs befindet sich eine Öffnung, durch die man ins sogenannte Serdab gucken kann. Ein Serdab (arabisch für „Keller“) ist ein Raum, in dem eine oder mehrere Statuen des Verstorbenen standen, die der Besucher nur durch einen Schlitz in der Wand sehen kann und die dem Totenkult dienten. Nach Süden führt ein schmaler Korridor (mit einer interessanten Scheintür an der Westwand), von dem eine Seitenkammer abzweigt, zur eigentlichen Grabkapelle mit zwei Pfeilersäulen. Auch hier sind an der Westwand zwei Scheintüren herausgearbeitet. An der Südwand gibt es drei Gucklöcher bzw. Sehschlitze, die wiederum Einblick in ein weiteres Serdab geben. An der Nordwand der Grabkapelle ist ein berühmtes Relief zu bewundern, das den Grabherren auf Bootsfahrt im Papyrusdickicht zeigt. Von der Mitte des offenen Säulenhofes führt ein Gang in den unterirdischen Bereich des Grabes mit der Grabkammer.
Die Mastaba des Ptahhotep und Achethotep (5. Dynastie, um 2350 v. Chr.)
Ebenso sehenswert ist die Doppelmastaba des Ptahhotep und seines Vaters Achethotep. Durch den Eingang und das schmale Vestibül gelangt man ins Zentrum der Mastaba: eine große Kammer mit vier Säulenpfeilern. Von dort zweigt eine kleinere Raumgruppe zum Kultbereich des Sohnes Ptahhotep und eine größere Raumgruppe zum Kultbereich des Vaters ab. Von hoher Qualität sind nicht nur die fabelhaften Wandreliefs sondern auch die Scheintüren, von denen es zwei kleinere in der Opferkammer des Ptahhotep und eine große in der Opferkammer des Achethotep gibt. Die erste der beiden Scheintüren des Pathhotep imitiert eine Palastfassade. Ptahhotep war Wesir und Hoher Richter sowie Priestervorsteher im Pyramidenbezirk des Mykerinos in Giza, der Pyramide des Djedkare Asosi in Sakkara-Süd und der Pyramide des Niuserre in Abusir. Sein Vater hatte dieselben Ämter, die wohl vom Vater auf den Sohn übergingen, war aber auch noch Vorsteher der Pyramidenstadt.
Die Mastaba des Mereruka (6. Dynastie, um 2300 v. Chr.)
Besonders berühmt ist die Mastaba des Mereruka. Er war nicht nur Wesir, Hoher Richter und Priestervorsteher im Pyramidenbezirk des Teti, sondern auch mit einer Tochter des Königs verheiratet. Mit 32 Kammern ist das Grab des Mereruka die umfangreichste, private Grabanlage des Alten Reiches, die bisher gefunden wurde. Die Anlage ist nicht nur für ihn bestimmt gewesen. Es gibt auch einen abgetrennten Bereich für seine Gemahlin, zu dem eine Tür links hinter dem Mastabeingang abzweigt, und einen kleinen Bereich für seinen Sohn am Ende des Gang- und Kammerkomplexes. Der Hauptteil war für Mereruka bestimmt. Größter Raum der ganzen Anlage ist die Opferkultkammer mit sechs Säulenpfeilern. Hier gibt es eine erhöhte Wandnische, aus welcher der Grabherr als Statue plastisch hervortritt.
Die Mastaba des Kagemni (6. Dynastie, um 2300 v. Chr.)
Neben der Mastaba des Mereruka liegt die große Mastaba des Kagemni. Er war Wesir, Hoher Richter, Priestervorsteher und Verwalter an der Pyramide des Teti. Die Grabanlage wurde schon 1843 von der preußischen Ägyptenexpedition unter Lepsius entdeckt. Die herrlichen Wandreliefs zeigen zum Teil noch die Originalfarben. Dargestellt sind die typischen Themen wie Landwirtschaft, Jagd und Fischfang sowie die üblichen Totenopferszenen.
Weitere wichtige Gräber in Sakkara
Von den unzähligen Mastabas und Felsgräbern in der Nekropole von Sakkara-Nord sind die meisten geschlossen. Es lohnt sich jedoch, sich am Ticket-Office zu erkundigen, ob und welche wieder für Touristen geöffnet sind. Sehenswerte Gräber sind, neben den bereits besprochenen, die Mastaba des Nianchchnum und Chnumhotep (5. Dynastie), die Mastaba des Mehu (6. Dynastie), das Grab des Chenu (6. Dynastie), das Grab des Nefer (5. Dynastie) mit seinen noch zum Teil erhaltenen Farbdekorationen und das ebenso farbig dekorierte Schachtgrab des Irukaptah (5. Dynastie).
Die Pyramide des Unas (5. Dynastie, um 2340 v. Chr.)
Pyramidentexte in der Pyramide des Teti (Foto: Mirco Hüneburg 2009)
Unas war der letzte Pharao der 5. Dynastie. Während die meisten anderen Könige derselben Dynastie sich in Abusir ihr Grabmahl bauen ließen, kehrte Unas wieder zur alten Nekropole von Sakkara zurück. Er ist der erste (und einzige der 5. Dynastie), der seine Grabkammern mit Hieroglyphentexten beschriften ließ. Seine Pyramide ist recht klein. Ursprünglich hatte sie eine Höhe von 43 Metern und eine Basislänge von rund 58 Metern. Von seiner Pyramidenanlage mit Totentempel führt ein beinahe 700 Meter langer Aufweg zum Taltempel, der heute allerdings sehr stark zerstört ist.
Eine interessante Inschrift des Prinzen Chaemwese aus der 19. Dynastie an der Pyramide berichtet, wie der Königssohn im Auftrag seines Vaters die Pyramide restauriert habe.
Die Pyramide des Teti (6. Dynastie)
Neben den berühmten Mastabas von Mereruka und Kagemni steht die Pyramide des Königs Teti. Auch sie ist wie die Unaspyramide stark zerstört, nachdem sie im Mittelalter ihrer äußeren Hülle und Kalksteinverkleidung beraubt wurde, und mutet wie ein Schutthügel an. Dennoch sind auch hier die Gänge und Kammern im Innern der Pyramide gut erhalten. Ursprünglich war sie 53 Meter hoch und hatte eine Basislänge von 79 Metern. Auch in ihrem Innern sind die Kammern mit Hieroglypheninschriften dekoriert, bei denen es sich wieder um Pyramidentexte handelt.
Auswahl weiterführender Literatur:
- Aldred, Cyril, Egypt to the end of the Old Kingdom, London 1965.
- Edwards, I.E.S., The Pyramids of Egypt, London 1972.
- Jánosi, Peter, Die Gräberwelt der Pyramidenzeit, Mainz 2006.
- Lauer, Jean-Philippe Lauer, Die Königsgräber von Memphis, Bergisch Gladbach1988.
- Lehner, Mark, The Complete Pyramids, London 1997.
- Schüssler, Karl-Heinz, Die ägyptischen Pyramiden: Erforschung, Baugeschichte und Bedeutung, Köln 1987.
- Siliotti, Alberto und Zahi Hawass, Ägyptische Pyramiden – Monumente für die Ewigkeit, Köln 2004.
- Stadelmann, Rainer, Die ägyptischen Pyramiden: vom Ziegelbau zum Weltwunder, Mainz 1991.
- Verner, Miroslav, Die Pyramiden, Reinbek 1999.