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Der Assuan Staudamm

Ehrenmal am Assuanhochdamm (Foto: M. Hüneburg 1989)

Die Ägypter feiern ihren Hochdamm von Assuan als modernes Weltwunder, als Pyramidenbau des 20. Jahrhunderts. Das Projekt hat die Nillandschaft Ägyptens nachhaltig verändert. Im Norden fallen die saisonbedingten Schwankungen des Nilstandes und die Nilschwemme aus. Im Süden des Dammes hat sich ein riesiger See aufgestaut.
Über Jahrtausende war die ägyptische Landschaft des Flusstals und Deltas geprägt vom Rhythmus des alljährlich auftretenden Nilhochwassers, hervorgerufen durch die Regenzeit im Hochland von Abessinien. Nach jeder Nilschwemme blieb stickstoff- und phosphatreicher Flussschlamm auf den Feldern der Flussebene zurück. Die dunkle fruchtbare Erde an den Ufern des Nils ist das Resultat zahlloser Nilschwemmen der letzten Jahrtausende. Waren die Fluten zu niedrig, kam es zu Hungersnöten. Waren sie zu hoch, gab es Überflutungskatastrophen mit zerstörerischen Auswirkungen. Um die Extreme zu mildern, wurde immer wieder versucht, den Fluss mit Dämmen und Deichen zu zähmen. Ende des 19. Jahrhunderts sah sich Ägypten mit dem Problem konfrontiert, dass eine Modernisierung des Landes mit Straßen und industrieller Infrastruktur nicht möglich ist, solange die saisonale Nilflut halbe Städte und wichtige Verbindungsstrecken unter Wasser setzte. Im Altertum und im Mittelalter war der Flussweg die wichtigste Verkehrsader des Landes. Doch im Zeitalter der Straßen und Eisenbahnlinien war die Nilflut ein Hindernis. Nur eine radikale Kontrolle des Flusses durch einen großen Staudamm konnte bei diesem Problem Abhilfe schaffen. Außerdem dachte man daran, die Agrarproduktion steigern zu können, wenn man unabhängig vom Rhythmus des Nils mehrmals jährlich säen und ernten kann. Der erste Versuch war der Bau eines großen Staudammes rund sieben Kilometer südlich von Assuan. Dieser Staudamm wurde 1902 fertiggestellt. Doch den Bedürfnissen einer schnell wachsenden Bevölkerung und Wirtschaft, die zudem mit Strom und Energie versorgt werden muss, reichte dieser nicht mehr aus. Sein Regulierungseffekt war zu gering. Und so wurde ein neuer Hochdamm geplant. Eines der größten Stauprojekte der Welt sollte verwirklicht werden.

Erste konkrete Entwürfe lagen bereits 1953 vor. Sie waren von deutschen Ingenieuren entworfen worden. Nach weiteren Planungen begannen 1960 die ersten Bauarbeiten. Parallel musste ein Kanal am östlichen Nilufer ausgehoben werden, um das Wasser während der weiteren Bauarbeiten umzuleiten.

Nil hinter dem Assuanhochdamm (Foto: M. Hüneburg 1989)

Blick vom Hochdamm über den Stausee (Foto: M. Hüneburg)

Das Megaprojekt war ein Politikum. Ägypten war gerade in die Unabhängigkeit entlassen worden, und die neue Regierung unter Präsident Gamal Abdel Nasser drängte auf ein Vorzeigeprojekt. Der Staudammbau war eine Art nationales Symbol für die Schaffenskraft des neuen Staates. Die Weltpresse begleitete die Bauarbeiten und Berichtete von den Fortschritten. Heftig kritisiert wurden die Sicherheitsbedingungen, nachdem bekannt wurde, dass sich Arbeiter verletzten und einige sogar starben. Am Ende waren während der zehnjährigen Bauarbeiten 451 Menschen ums Leben gekommen. Weil sich die Regierung Nassers weigerte, sich im Ostwestkonflikt des Kalten Krieges entschieden auf die Seite der Westmächte zu stellen, und stattdessen die Neutralität nach dem Vorbild Indiens oder Jugoslawiens anstrebte, traten die europäischen und amerikanischen Investoren von ihren finanziellen Zusagen zurück. Als neuer Partner kam nun die Sowjetunion ins Spiel. Russland brachte Technologie und Ingenieure nach Ägypten. So wurde der Staudammbau zum Anlass einer politischen Bindung mit dem kommunistischen Ostblock.

Im Stausee verschwand eine ganze Landschaft: Nubien. Viele Dörfer, Orte, Felder, Gärten und landwirtschaftliche Siedlungen der Nubier mussten aufgegeben werden. Mehr als 90.000 Menschen verloren ihre Heimat und mussten umgesiedelt werden. Tempel und Kulturdenkmäler aus der Zeit der Pharaonen drohten in den Fluten unterzugehen, darunter auch die Felsentempel von Abu Simbel . Durch eine beispiellose internationale Rettungsaktion, die von der UNESCO unterstützt wurde, konnten mehrere Tempel Stein für Stein auseinander genommen und an höheren Lagen wieder aufgebaut werden.

1970 waren die Bauarbeiten fertig. 1971 wurde der Hochdamm eingeweiht und Sadd el-Ali getauft. Er ist etwa 3600 Meter lang und 111 Meter hoch. Die Sohlenbreite beträgt annähernd 1000 Meter. Oben, an der Dammkrone, ist er rund 40 Meter breit. Im Nassersee werden mehr als 150 Milliarden Kubikmeter Wasser gespeichert. Bedeutend für die Industrie und technologische Entwicklung des Landes ist die Versorgung mit Strom. Das Wasserkraftwerk an der Staumauer des Sadd el-Ali erzeugt pro Jahr etwa 10 Milliarden Kilowattstunden. Damit ist der Damm eine der wichtigsten Energiequellen des Landes.

Kamele am Nasserstausee (Foto: Mirco Hüneburg 2010)

Der durch den Sadd el-Ali aufgestaute Nassersee ist mit einer Oberfläche von mehr als 500 Quadratkilometern, einer Länge von über 500 Kilometern und einer Breite von 5 bis 35 Kilometern einer der größten Stauseen und künstlichen Gewässer der Erde.

Wie bei vielen Großprojekten, die in die Natur eingreifen, hat der Bau des Assuan staudammes Vor- und Nachteile. Tatsächlich wären viele Straßen, moderne Stadtviertel, Eisenbahnlinien und Industrieanlagen, die heute zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, gar nicht denkbar und realisierbar gewesen, wenn die Nilflut nicht seit 1902 und schließlich 1971 gedämmt und kontrollierbar gewesen wäre. Die Schäden, die einst durch hohe Nilfluten an den Flussufern entstanden, bleiben nun aus. Auch die Agrarproduktion konnte durch gleichmäßige Bewässerung der Felder gesteigert werden. Bei einer durchschnittlichen Nilschwelle flossen zuvor jährlich etwa 30 Milliarden Kubikmeter Wasser ungenutzt ins Mittelmeer. Nun wird die Ressource Wasser intensiver genutzt. Auch der Flussschiffsverkehr funktioniert reibungslos, da der Nil durch einen verhältnismäßig gleichmäßigen Wasserstand ganzjährig befahrbar ist. Es besteht keine Gefahr mehr durch Sandbänke, wie es früher zu Trockenzeiten der Fall war. Hinzu kommt der erwähnte Faktor der Energiegewinnung.

Sanddünen am Nil bei Assuan (Foto: Mirco Hüneburg 1996)

Doch leider hat die Stauung des Wassers hinter dem Damm einige gefährliche Nebenwirkungen. Abgesehen von der Schwierigkeit, dass sich Sedimente im Nassersee ablagern und dadurch das Wasserreservoir im Laufe der Zeit mit Schlamm aufgefüllt wird, fehlen die düngenden Schwammablagerungen auf den Feldern der Fellachen. Um das auszugleichen, ist ein enormer Bedarf an Kunstdünger entstanden. Der gleichbleibende Grundwasserspiegel führt zu einer starken Versalzung des Bodens. Früher sorgten die enormen jährlichen Schwankungen des Wasserstandes während der Nilschwemme für eine Auswaschung des Bodens und während der Trockenzeit zu einer Drainage des Alluvialbodens. Der nun gleichmäßig feuchte Boden und die Versalzung erschweren langfristig die Landwirtwirtschaft und stellen eine Gefahr für den Denkmalschutz dar, denn das salzige Grundwasser greift die Baudenkmäler und Tempelanlagen an.

Probleme entstehen auch in der Küstenregion. Das Schwemmmaterial hat früher zur Deltabildung beigetragen, denn an den Nilmündungen und an den Ufern des Deltas lagerte sich viel davon ab. Nun fehlen diese Schlammablagerungen, und das Delta wächst nicht mehr. Im Gegenteil: Die Bodenabtragung führt sowohl an den Flussufern als auch an der Meeresküste zu Problemen. Das Delta wird mehr und mehr dem steigenden Meerwasserspiegel des Mittelmeeres ausgeliefert sein. Einige Küstenabschnitte werden über kurz oder lang verschwinden. Durch die Nilflut, die jährlich ins Mittelmeer floss, wurden die Küstengewässer mit dem Nilschlamm gedüngt und der Salzgehalt niedrig gehalten. Dies sorgte für eine reiche Meeresfauna und somit für lohnenswerten Fischfang. Nun gehen die Fischfangerträge zurück. Zudem dringt das salzigere Brackwasser verstärkt in die Arme der Nilmündungen.

Nichtsdestotrotz ist am Nasserstausee eine einmalige Seenlandschaft entstanden, die auch ihre optischen Reize hat. Verschiedene Reiseveranstalter bieten Rund- und Kreuzfahrten auf dem Nassersee mit Besichtigungen der verschiedenen nubischen Tempelanlagen an.

Auswahl weiterführender Literatur:

  • Shibl, Yusuf Ahmed, The Aswan High Dam, Beirut 1971.
  • Kreutzmann, Hermann (Hrsg.), Staudämme: umstrittene Projekte, Braunschweig 2004.
  • Badra, Galal, Ägypten und der Assuan-Hochdamm: Entwicklungen seit dem Bau des Assuan-Hochstaudammes (Diplomarbeit), Heidelberg 1985.
  • Magi, Giovanna, Aswan, Philae , Abu Simbel , Florenz 1989.

Assuan-Staudamm

Die Pyramiden sind das Weltwunder des Altertums, der Assuan-Staudamm das Weltwunder der Neuzeit – so sprechen die Ägypter voller Stolz von dem größten modernen Bauprojekt ihres Landes. Mit einer Länge von 3.600 Metern und einer Höhe von über 110 Metern staut er den Nil zu einem 500 Kilometer langen Stausee auf. 1970 wurde der Hochdamm fertiggestellt und 1971 eingeweiht. Auf Arabisch wird er Sadd el-Ali genannt.

Die Idee, den Nil aufzustauen, war schon alt. Bereits im Alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen baute man zahlreiche Dämme und Deiche, um das Wasser nach der jährlichen Nilschwemme so lange wie möglich auf den Feldern zu halten und dort zu verteilen. Ebenso wurden Dämme errichtet, um die spontanen Fluten der Wadis aufzuhalten und in Kanäle umzuleiten.

Der natürliche Rhythmus des Nil mit seiner jährlichen Überschwemmung war gut für die Landwirtschaft, weil er die Felder flutete und fruchtbaren Nilschlamm auf ihnen ablagerte. Aber es gab auch Probleme. Zum einen war man an den Rhythmus der Jahreszeiten angewiesen. Es waren keine Mehrfachernten möglich, weil der Wasserstand des Nil im Sommer zunächst zu niedrig und dann durch die Nilschwemme zu hoch war. Außerdem stellte man bereits im 19. Jahrhundert fest, dass man das Land gar nicht im industriellen Sinne modernisieren konnte, solange das Niltal für einige Monate größtenteils unter Wasser stand und die Orte und Siedlungen wie Inseln aus der Flut ragten. Wie sollte man in einer solchen Landschaft Fabriken, Straßen und Eisenbahntrassen bauen? Außerdem sorgte man sich um die Stromversorgung des Landes.

Die Lösung war klar. Ein Damm musste her. Bereits 1902 wurde rund 7 Kilometer südlich von Assuan der erste Damm fertiggestellt. Er konnte bereits einen großen Teil der Nilflut aufhalten und das Wasser speichern. Doch schnell war klar, dass er an seine Grenzen geriet. Er war zu niedrig. Ein neuer Damm musste gebaut werden. In den 1950er Jahren wurden eifrig Pläne geschmiedet. Der neue Damm sollte ein nationales Vorzeigeprojekt werden. Zehn Jahre später begannen die Bauarbeiten. Anfangs sollten westliche Baufirmen das Megaprojekt umsetzen. Doch weil der damalige Präsident Gamal Abdel Nasser sich mit den USA und Großbritannien verworfen hatte, wich man auf die Sowjetunion als Baupartner aus. Zahlreiche russische Ingenieure kamen ins Land, um bei dem Bau zu helfen.

Bereits während der Bauarbeiten zeigten sich Probleme: Wohin mit all den Menschen, die im Niltal südlich des Dammes wohnten, wenn die ganze Region geflutet wird? Mehr als 90.000 Menschen, hauptsächlich die Nubier der Region, mussten umgesiedelt werden. Auch die dortigen Tempel waren in Gefahr. Auf einen Alarmruf von Intellektuellen und Prominenten aus aller Welt entschloss sich die Weltkulturorganisation UNESCO, die wichtigsten Tempel umzusetzen, darunter auch die großen Felsentempel von Abu Simbel.

Nach der Einweihung des Dammes stieg der Wasserspiegel südlich des Dammes an. Es entstand der Stausee, der Nasser-See, der nach dem Präsidenten Gamal Abdel Nasser benannt wurde. Der See ist heute einer der größten künstlichen Seen der Erde. Er ist rund 500 Kilometer lang und je nach Stelle etwa 5 bis 35 Kilometer breit.

Der Staudamm hat Vorteile und Nachteile gebracht. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Milliarden Kubikmeter Wasser, die jedes Jahr ungenutzt ins Mittelmeer geflossen waren, werden nun optimal genutzt. Wegen der Unabhängigkeit vom Rhythmus der Nilflut kann nun mehrmals pro Jahr geerntet werden. Die Schäden, die bei großen Fluten entstanden waren, gehören nun der Vergangenheit an. Zudem sorgt der Hochdamm mit seinem Turbinen und dem angeschlossenen Elektrizitätswerk für einen großen Teil der Stromversorgung des Landes.

Aber auch die Nachteile sind klar erkennbar. Abgesehen davon, dass eine ganze Kulturregion unter Wasser gesetzt wurde, hat der Staudamm Auswirkungen auf die Umwelt. Der fruchtbare Nilschlamm, der sich früher auf den Feldern abgelagert hatte, bleibt aus. Nun muss mit künstlichem Dünger nachgeholfen werden. Der permanent hohe Grundwasserspiegel und die ausbleibende Flut sorgen für eine Versalzung des Bodens. Dies ist für die ägyptische Landwirtschaft ein Problem. Außerdem fehlen die Sedimentablagerungen an den Flussmündungen des Deltas. Dort verändert sich das Küstenbild. Auch die Fischerei ist davon betroffen, weil die Nährstoffe wegbleiben, die früher mit dem Nil ins Meer geflossen sind und eine reiche Meeresfauna und somit ergiebigen Fischfang ermöglichten.

Dafür ist eine großflächige Seen- und Insellandschaft entstanden, die ihre ganz eigenen Reize hat. Mittlerweile werden Kreuzfahrten auf dem Nasser-See angeboten. Im Nasser-See gibt es übrigens noch die großen Nilkrokodile. Wenn man aufmerksam an stillen Buchten des Nasser-Sees wartet, kann man sie sehen. Daher sollten manche Stellen zum Baden gemieden werden.


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