Neben den Pyramiden von Giseh (Giza), Sakkara, Dahschur und Abusir gibt es noch weitere Orte mit königlichen Pyramiden aus der Pharaonenzeit. Dies sind die Pyramiden von Abu Roasch, Zawiet al-Arjan, Lischt, Meidum, Illahun und Hawara.
Die Pyramide von Abu Roasch
Rund 7 km nördlich von Giseh (Giza) liegt ein Ruinenfeld aus dem Alten Reich. Betrachtet man das Ruinenfeld genauer, erkennt man den flachen Schutthügel einer ehemaligen Pyramide. An der Nordseite führt ein heute offen liegender, breiter Schacht in eine große Kammer unterhalb des ehemaligen Pyramidenzentrums. Im Umfeld der Pyramidenruinen wurden Überreste der alten Totenkultanlagen, der Umfassungsmauer und einer kleinen Nebenpyramide entdeckt.
Lange Zeit wusste man die Ruinen nicht zuzuordnen. Heute geht man davon aus, dass es sich um die Überreste der alten Pyramidenanlage des Pharao Djedefre bzw. Radjedef handelt. Dieser König war der Sohn und Nachfolger des Königs Cheops, dem Erbauer der großen Pyramide in Giseh. Somit ist die Pyramide in die Zeit um 2600 v. Chr. bzw. in die 4. Dynastie (Altes Reich) zu datieren.
Wie groß die Pyramide ursprünglich war, lässt sich anhand der Basis und der Seitenwinkel schätzen. Vermutlich maß sie 106 m an der Basis und 67 m in der Höhe. Inwiefern die Pyramide tatsächlich vollendet wurde, ist umstritten. Klar ist aber, dass sie seit dem Altertum und auch während des Mittelalters als Steinbruch gedient hat, um mit ihren Steinblöcken Tempel und Moscheen zu bauen. Daher ist heute nur noch ein bescheidener Rest erhalten.
Die Pyramiden von Zawiet el-Arjan
Auf etwa halber Strecke zwischen Giseh (Giza) und Abusir befinden sich die Ruinen, Mastaba-Gräber und zwei Pyramidenruinen von Zawiet el-Arjan. Die südliche der beiden Pyramiden wird dem König Chaba (3. Dynastie, 27. Jahrhundert v. Chr.) zugeschrieben. Sie war ursprünglich eine Stufenpyramide wie jene des Djoser in Sakkara. Allerdings ist nur die unterste Stufe erhalten. Die nördliche der beiden Pyramiden wird in die 4. Dynastie datiert. Noch kann sie nicht eindeutig einem König zugeordnet werden.
Die Pyramiden von Lischt
Lischt ist eine wichtige königliche Nekropole des Mittleren Reiches. Sie liegt rund 60 km südlich von Kairo auf dem Weg zur Oase Fajum. Neben den zahlreichen Mastabas sind besonders die beiden königlichen Pyramiden von Interesse.
Die nördliche der beiden Pyramiden stammt von König Amenemhet I. (12. Dynastie). Er lebte im 20. Jahrhundert v. Chr. Mit ihm begann ein neues Pyramidenzeitalter. Denn nach dem Ende des Alten Reiches war Ägypten in Provinzfürstentümer zerfallen. In dieser Zeit wurden keine königlichen Pyramiden mehr errichtet. Dann wurde das Land unter Thebanischen Fürsten wiedervereinigt, doch zogen diese Pharaonen der 11. Dynastie die Anlage von Felsgräbern vor. Erst mit Amenemhet I. und der von ihm begründeten 12. Dynastie kehrten die Herrscher in den Raum von Memphis zurück und schlossen an die alte Pyramidenbautradition an.
Von der Pyramide des Amenemhet I. ist nur noch ein Schutthügel erhalten. Man erkennt, dass sie aus einem Kalksteingerippe bestand, dass mit Lehmziegeln ausgefüllt wurde. Anschließend war sie von außen mit einer Kalksteinverkleidung versehen worden. Nachdem im Mittelalter Steinräuber die Verkleidung abgebaut hatten, fiel das Bauwerk in sich zusammen. Ursprünglich war die Pyramide rund 55 m hoch.
Die südliche der beiden Pyramiden stammt von seinem Nachfolger Sesostris I. Auch von dieser Pyramide ist nur noch ein Schutthügel übrig geblieben. Ursprünglich war sie 61 m hoch und hatte eine Basislänge von 105 m. Zum Pyramidenbezirk gehören 9 kleine Nebenpyramiden für königliche Familienmitglieder sowie eine kleine Kultpyramide.
Die Pyramide von Meidum
Unmittelbar vor der Oase Fajum liegt das Ruinenfeld der Nekropole von Meidum. Von weitem sichtbar ist eine Art Turm, bei dem es sich um den Überrest der einstigen Pyramide von Meidum handelt. Die Pyramide war unter Pharao Huni (3. Dynastie) begonnen und unter Pharao Snofru (4. Dynastie) vollendet worden. Vermutlich war sie ursprünglich als Stufenpyramide geplant und anschließend versuchsweise zu einer echten Pyramidenform umgestaltet worden. In der Nähe der Pyramidenruine wurden zahlreiche Mastabas ausgegraben. Darunter auch die Mastaba des Prinzen Rahotep (4. Dynastie), in der die berühmten Sitzstatuen von ihm und seiner Gemahlin Nofret gefunden wurden, die heute im Museum in Kairo ausgestellt sind.
Die Pyramide von Illahun
Am Eingang zur Oase des Fajum liegt die Ruinenstätte von Illahun (El-Kahun). Hier hatte König Sesostris II. (12. Dynastie) seine Pyramide errichten lassen. Sie bestand aus Kalksteinmauern, deren Zwischenräume mit Lehmziegeln ausgefüllt wurden. Weiter im Osten, in Richtung Niltal, haben die Archäologen die Ruinen einer großen Pyramidenstadt ausgegraben (Kahun genannt). Sie wurde planmäßig angelegt und war sowohl als Arbeiterstadt für die Pyramidenerbauer als auch als Residenzstadt des Königs entworfen worden.
Die Pyramide von Hawara
Wie ein großer Lehmziegelhügel erhebt sich die Ruine der Pyramide von Hawara nur acht Kilometer südöstlich der Regionshauptstadt Medinet el-Fajum. Die Pyramide des Königs Amenemhet III. hat eine Basislänge von etwa 100 m und war ursprünglich an die 60 m hoch. In der klassischen Antike hatten griechische Gelehrte viel über diese Pyramidenanlage geschrieben. Zum Tempelkomplex sollen viele Kultkapellen gehört haben, so dass man von einem Labyrinth sprach. Allerdings ist von diesen Anlagen fast nichts mehr erhalten.