Die meisten Touristen strömen in das Ägyptische Museum nördlich des Tahrir-Platzes, um die Kunstwerke aus der Zeit der Pharaonen zu bewundern. Nur ein kleiner Teil besucht auch das bedeutende Islamische Museum (Museum fürislamische Kunst , Museum of Islamic Art), das Kunst und Kunsthandwerk aus den letzten vierzehn Jahrhunderten zeigt. Tausende Kunstwerke und Objekte sind dort in 23 Sälen ausgestellt. In den Archiven liegen weitere zehntausende Objekte. Die meisten Ausstellungsobjekte sind in Ägypten hergestellt worden, einige stammen aus anderen islamischen Ländern. Die Sammlung geht auf eine Initiative aus dem 19. Jahrhundert zurück, neben den Kunstwerken aus pharaonischer Zeit auch islamische Kunstobjekte zu sammeln und auszustellen. Ein erstes Museum wurde 1880 eingerichtet. Seit 1903 befindet sich das Islamische Museum direkt an der nördlichen Ecke des Ahmed-Maher-Platzes (Midan Ahmad Mahir), rund 1,5 Kilometer östlich des Tahrir-Platzes an der Port-Said-Straße (Sharia Bur Said) gelegen. Die beste Anfahrtsmöglichkeit ist per Taxi, indem man dem Fahrer einfach den Platznamen, Midan Ahmad Mahir, nennt. Mit seiner prächtigen orientalischen Fassade ist das Museum dort nicht zu übersehen.
Was gibt es zu sehen?
Die islamische Kunst setzt das reiche Erbe der altorientalischen und spätantiken Kunst fort. Kunsthandwerkliche Traditionen wurden weitergeführt. Da sie als Beduinen mit vielen Handwerkskünsten nicht vertraut waren, waren zu Beginn der islamischen Eroberungen die Araber auf die lokalen Kunsthandwerker der jeweiligen eroberten Regionen angewiesen. Syrer, Armenier, Kopten, Griechen, Perser usw. stellten ihren neuen Herren ihre Künste und Fertigkeiten zur Verfügung. Dementsprechend war das Repertoire an Formen und Motiven an den alten vorislamischen Traditionen angelegt. Doch der Islam selbst zwang zu Veränderungen. So ist es nach dem Koran verboten, Menschen oder Gott abzubilden. Zwar wurde sich nicht immer streng daran gehalten, zum Beispiel in der persischen Buchmalerei, aber man versuchte, im Gegensatz zur christlichen Kunst, die biblische Szenen inszenierte, die erzählenden Bilder durch komplexe Ornamentik und florale Motive zu ersetzen. Auch Schriftzüge, etwa Koranverse, wurden kalligraphisch zu Bildern und Mustern erweitert. Hieraus entwickelten sich Stilrichtungen, die man als typisch islamisch bezeichnen kann. Dekoriert werden konnte alles, was kunsthandwerklich hergestellt wurde: verzierte Bücher, Teppiche, Metallwaren wie Lampen aus Bronze oder Waffen aller Art, Keramik und Gläser. Überall, auch an Bauwerken und an den Wänden repräsentativer Räume, findet man die komplexe Ornamentik islamischer Kunst. Die 23 Säle sind nummeriert und nach Themen geordnet. Die Säle 2-5 geben einen guten chronologischen Überblick über die wichtigsten ägyptischen Kunstepochen in islamischer Zeit – die Dynastien/Epochen der Omaijaden/Omayaden (7. Jahrhundert), Abbasiden und Tuluniden (8. und 9. Jahrhundert), Fatimiden (10. bis 13 Jahrhundert) und Mamluken (13. bis frühes 16. Jahrhundert). Hier kann man die Entwicklung der ägyptisch-islamischen Kunst verfolgen, wie sie sich von den starken koptischen und hellenistischen Einflüssen langsam löst und eigene Stilrichtungen hervorbringt.Die anderen Säle sind nach Kunsthandwerkskategorien geordnet wie Holzschnittskunst mit Einlegearbeiten und Elfenbeinintarsien, Metall- und Schmiedearbeiten, Waffen, Keramik. Glaswaren, Handschriften und Miniaturen. Auch archäologische Funde aus frühislamischer Zeit sind ausgestellt.Das Museum ist täglich von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr geöffnet. Nur freitags gibt es andere Öffnungszeiten, nämlich von 9:30 Uhr bis 11: Uhr und dann noch mal von 13:30 bis 16:00 Uhr.Empfehlenswert ist auch ein Besuch im Koptischen Museum in Alt-Kairo. Da die koptischen und islamischen Traditionen sich chronologisch überschneiden, kann man beim Vergleich interessante gegenseitige Einflüsse erkennen.
Arabische Bibliothek
Dem Museum angeschlossen ist die bedeutende Arabische Bibliothek mit Handschriften und historischen Koranausgaben. Auch wenn sich die Bibliothek auf arabische Textdokumente spezialisiert hat, so gibt es auch zahlreiche Schriften in anderen Sprachen, insbesondere Persisch. Insgesamt werden hier mehr als eine Dreiviertelmillion Dokumente aufbewahrt. Die Bibliothek ist allerdings primär ein Archiv und eine Forschungsstelle und daher in der Regel nicht für Touristen zugänglich.