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Ägyptischer Papyrus mit Hieratischer Schrift | Bildquelle: Mirco Hüneburg

Ägyptischer Papyrus mit Hieratischer Schrift

Der Mythenzyklus um Isis und Osiris, Horus und Seth

Einer der wichtigsten Mythenzyklen ist jener um die Gottheiten Isis und Osiris sowie Horus und Seth.

Es handelt sich hierbei um die noch heute bekanntesten Gottheiten. Da Isis, Osiris und das Götterkind Horus auch in der klassischen griechisch-römischen Antike Verehrung erfuhren, sind gerade aus dieser Zeit zahlreiche Quellen erhalten.

Ein wichtiges Beispiel ist die Abhandlung von Plutarch, De Iside et Osiride – Über Isis und Osiris. Andere wichtige Quellen sind die zahlreichen Hierogylphentexte und Reliefbildzyklen an den Wänden der späten ägyptischen Tempel, insbesondere im Horus-Tempel zu Edfu. Doch alle Quellen sind unvollständig, geben nur Ausschnitte wider, zitieren aus dem großen Mythos, widersprechen sich in Details. Es gibt keine vollständige Textversion die man als Kanon dieses Mythos verwerten könnte. Dies ist verwunderlich, handelt es sich doch um den bedeutendsten Mythenzyklus der altägyptischen Kultur. Ein wichtiger Papyrus mit Einzelheiten der Geschichte des Streites zwischen Horus und Seth befindet sich heute im britischen Museum zu London (Papyrus Chester Beatty, BM 10681).

Die folgende Zusammenfassung gibt lediglich den groben Handlungsplot wieder, in vollem Bewusstsein, dass die Widersprüche einzelner Quellen nicht aufgelöst werden können, und dass ein Großteil an Nebenhandlungen hier nicht geschildert werden kann. Es geht lediglich darum, einen Eindruck vom Inhalt dieses Mythos zu vermitteln, der doch so wichtig für das Verständnis der altägyptischen Kultur ist.

Es wird erklärt, wie es dazu kam, dass Osiris, einst König der Menschen und Herr der Fruchtbarkeit, der Herrscher der Unterwelt geworden ist, und wie sein Sohn Horus das Amt des Herrschers der Lebenden bekam. Informationen und Erklärungen zu den einzelnen Göttern werden im Kapitel zur Religion gegeben.

Kurzform des Inhalts:

Osiris, Sohn der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Geb, lebt als König unter den Menschen. Er lehrt ihnen den Ackerbau und die Gesetze. Isis ist seine Schwester und Gattin. Sie ist an seiner Seite und beschützt ihn. Seth, ebenfalls Sohn der Himmelsgöttin Nut, ist neidisch auf seinen Bruder Osiris. Er plant einen Anschlag. Siebzig Mitverschworene werden als Gäste zu einem Trankgelage geladen, zu dem auch Osiris erscheint. Dort hat man einen Sarg nach den Maßen von Osiris angefertigt, ohne dass Osiris hiervon Kenntnis genommen hat. Scheinbar im Scherze wird ein Spiel angekündigt. Jeder solle sich in den Sarg legen, und wer genau hineinpasse, dürfe ihn als Geschenk mit nach Hause nehmen. Nachdem sich herausstellt, dass alle Gäste entweder zu groß oder zu klein sind, probiert Osiris den Sarg. Die Falle klappt zu. Man schließt den Sarg und gießt durch Öffnungen heißes Blei ins Innere. Dann wird der Sarg in den Nil geworfen, wo er ins Mittelmeer treibt.

Als Isis von dem Mordkomplott an ihren Gemahl und Bruder erfährt, macht sie sich verzweifelt auf die Suche. Schließlich erfährt sie, dass der Sarg an der libanesischen Küste an Land gespült wurde. Dort habe er sich in einem Gehölz verfangen, das um den Sarg herum gewachsen sei und ihn somit schützend umschließe. Über Umwege führt das Schicksal Isis an das große Gehölz, in dem der Sarg des Osiris verborgen ist. Das Holzgewächs wird abgeschlagen und der Sarg nach Ägypten gebracht, wo Isis ihn öffnet. Der Leichnam des Osiris ist noch unversehrt. Doch in Abwesenheit der Isis schleicht sich Seth an den Sarg und zerstückelt die Leiche des Osiris in vierzehn Teile und zerstreut sie über ganz Ägypten.

Nachdem Isis zurückgekommen ist und die Lage erkannt hat, macht sie sich sofort auf die Suche nach den Leichenteilen des Osiris. Mit Hilfe des schakalsköpfigen Totengottes Anubis findet sie die Leichenteile und setzt sie dank ihrer magischen Kräfte wieder zusammen. Dann verwandelt sie sich in einen Vogel und setzt sich auf den Phallus des liegenden Osiris. So wird der Göttersohn Horus gezeugt (wobei nach Plutarch Horus schon vorher existierte). Nach der geglückten Wiederbelebung des Osiris und der Zeugung des Horus darf Osiris auf Geheiß der Götterversammlung wieder als König regieren. Mit einer Einschränkung: Er darf nur in der Unterwelt, als Herrscher des Totenreiches, regieren.

Aufgewachsen in den Schilfdickichten des Deltas, wird der Sohn der Isis und des Osris, Horus, zum Mann. Er tritt als Rächer seines Vaters gegen dessen Widersacher Seth an. Sie bekämpfen sich lange Zeit. Doch so erfolgreich Horus auch im Kampfe sein mag, so erholt sich Seth immer wieder von seinen Wunden und es kommt erneut zum Kampf. Schließlich muss ein Göttertribunal entscheiden. Die allermeisten Götter setzen sich für Horus ein und wollen, dass ihm die Königswürde über Ägypten, symbolisch ausgedrückt mit dem "Auge des Horus", zugesprochen wird.

Nach zähen Verhandlungen wird ein offizieller Zweikampf zwischen Horus und Seth anberaumt. Seth schlägt vor, sich in Nilpferde zu verwandeln und im Wasser um die Wette zu tauchen. Wer als erster auftaucht, soll der Verlierer sein. Aus Angst, Seth könnte Horus bei diesem Zweikampf töten, greift Isis in das Geschehen ein. Sie will eine Harpune gegen Seth werfen, doch trifft sie stattdessen ihren eigen Sohn Horus. Doch die Harpune lässt ab von ihm, und sie wirft ein zweites Mal. Diesmal trifft sie Seth. Doch Seth beschwört sie, abzulassen, da er doch ihr Bruder sei. Auch diesmal lässt die Harpune ab. Doch Horus ist wutentbrannt darüber und trennt seiner Mutter im Zorn den Kopf ab. Die Götter, allen voran der Sonnengott Re-Harachte, sind empört darüber, und sie fangen an ihn zu suchen. Seth findet Horus und reist ihm die Augäpfel aus den Augenhöhlen und vergräbt sie. Dann belügt Seth die Götter und behauptet, er habe Horus nicht gefunden. Doch die Göttin Hathor findet Horus. Sie gibt Gazellenmilch in die leeren Augenhöhlen des Horus. So bilden sich neue Augen, und Horus kann wieder sehen.

Der Vorfall wird den Göttern berichtet. Es wird beschlossen, die beiden Götter sollten endlich Ruhe geben und Frieden schließen, damit die Auseinandersetzung ein Ende habe. Seth geht darauf ein und bietet ein versöhnliches Freundschaftsgelage an. Doch als Horus eingeschlafen ist, will Seth den Horus vergewaltigen und somit demütigen. Doch bleibt das Sperma zwischen den Beinen des Horus kleben. Als Horus wach wird, greift er sich zwischen die Beine und findet die Spermaspuren des Seth. Horus ist entsetzt darüber und berichtet es seiner Mutter Isis (die anscheinend wieder ihren Kopf hat). Sofort schlägt sie dessen samenbeschmierte Hand ab und wirft sie in das Wasser eines Sees. Sie hat einen Racheplan. Isis fordert Horus auf, zu onanieren und sammelt dessen Sperma. Dann geht sie in den Gemüsegarten des Seth und gibt das Sperma des Horus auf den Lattich des Seth. Durch das Essen dieses Lattichs wird Seth von Horus schwanger, die Rache ist perfekt. Seth weiß noch nichts von seinem Schicksal und zieht ihn vor die Götterversammlung. Er rühmt sich, Horus vergewaltigt zu haben – was in diesem kulturellen Kontext als Schande fürs Opfer und nicht des Täters angesehen wird – und die Götter beschmähen Horus. Doch Horus wehrt sich. Man solle den Samen beider Götter anrufen und abwarten, woher sie antworten würden. Man ruft den Samen des Horus, man ruft den Samen des Seth. Der Same des Seth antwortet aus dem See, in den Isis die abgehackte Hand des Horus geworfen hat. Der Same des Horus antwortet aber aus dem Kopf des Seth, aus dessen Scheitel eine güldene Sonnenscheibe wächst.

Damit ist die Ehre des Horus gerettet und Seth bloßgestellt. Er wird wütend und will einen weiteren Wettsreit. Diesmal soll es ein Wettrennen mit steinernen Boten sein. Doch Horus trickst. Er baut ein Holzboot, dass er mit Gibs überstreicht, so dass es wie aus Stein aussieht. Das Boot des Seth ist tatsächlich aus Stein. Beim Wettkampf geht das Boot des Seth unter. Horus siegt. Seth verwandelt sich in ein zorniges Nilpferd und greift das Boot des Horus an. Doch Horus wehrt sich. Er stößt eine Harpune auf das Nilpferd, in das sich Seth verwandelt hat. Die Götter rufen zur Einhalt, und es kommt wieder zu endlosen Verhandlungen und Göttersitzungen. Es werden Briefe zwischen den höchsten Göttern ausgetauscht, um den Fall zu besprechen, doch Osiris und Re-Harachte diskutieren in ihrem Briefwechsel stattdessen, wer am Fortgang der Welt einen größeren Einfluss habe. Schließlich wird entschieden, dass Horus die Königswürde, die einst in den Händen des Osiris lag, übernehmen solle. Seth solle stattdessen als Donner- und Unwettergott am Himmel herrschen. Am Ende ist die Götterwelt glücklich, dass eine Entscheidung herbeigeführt wurde und Frieden eingekehrt ist.

Der Mythos hat einen direkten Bezug zur Realität der Herrschaft in Ägypten. Mit dem Amtsantritt eines jeden Königs, übernimmt der Pharao die Rolle des Horus als Herrscher auf Erden. Der Verstorbene König jedoch wird zu Osiris. Die Wüste und die Fremdländer werden dagegen als Länder des Seth bezeichnet.


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