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Wüstenschloss Qasr el-Kharaeh, Eingangsfront des Kastells | Bildquelle: STERN TOURS

Wüstenschloss Qasr el-Kharaeh, Eingangsfront des Kastells

Qasr el-Kharaneh (Qasr Kharana)

Eine erstaunliche Mischung aus Schloss und Festung ist die quadratische Anlage von Qasr el-Kharaneh in der jordanischen Wüste rund 65 Kilometer östlich von Amman. Das nahezu quadratische Gebilde wirkt wie ein Kastell und ist noch gut erhalten. Interessant ist, dass das Bauwerk noch nicht eindeutig datiert und einem Herrscher zugewiesen werden konnte.

Wüstenschloss Qasr el-Kharaneh

Das Wüstenschloss Qasr el-Kharaneh ist eine Mischung aus Schloss und Festung.

Manche alte Bauwerke sind so gut erhalten, als seien sie noch vor kurzem benutzt worden. So wirkt die rund 35 mal 35 Meter messende kastellartige Anlage von Qasr el-Kharaneh (auch: Qasr Kharana). Wie eine quadratische Geisterfestung steht sie in der Landschaft. Besonders beeindruckend ist die klare Architektur, die beweist, dass ein Bauplan konsequent umgesetzt wurde und nicht durch spätere Veränderungen oder Annexbauten umgestaltet wurde.

Das Bauwerk ist in mehrfacher Hinsicht ein Rätsel. Weder weiß man zu welcher Zeit, noch für welche Person das Gebäude errichtet worden ist. Nicht einmal der Zweck ist eindeutig geklärt. Es könnte ein Schloss, eine Wüstenfestung für eine kleine Armeegarnison, eine Karawanserei für vorbeiziehende Handelskarawanen oder eine Raststätte für den Kalifen und seine Entourage bei seinen Wüstenjagden gewesen sein. Vielleicht war es auch eine spätpersische Festung, da einige Elemente auf die Sassaniden hinweisen. Diese Festung könnte dann von den Omayyaden übernommen worden sein. Heute geht man davon aus, dass das Gebäude am wahrscheinlichsten aus der frühen Omayyadenzeit stammt und im späten 7. oder frühen 8. Jahrhundert erbaut wurde. Jedenfalls deuten omayyaden-zeitliche Inschriften darauf hin, dass es nicht späteren Erbauungsdatums sein kann.

Wüstenschloss Qasr el-Azraq - © STERN TOURS

Der quadratische Bau hat sieben halbrunde, turmartige Vorsprünge, drei zu jeder Seite bzw. an jeder Ecke und an jeder Seitenmitte einen. Lediglich an einer Seite ist der Turmvorbau gespalten. Hier befindet sich das Eingangstor in die Anlage. Man kommt in einen Vorraum, von dessen Seitenwänden jeweils zwei Durchgänge in große seitliche Räume führen. Diese Räume waren vermutlich die Stallungen für die Pferde oder Kamele. Weiter durch den Vorraum gelangt man nach 10 Metern in den quadratischen Innenhof. Er misst etwa 13 mal 13 Meter. Zahlreiche Türen führen vom Hof in mehrere kleine Räume der Seitentrakte. Hier gliedern sich jeweils kleine Räume um größere Haupträume.

Wenn man direkt nach dem Zugang zum Innenhof nach rechts oder links abbiegt, gelangt man zu den Treppenaufgängen, die zum Obergeschoss führen. Interessanterweise sind die Haupträume im Obergeschoss großräumiger angelegt und teilweise mit architektonischen Schmuckelementen versehen. Ein Hauptraum ist mit Kreuzgurtbögen und Deckenkasseten versehen. Vermutlich war das Obergeschoss für die Hauptgäste gedacht, während das Erdgeschoss den Stallungen, Vorräten und dem Gesinde zugeplant war. Das Obergeschoss schien jedoch nicht vollendet worden zu sein.

Statt Fenster sind alle wichtigen Räume mit kleinen Schlitzen in den Wänden ausgestattet. Sie wirken wie Schießscharten für Bogenschützen und könnten womöglich auch als solche genutzt worden sein. Es kann sich aber auch um Licht- und Belüftungsschlitze gehandelt haben, die für eine angenehme Raumatmosphäre gesorgt haben.

Die seltsame Art des Baustils, der römische, byzantinische und persische Einflüsse zeigt, deutet auf ein Phänomen der Omayyadenzeit hin. Denn in den Anfangsjahren der arabisch-islamischen Expansion brachten die arabischen Beduinenarmeen wenig Erfahrung als Baumeister mit. Dagegen konnte man im östlichen Mittelmeerraum auf die örtlichen byzantinischen und im Mittleren Osten auf die persischen Baumeister zählen, deren Zunft auf Jahrhunderte lange Erfahrung zurückgreifen konnte.


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