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Ägyptologie und Archäologie - Die Erforschung des Alten Ägypten

Die Faszination, die von den Altertümern Ägyptens ausgeht, zieht jährlich Millionen von Touristen ins Land der Pharaonen. Noch mehr Millionen besuchen die zahlreichen Ausstellungen und Museen weltweit. Kinofilme, Fernsehdokumentationen und populärwissenschaftliche Bücher zum Thema Altägypten sind heute so beliebt wie nie zuvor. Woher kommt diese Faszination und Begeisterung? Woher wissen wir, wie die Menschen im Alten Ägypten lebten?

Die Maske des Tutanchamun gehört zu den prominentesten Porträts der Welt. Die Pyramiden sind die vielleicht bekanntesten Bauwerke. Jeder kennt ihre Form. Jeder weiß, wo sie stehen. Das teuerste Kunstwerk in Berlin ist die Büste der Königin Nofretete. Die Bedeutung des Alten Ägypten braucht nicht erklärt zu werden. Sie ist für jeden offensichtlich. Schon Schulkinder sind fasziniert von der Kultur der Pharaonen. Dass wir heute soviel über die Kultur, die Menschen und die Religion Altägyptens wissen, verdanken wir den Forschungen und Entdeckungen der Gelehrten und Wissenschaftler, insbesondere den Archäologen und Ägyptologen, die seit nunmehr als zweihundert Jahren die Altertümer am Nil erkunden. Während es sich heute um eine strenge Wissenschaftsdisziplinen handelt, so war die Erforschung des Alten Ägypten noch vor hundert Jahren eine Art Abenteuer, denn die Expeditionen waren mit allerlei Entbehrungen verbunden, und die Entdeckungen waren spektakulär. Doch auch heute bleibt die Forschung spannend und hält beständig Überraschungen bereit.

Was ist Archäologie? Was ist Ägyptologie?

Archäologie ist die Wissenschaft der alten Dinge. Sie beschäftigt sich mit den materiellen Hinterlassenschaften der Menschen. Flankiert wird sie von ihrer Schwester, der Philologie, die sich mit den alten Texten beschäftig, und der Geschichtswissenschaft, die den Ereignissen nachgeht. Für die Kulturen der klassischen Antike (Rom, Griechenland, etc.), um ein Beispiel zu nennen, sind daher die Klassischen Altertumswissenschaften zuständig: Klassische Archäologie, Klassische Philologie und Alte Geschichte.

Ägyptologie wird jene Teildisziplin der Altertumswissenschaften genannt, die sich speziell mit dem Alten Ägypten beschäftigt. In ihrer Methodik ist die Ägyptologie sowohl archäologisch als auch philologisch und historisch ausgerichtet. Ägyptologen können einerseits Ausgrabungen in Ägypten durchführen und andererseits alte Papyri und Hieroglyphentexte übersetzen und deuten. Viele Ägyptologen sind also gleichzeitig Archäologen und Philologen.

Beginn der Ägyptologie und Ägyptomanie

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit kannte man Ägypten nur aus wenigen Reiseberichten. Die letzte große Begegnung der Europäer mit Ägypten war zur Zeit der Kreuzzüge. Die Reise- und Augenzeugenberichte waren oft vage. Die wenigen altägyptischen Kunstobjekte, die auf verschlungenen Pfaden ihren Weg nach Europa fanden, stießen auf großes Interesse. Doch wusste niemand die Bilder und Hieroglyphentexte zu deuten. Alles historische Wissen über Ägypten fußte entweder auf biblischen Textstellen oder auf den Berichten antiker Autoren, d.h. Griechen und Römer, die in ihrer Zeit das Land bereisten und darüber schrieben.

Die Situation änderte sich schlagartig mit der Ägypten-Expedition des Napoleon Bonaparte. In den Jahren 1798 bis 1801 hielten die Franzosen das Land am Nil besetzt. Neben den regulären Truppen nahm auch eine Gruppe von rund 250 Gelehrten und Wissenschaftlern an der Expedition teil. Ihre Aufgabe war es, alles Wissenswerte über das Land zusammenzutragen. Aufgezeichnet wurde alles, von der Tier- und Pflanzenwelt Ägyptens, den islamischen Bauten und Moscheen, dem Kunsthandwerk und natürlich die Bauten aus der Zeit der Pharaonen. Diese umfangreichen frühwissenschaftlichen Aufzeichnungen markieren den Beginn der Ägyptologie. Nach ihrer Publikation in großen Prachtbänden war es den Gelehrten Europas möglich, altägyptische Quellen und Kunstwerke zu studieren. Doch wusste noch immer niemand die Hieroglyphenzeichen zu deuten. Die Entzifferung der Hieroglyphenschrift beschäftigte von nun an zahlreiche Gelehrte.

Wichtige Schritte zur Entzifferung und Erforschung der Hieroglyphenschrift gelangen dem französischen Gelehrten Jean François Champollion (1790 bis 1832). Er war schon als Kind von der Kultur und der Hieroglyphenschrift Altägyptens begeistert und lernte zahlreiche Sprachen, darunter auch Arabisch und Koptisch, um sich mit dieser Kenntnis der Entzifferung zu widmen. Der Schlüssel zur Entzifferung war durch den Rosetta-Stein gegeben. Hierbei handelt es sich um einen mehr als einen Meter hohen Stein mit einer Inschrift in drei verschiedenen Sprachen bzw. Schriften, und zwar Hieroglyphisch, Demotisch und Altgriechisch. Altgriechisch war den meisten Gelehrten jener Zeit geläufig. Die Hieroglyphen und das Demotische (eine spätägyptische Sprachstufe und stark abstrahierte Abwandlung der Hieroglyphenschrift) waren damals noch unlesbar. Der berühmte Stein von Rosetta war ursprünglich von den Franzosen während der Ägyptenexpedition Napoleons gefunden worden. Doch die Engländer nahmen ihnen nach der französischen Niederlage 1801 den Stein ab. Seitdem steht der Stein von Rosetta im Britischen Museum zu London. Jean François Champollion hatte eine sorgfältige Abschrift dieses Steines. Früh hatte man vermutet, dass die zwei ägyptischen Schriften Übersetzungen des griechischen Textes sein könnten. Doch bisher wusste niemand, wie sich dies nachweisen ließe. Erste Ergebnisse hatte der Engländer Thomas Young (1773 bis 1829) geliefert. Der entscheidende Durchbuch war jedoch Champollion vergönnt. Er konnte nachweisen, dass die Hieroglyphen nicht nur eine reine Bilderschrift waren, sondern auch Lautzeichen und Sinnzeichen mit einschlossen und eine komplexe Sprache ausdrückten, aus der sich später das Koptische entwickelt hatte. (Mehr zum Thema: Siehe Kapitel 16: Das Geheimnis der Hieroglyphen – Wie schrieben die Alten Ägypter?).

Am Ende seines Schaffens war es Champollion möglich, auch das Demotische zu entschlüsseln und sogar eine erste ägyptische Grammatik zu erstellen. Damit war das Tor zum Verständnis des Alten Ägypten geöffnet. Von nun an konnten die Wissenschaftler und Gelehrten die Originaltexte an den Bauten und Kunstwerken lesen und verstehen. Die Papyrusrollen mit ihren langen Texten waren nun offene Bücher mit Botschaften aus einer anderen Welt.Während Champollion die Hieroglyphen entziffert, begann in Ägypten Giovanni Battista Belzoni (1778 bis 1823) mit den ersten großen Ausgrabungen. Belzoni war ein Lebenskünstler, der als Landwirtschaftsingenieur nach Ägypten kam. Er sollte dort die Archimedische Schraube als Bewässerungsmethode einführen. Einmal in Ägypten angekommen, war er von den Altertümern fasziniert. Zusammen mit dem Briten Henry Salt (1780 bis 1827) führte er verschiedene Ausgrabungen durch, insbesondere in Theben. Dort wurden auch zahlreiche Pharaonengräber geöffnet und erforscht. Allerdings waren alle Gräber bereits lange zuvor von Grabräubern ausgeraubt worden. Zweifelhaft waren die Methoden Belzonis, der seine Arbeiter oft mit Sprengstoff und groben Werkzeugen ans Werk ließ. Dies führte an manchen Bauten zu Zerstörungen.

Ein großer Schritt in die seriöse archäologische Erforschung Ägyptens wurde unter Karl Richard Lepsius (1810 bis 1884) vollzogen. Der preußische Gelehrte wurde in den Jahren 1842 bis 1846 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zu einer großen Expedition nach Ägypten ausgesandt. Die preußische Ägypten-Expedition brachte einen umfangreichen Korpus von Hieroglyphenabschriften, Architekturaufnahmen historischer Bauten und topographische Karten mit zurück nach Berlin. In der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts nahm die Erforschung des Alten Ägypten rasant an Fahrt auf. Immer mehr Gelehrte fanden sich im Land am Nil ein. Wichtige Persönlichkeiten, die maßgeblich zur Erforschung des Alten Ägypten beitrugen und denen hervorragende archäologische Entdeckungen glückten oder die die Erforschung Altägyptens vorantrieben, waren unter anderen Auguste Mariette (1821 bis 1881), der auch das Ägyptische Museum in Kairo begründete, Gaston Maspero (1846 bis 1916), Francis Llewellyn Griffith (1862 bis 1934), der zum ersten Professor für Ägyptologie in Oxford berufen wurde, und Sir Flinders Petrie (1853 bis 1942), der neue Standards in den Ausgrabungsmethoden setzte.

Andere Gelehrte, hauptsächlich Deutsche, widmeten sich mehr der Erforschung der altägyptischen Sprache und Texte. Hier sind an berühmten Persönlichkeiten Heinrich Brugsch (1827 bis 1894), der schon als Teenager eine Demotische Grammatik veröffentlichte und mit Mariette durch Ägypten zog, und der Brite Sir Alan Gardiner (1879 bis 1963) zu nennen. Die Deutschen Adolf Erman(1854 bis 1927), Herman Grapow (1885 bis 1967) und Kurt Sethe (1869 bis 1934) waren mit ihrer Arbeit am berühmten "Wörterbuch der Ägyptischen Sprache" maßgeblich an der Fortentwicklung der Ägyptologie beteiligt. Dieses mehrbändige Wörterbuch der "Berliner Schule" gilt noch heute als ein Standardwerk und wird von Ägyptologen weltweit benutzt. Die meisten Ausgrabungen in Ägypten wurden von Briten oder Franzosen durchgeführt. Selten gab es auch US-amerikanische Grabungen. Berühmte amerikanische Ägyptologen waren George A. Reisner (1867 bis 1942), der für die Harvard-Universität fundreiche Grabungen in Giza (Giseh) und Nubien durchführte, sowie James H. Breasted (1865 bis 1935), einem der seinerzeit führenden amerikanischen Ägyptologen. Beide verbrachten einen Teil ihrer Studienzeit in Deutschland, um bei Adolf Erman zu studieren.

Deutsche Grabungen fanden erst nach der Gründung des Kaiserreiches statt. Hervorzuheben sind die Ausgrabungen des Architekten und Bauforschers Ludwig Bochardt (1863 bis 1938), der auch Ägyptologie in Berlin bei Adolf Erman studiert hatte, und Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873 bis 1956). Auch er hatte unter anderem bei Erman studiert. Wichtige Ausgrabungen gab es in Abu Gurob und Abusir, nördlich von Sakkara . Aber auch an anderen Grabungsorten wurde gearbeitet. Borchardts Grabungen in Tell el-Amarna wurden besonders durch den sensationellen Fund der Büste der Nofretete berühmt, die heute ein Prunkstück der ägyptischen Sammlung in Berlin ist.Zeitgleich mit den Ausgrabungen entwickelte sich in der High Society Europas ein leidenschaftliches Interesse für Ägypten. Unter reichen Briten war es Mode geworden, Kreuzfahrten auf dem Nil zu unternehmen. Wer etwas auf sich hielt, hatte ägyptisch Kunstwerke in seinem Hause stehen oder zumindest Kunst mit ägyptischen Motiven. Die einfache Bevölkerung blieb von diesem elitären. Interesse noch unberührt. Das änderte sich jedoch mit dem Sensationsfund der 1920er Jahre.

Die Schätze der "Goldenen Pharaonen"

Die zwei herausragenden Funde in der Geschichte der Archäologie Ägyptens waren die Entdeckungen intakter Pharaonengräber, in denen sowohl der Grabschatz als auch die königliche Mumie mehr oder weniger unversehrt gefunden wurden. Der berühmteste archäologische Fund überhaupt ist das Grab des Tutanchamun im Tal der Könige.Die Namen, die auf ewig mit dem Sensationsfund verbunden bleiben werden, sind Howard Carter (1874 bis 1939) und Lord Carnarvon (1866 bis 1923). Howard Carter kam als junger Zeichner nach Ägypten. Dort sollte er verschiedenen Archäologen als Grabungszeichner behilflich sein und die Funde dokumentieren. Er arbeitete unter anderem für Sir Flinders Petrie (1853 bis 1942), einem bedeutenden Ägyptologen und Ausgräber, der insbesondere in Tell el-Amarna aktiv war und zum ersten Lehrstuhl für Ägyptologie in Großbritannien berufen wurde. Von Petrie lernte Carter viel über die Durchführung und sorgfältige Dokumentation von archäologischen Ausgrabungen. So wurde Carter durch diese praktische Ausbildung selbst zum Archäologen, ohne jemals an einer Universität studiert zu haben. Lord Carnarvon (George Herbert Earl of Carnarvon) war ein sehr reicher britischer Adliger, der sich als Mäzen und Finanzier in der Ägyptologie einen Namen machte. Zusammen arbeiteten Carter und Carnarvon im Tal der der Könige. Nach Kampagnen mit mäßigen Erfolgen gelang ihnen 1922 das Unglaubliche: Die Entdeckung eines unberührten Königsgrabes. Das Grab des Tutanchamun (18. Dynastie, 14. Jahrhundert v. Chr.) war das erste Grab, das man mit komplettem Grabschatz und goldenen Särgen fand. Die goldene Mumienmaske des Tutanchamun gehört heute zu den bekanntesten Motiven zum Thema Ägypten und ist als Bild eine weltweite Ikone. In den 1920er Jahren löste der Fund in der internationalen Presse einen wahren Ägyptenrausch aus. Von nun an begann sich auch unter der einfachen Bevölkerung Europas und Amerikas ein Interesse für das Alte Ägypten breit zu machen.Nicht minder bedeutend sind die Funde des französischen Ägyptologen und Archäologen Pierre Montet(1885 bis 1966) in Tanis . Er fand 1939 das Grab des Pharao Psusennes I. (21. Dynastie, um 1000 v. Chr.) mitsamt Sarkophag, Mumie, Goldmaske und Grabschatz sowie den Sarkophagen zweier anderer Könige. Wegen des Zweiten Weltkrieges erhielt dieser Sensationsfund, der in seiner Bedeutung dem des Tutanchamun gleichkommt, weniger mediale Aufmerksamkeit und ist deshalb nicht sehr bekannt.

Heutige Forschungen in Ägypten

Zahlreiche Universitäten und Forschungsinstitute aus aller Welt unterhalten archäologische Ausgrabungen und Forschungskampagnen in Ägypten. Wichtige Institutionen aus dem deutschsprachigem Raum, die Ausgrabungen und Forschungsprojekte in Ägypten durchführen, sind das Deutsche Archäologische Institut(DAI, Abteilung Kairo), das Schweizerische Institut für ägyptische Bauforschung und Altertumskunde – die beide auf das von Ludwig Borchardt ins Leben gerufene (Kaiserlich-)Deutsche Institut für ägyptische Altertumskunde zurückgehen – und das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI). Zunehmend wird die archäologische Grabungstätigkeit auch von ägyptischen Behörden und Institutionen übernommen. Andere Staaten, die in Ägypten Ausgrabungen unterhalten, sind die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Tschechische Republik, Polen, Spanien und Japan. Überwacht werden alle Forschungs- und Grabungsaktivitäten von der ägyptischen Altertümerverwaltung, die auch die Grabungslizenzen vergibt.

Da das Ägyptische Museum in Kairo wegen Platzmangels nicht mehr alle Funde aufnehmen kann, ist ein zweites großes Museum bei den Pyramiden geplant (und mittlerweile fertiggestellt). Außerdem werden die zahlreichen kleinen Museen an den Grabungsorten ausgebaut. Neben der Ausgrabungstätigkeit wird heute der Schwerpunkt auf die Erhaltung und Restaurierung alter Denkmäler gelegt. Veränderungen des Grundwasserspiegels und neue Bebauungen wegen des Bevölkerungswachstums erfordern bisweilen Notgrabungen. Ein Schwerpunkt archäologischer Feldforschung ist heute das Delta, zum einen, weil es weniger erforscht ist, zum anderen, weil viele Fundorte durch Überbauung und Landwirtschaft bedroht sind.Standen früher die Gräber, Pyramiden und Tempelanlagen im Mittelpunkt der Ausgrabungsaktivitäten, so wendet man sich heute mehr der Erforschung der alten Städte und Siedlungen zu. Die Ausgrabung eines Siedlungshügels (arabisch "Tell" oder "Kom" genannt) ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, da man mit sehr vielen Zerstörungsschichten zu tun hat und die Alltagsgebäude und Wohnhäuser nicht aus Stein, sondern aus zerbrechlichen Lehmziegeln gebaut sind. Außerdem sind alle Gegenstände und Hinweise auf das Alltagsleben der frühen Ägypter zu dokumentieren. Im Gegensatz zu den alten Ausgräbern arbeiten die heutigen Ägyptologen sehr viel mehr mit Naturwissenschaftlern und Ingenieuren zusammen. Es wird viel Technologie zum Einsatz gebracht, zum Beispiel bei der Untersuchung von Mumien oder bei geomagnetischen Untersuchungen von Fundorten, um nach Bauten und Architekturresten im Erdreich zu forschen.

Die Erforschung des Alten Ägypten erfolgt längst nicht mehr zum Selbstzweck. Viele Museen arbeiten heute nach markwirtschaftlichen Kriterien. Die Besucherzahlen gehen in die Millionen. Außerdem ist die Kultur der Pharaonen längst kommerzialisiert. Filme, Bücher und Kunst nehmen ägyptische Motive auf. Das ist kein neues Phänomen. Schon im 19. Jahrhundert schmückten reiche Leute ihre Wohnsitze mit ägyptisierenden Kunstgegenständen, oder, wenn es möglich war, sogar mit originalen ägyptischen Kunstobjekten.

Für Ägypten selbst ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. Ohne das Erbe der Pharaonen wäre das Land am Nil wesentlich ärmer – ökonomisch wie historisch gesehen. Doch abgesehen von ökonomischen Gründen, die unserem Zeitgeist zufolge permanent angeführt werden müssen, um Forschungen zu rechtfertigen, gibt es sehr viel tiefer gehende Gründe.

Wozu Altertumswissenschaften? Wozu Ägyptologie?

Unsere abendländische Zivilisation fußt auf zwei alten Traditionen, der klassischen Antike (Griechenland, Rom, etc.) und der Welt der Bibel. Die Welt der Bibel und die klassische Antike sind ihrerseits ohne die alten Kulturen des Orients, Ägypten und Babylonien usw., nicht denkbar. Hier liegen die Wurzeln unserer eigenen Kultur. Doch die Suche danach hat noch einen tieferen Sinn.

Die meiste Zeit des Lebens sind die Menschen sind in ihrem Jetzt und Hier gefangen und müssen sich um die Angelegenheiten ihres Alltags kümmern. Über Jahrtausende ging es täglich um Fragen des Überlebens. Doch soweit sich die Kulturgeschichte der Menschheit zurückverfolgen lässt, nämlich bis in die Altsteinzeit, gibt es Anzeichen, die ein Bewusstsein für Vergangenheit und Zukunft verraten. Selbst die ältesten Religionen und Kulte drehen sich um die Fragen des Lebens, Sterbens und um die Schöpfung der Dinge. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wer waren unsere Ahnen? Wohin gehen wir?

So alt wie die Menschheit sind nicht nur die Fragen, sondern auch die Versuche, Antwort darauf zu geben. Die Religionen verknüpften die Erzählungen der Alten mit den Mythen der Ahnen. Später, mit Erfindung der Schrift, gab es Chroniken und Aufzeichnungen von Begebenheiten. Menschen fragen nach der Vergangenheit und bekommen konstruierte Antworten. Auch moderne Ideologien, wie der Kommunismus, Nationalismus und der Faschismus haben dazu geführt, an einem Geschichtsbild der eigenen Identität herumzubasteln, ob man sich dabei der historischen Wahrheit näherte oder nicht, sei dahingestellt.

Besonderns Interesse an der Vergangenheit wecken stets die „alten Orte“. In der Altsteinzeit wurden die Höhlenmalereien nicht innerhalb weniger Generationen, sondern manchmal über Jahrtausende Stück für Stück aufgemalt. Immer wieder kamen Menschen in die Höhlen, um den Bildern ihrer Ahnen neue hinzuzufügen. Auch im Alten Ägypten orientiert man sich stets an den Bauten der Vorfahren. Ruinen von Tempeln und Gräbern waren schon den Ägyptern zur Zeit der Pharaonen Orte der Erinnerung - und Aufmunterung zum Nachahmen. Die ganze Kulturgeschichte ist voller Renaissancen, der Wiederaufnahme alter Kunstformen, stets inspiriert durch die bloße Präsenz des Alten in Form seiner Ruinen. Die ganze europäische Renaissance war eine Wiederentdeckung und Neuinterpretation der Antike.

In Italien, wo die abendländische Renaissance im späten Mittelalter ihren Ausgang nahm, war man umgeben von prächtigen Altertümern, Bauten, Malereien und Rundbildern aus der Zeit des Römischen Reiches. Die Inspiration lag buchstäblich vor Augen. Ebenso in der Literatur. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit war es selbstverständlich, dass Gelehrte des Lateinischen und Griechischen mächtig waren und somit einen Teil der Antike weitertradierten. Die alten Dinge waren also stets da. Sie brauchten nicht entdeckt, sondern nur wiederentdeckt werden. Und die Wiederentdecker antiker Kunst waren vornehmlich reiche, zumeist adlige Kunstsammler, die des gelehrten Rates bedurften, um etwas über ihre Kunstschätze zu Erfahren. Ein anderer wichtiger Aspekt war die Bibel. Europa steht in der Tradition des abendländischen Christentums. Wer heute durch Museen, Schlösser oder alten Bauten Europas geht, wird feststellen, dass ein Großteil der Kunst entweder Motive der klassischen Antike oder der Bibel widerspiegelt. Die Bibel war das meistgelesene Buch. Mit Aufbruch in die Moderne und Beginn der Industrialisierung sowie der Entstehung moderner Wissenschaften war die Bibel für aufgeklärte Menschen ein Produkt der Mythologie geworden. Doch die Wiederentdeckung der Welt des Alten Orients, der Entdeckung der Kulturen der Babylonier, Assyrer, Akkader, Aramäer und die Erforschung des Alten Ägypten haben gezeigt, dass die Welt der Bibel mit all ihren Orts- und Personennamen, Herrschern und Ereignissen einen historischen Hintergrund hat.

Die Entstehung dreier großer Weltreligionen, Christentum, Judentum und Islam, ist eng verknüpft mit der Geschichte der Kulturen des Alten Orients.

Wer sich also auf die Suche nach der eigenen Identität macht und sich dabei als Teil seiner Gesellschaft versteht, wird nicht umhin kommen, nach den Ursprüngen seiner Kultur zu suchen.


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