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Besichtigung von Tanis

Tanis , ein Trümmerfeld! Im Vergleich zu Karnak oder Luxor wirkt eine Besichtigung von Tanis etwas bizarr. Denn statt zusammenhängender Bauten stehen unzählige einzelne Steinblöcke, Baufragmente, Reste von Säulen und Kolossalfiguren sowie Fragmente von mindestens 23 Obelisken in einem Schutthügelterrain herum. Und was man sieht, ist nur das, was vor Ort geblieben ist. Denn viele Stücke sind nach Kairo und in andere Museen gebracht worden. Einige Kolossalfiguren und Architekturfragmente, insbesondere jene aus Granit, haben eine lange Geschichte hinter sich. Denn sie stammen ursprünglich aus der Region von Memphis, wurden dann in der Ramsesstadt, Pi-Ramesse, verbaut und am Ende nach Tanis geschleppt, um dort erneut verbaut zu werden. Unter Ramses II. wurden so viele Tempel gebaut, dass die Produktion der granitenen Monumentalfiguren nicht mehr nachkam, zumal der schwere Granit aus den Steinbrüchen in der Region vonAssuan geholt und somit durch ganz Ägypten transportiert werden musste. So kam es, dass bei der Verlegung der königlichen Residenz von Memphis nach Pi-Ramesse Kolossalstatuen und Obelisken mitgenommen wurden. Beim nächsten Umzug, von Pi-Ramesse nach Tanis, wurden sie erneut mitgenommen und wiederverbaut. So haben manche Figuren und Fragmente eine lange Odyssee hinter sich. Besonders jene, die schon in Memphis als Spolien verbaut waren und ursprünglich aus dem Alten oder Mittleren Reich stammen. Einige Stücke mögen schon von den Hyksos nach Auaris gebracht worden sein, wo sich ihre Odyssee via Ramsesstadt nach Tanis fortsetzte.Die unzähligen Blöcke der einst mindestens 23 Obelisken standen ursprünglich vor den drei Pylonen des rund 235 Meter langen Amun-Tempels von Tanis (gemessen vom ersten Pylon bis zur Rückwand des Allerheiligsten). Vier davon standen vor dem Dritten Pylon (aus der Regierungszeit Osorkons II., 22. Dynastie, 9. Jahrhundert v. Chr.). Vor dem ersten und zweiten Pylon standen wahrscheinlich jeweils ein Obeliskenpaar, also ein Obelisk pro Torturm. Auch die alten Kolossalfiguren von Ramses II. stellte man vor die Pylone.Angesichts dieser verteilten Trümmer und Baufragmente kann man die Architektur und Pracht der einst monumentalen Bauten und Mauern nur noch erahnen. Wie soll man sich das ursprüngliche Aussehen vorstellen?Das Zentrum von Tanis wurde von zwei Tempelkomplexen gebildet. Der kleinere war den Gottheiten Chons und Mut geweiht– die Göttin Mut wurde hier mit der (westsemitischen) Göttin Astarte assoziiert, was auf die Präsenz von Phöniziern und Syrern hindeutet. Dieser, nordsüdlich ausgerichtete, Tempel stammt allerdings aus der 26. Dynastie (um 600 v. Chr.) und wurde unter den Ptolemäern erneuert. Der ältere und größere Tempelkomplex war jener des Amun. Er war westöstlich ausgerichtet. Umgeben von einer riesigen, 370 mal 430 Meter messenden und bis zu 15 Meter dicken Ziegelmauerumwallung aus der Spätzeit und Ptolemäerzeit, liegen die Ruinen der Tempelanlagen. Diese Umwallung ist die Erweiterung der Umfassungsmauer Psusennes’ I., wobei beide Mauern denselben Eingang teilen: ein zum Teil erhaltenes, zum Teil restauriertes (d.h.: es stehen noch ein paar Zeilen Steine aufrecht) Granittor von Scheschonq III. (22. Dynastie). Direkt an das Tor schloss sich einst eine Halle oder Säulenkolonnade mit vier monumentalen Palmsäulen an. Wer durch das Tor hindurchgeht, steht vor den Ruinen und Resten des großen Amun-Tempels. Bei der gedanklichen Rekonstruktion des Tempels ist viel Fantasie gefordert. (Wer auf seiner Reise zuvor die gut erhaltenen Tempel von Medinet Habu oder Edfubesichtigt hat, kann sich ungefähr vorstellen, wie der Tempel mit seinen Pylonen, Säulenkolonnaden und überdachten Hallen einst ausgesehen haben mag.) Man muss sich vorstellen, dass einst drei monumentale Pylone den Prozessionsweg zum Allerheiligsten bildeten. Der erste war ein Pylon von Osorkon III. aus Kalkstein. Dann folgt ein Hof mit Sphinxfiguren und Statuen, die eins aus Tempeln des Mittleren Reiches stammen, bevor sie nach Tanis gebracht wurden (s.o.). Der Dritte Pylon war – zumindest zum Teil – aus Granit errichtet. Vor ihm standen usurpierte Figuren Ramses’ II. Dann folgt der eigentliche Amun-Tempel aus der Zeit Psusennes’ I. Neben dem Amun-Tempel war noch ein rechteckiger Heiliger See und ein kleiner Tempel von Nektanebos I., der sich mit der Rückwand an den Amun-Tempel lehnte. Innerhalb der inneren Umfassungsmauer wurden zahlreiche Architekturreste von Vorrats- und Wohngebäuden entdeckt, sowie die Anlagen von Königsgräbern.Die Hauptsehenswürdigkeiten von Tanis sind also zum einen die Ruinen des Tempelkomplexes und zum anderen die königliche Nekropole, wobei sich die Gräber der Nekropole innerhalb des Tempelkomplexes befinden. Statt die Pharaonen außerhalb der Tempel in einem versteckten Tal zu bestatten, wie in Theben, oder in einer Pyramide, wie zur Zeit des Alten Reiches, war man dazu übergegangen, die Gräber innerhalb der schützenden Tempelmauern anzulegen. Vielleicht hatte dies mit der Erfahrung der Grabräuberskandale zum Ende des Neuen Reiches zu tun. Damals waren viele Gräber im Tal der Könige geplündert worden. Einige Diebe wurden überführt. Es kam zu Grabräuberprozessen. Bei den Gräbern in Tanis handelt es sich nicht um Felsgräber, sondern um gemauerte Steinarchitektur. Sie sind nicht sehr hoch und haben ein flaches Dach. Ein anderer Grund, weshalb die Gräber innerhalb der Tempelmauern angelegt wurden, mag mit der Geographie und Landschaft des Deltas zusammenhängen. Die Landschaft war flach, feucht und sumpfig. Nilhochwasser konnten ganze Landstriche unter Wasser setzen. Zur Jahreszeit der Nilschwemme erhoben sich die Siedlungen und Städte, die auf erhöhten Stellen errichtet wurden, wie Inseln aus dem Wasser. Eine nah genug gelegene Wüstenlandschaft für eine externe Nekropole, wie das Pyramidengebiet es für Memphis und das Tal der Könige für Theben war, gab es im Umland von Tanis nicht.Welche Gräber besichtigt werden können und welche geschlossen sind, hängt von aktuellen Vorgaben der Ägyptischen Altertümerverwaltung oder von der Laune der Wärter ab. Da sich die wertvollen Grabbeigaben im Ägyptischen Museum zu Kairo befinden, sind die Gräber natürlich leer. Allerdings kann man an manchen Stellen noch Grabdekoration finden. So sind an den Wänden noch Texte und Darstellungen aus dem Totenbuch und den Unterweltsbüchern erhalten. Halbwegs zusammenhängende Architektur kann man noch anhand des Tores von Scheschonq III. bewundern. Neben den Ruinen befindet sich noch ein kleines Museum. Außerhalb der inneren, aber noch innerhalb der äußeren Umfassungsmauer liegen die Ruinen eines Horus-Tempels, von dem man heute nicht mehr viel sieht.


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