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Erste Zwischenzeit (7.-11. Dynastie) - Geschichte Ägyptens

Die Erste Zwischenzeit markiert den ersten massiven Bruch in der Entwicklung des gesamtägyptischen Staates. Nach der unverhältnismäßig langen Regierungszeit Pepis II. und den wohl recht kurzen von Merenre und der Königin Nitokris war das Land Ende der 6. Dynastie in gesamtstaatliche Instabilität geraten. Schließlich war das zentrale Redistributionssystem (d.h. das wirtschaftliche Umverteilungssystem) des Staates in seiner Funktion von lokalen Provinzverwaltungen abgelöst worden. Nach dem Verteilungsmonopol brach auch das Gewaltmonopol des Staates zusammen. Damit gab es keine Grundlage mehr für eine funktionierende Herrschaft Pharaos. Ob eine klimatische Veränderung den Zusammenbruch des Alten Reiches und die Polyarchie und teilweise Anarchie der Ersten Zwischenzeit herbeigeführt haben soll, ist noch unklar. In einigen zeitgenössischen Texten der Ersten Zwischenzeit ist allerdings unzweifelhaft von großen Hungersnöten die Rede. Sogar von Kannibalismus wird berichtet, wie beispielsweise hungernde Menschen ihre eigenen Kinder essen mussten, um zu überleben. Zurzeit wird noch untersucht, ob sich die Vermutung einer klimawandelbedingten mehrjährigen Folge niedriger Nilfluten anhand der zahlreichen geologischen und klimatologischen Daten verifizieren lässt. Ausführlichere arabische Berichte über grausame Hungersnöte im mittelalterlichen Ägypten lassen erahnen, wie katastrophal sich das mehrjährige Ausbleiben der Nilflut auswirken kann. Ägyptens Wohlstand war in seiner Geschichte stets abhängig von der Landwirtschaft.

Nach Manetho sollen in der 7. Dynastie, also dem Ende des Alten Reiches, 70 Könige in 70 Tagen regiert haben. Hinter diesem eher symbolischen Spiel mit der Zahl Sieben versteckt sich vermutlich die simple Tatsache, dass es mehrere Monate keinen Pharao gab und Thronstreitigkeiten Verwirrung stifteten. Von Memphis aus regierten dann während der 8. Dynastie etwa zwei Dutzend Lokalkönige, die wohl kaum über ganz Ägypten Herrschaft ausüben konnten. Tatsächlich herrschten zahlreiche Kleinkönige gleichzeitig über kleine Territorien. Während dieser Zeit des fehlenden staatlichen Gewaltmonopols bildete sich in der ägyptischen Gesellschaft eine neue patriarchale Schicht von Lokalfürsten und Magnaten heraus, die jeweils als Patron und guter Landesvater die Geschicke ihrer Provinz, ihrer Stadt oder ihres Gaus in autoritärer Form lenkten und leiteten. Ein Zeugnis hiervon gibt die biographische Inschrift des Fürsten Anchtifi von Moalla, der sich als "Held ohnegleichen" feiern ließ als er mit seiner Kriegerschar Recht und Ordnung in den Gau von Edfu brachte. Die neue Sozialstruktur zeigt sich auch in der Untersuchung der Gräberfelder und Friedhöfe. Herren und ihre Gefolgsleute wurden oft nah beieinander bestattet.

Kulturell und politisch prägend für die Entwicklung der Ersten Zwischenzeit waren die Herrscher von Herakleopolis (9. und 10. Dynastie) und Theben (11. Dynastie) die zeitweise gleichzeitig verschiedene Teile Ägyptens beherrschten. Die Herakleopolitaner kontrollierten große Teile des Nordens bis etwa Assiut, die Thebaner weite Teile Oberägyptens. Die Herrscher von Theben, die alle die Namen Antef oder Mentuhotep trugen, konnten schließlich Ägypten wieder einigen und die Zustände der Ersten Zwischenzeit beenden. Mentuhotep II. gilt daher als Begründer des sogenannten Mittleren Reiches. Im Mittleren Reich blieb die Erste Zwischenzeit als Zeit des Chaos und der Not in Erinnerung. Dies spiegelt sich in der umfangreichen Literatur des Mittleren Reiches wider, insbesondere in den hieratischen Schriften mit den Titeln "Die Klagen des Ipuwer" und "Prophezeiung des Neferti". In diesen Texten werden Pharao und die mit seinem Amt verbundene Staats- und Gesellschaftsordnung als einziger Garant gegen die Wiederholung einer solchen Chaoszeit propagiert. Zwei sehr bedeutende Texte des Mittleren Reiches haben übrigens ihre Handlung am Hof der Herakleopolitaner der Ersten Zwischenzeit. Und zwar handelt es sich um die "Klagen des Bauern" und die "Lehre für König Merikare". In diesen Texten wird unter anderem das Problem der gerechten Herrschaft thematisiert.

Auswahl weiterführender Literatur:

  • Assmann, Jan, Ägypten – Eine Sinngeschichte, München und Wien 1996.
  • Beckerath, Jürgen von, Chronologie des pharaonischen Ägypten: Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte, Münchener Ägyptologische Studien (MÄS), Band 46, Mainz 1997.
  • Gardiner, Alan, Egypt of the Pharaohs, Oxford 1964.
  • Gomaa, Faruk, Ägypten während der ersten Zwischenzeit, Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Beiheft 27, Wiesbaden 1980.
  • Müller-Wollermann, Renate, Krisenfaktoren im ägyptischen Staat des ausgehenden Alten Reiches, Tübingen 1986.
  • Otto, Eberhardt, Der Weg des Pharaonenreiches, Stuttgart 1966.
  • Schneider, Thomas, Lexikon der Pharaonen: Die altägyptischen Könige von der Frühzeit bis zur Römerherrschaft, Zürich 1994.
  • Seidlmayer, Stephan, Gräberfelder aus dem Übergang vom Alten zum Mittleren Reich, SAGA 1, Heidelbeg 1990.

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