Auf der Strecke von Amman zum Toten Meer liegt rund 10 Kilometer von Madaba entfernt der kleine Ort Hisban. Hier befindet sich direkt oberhalb des heutigen Dorfes die Ausgrabungsstätte Tell Hisban mit den Ruinen des antiken Esbus beziehungsweise des biblischen Heshbon.
Amerikanische Ausgrabungen haben auf dem Ruinenhügel von Tell Hisban Ruinen aus unterschiedlichen Epochen freigelegt. Sie fanden Siedlungsspuren aus der Eisenzeit, also dem ersten Jahrtausend vor Christus, bis zur griechisch-römischen Antike und zum islamischen Mittelalter.
Zentrum des Ausgrabungsgeländes ist eine Akropolis mit Funden aus unterschiedlichen Epochen. Aus christlicher Zeit wurden die Überreste zweier Kirchen ausgegraben. Die eine liegt am Nordrand des Hügels, die andere auf der Akropolis selbst. Beide Kirchen stammen aus byzantinischer Zeit. In der Akropolis-Kirche hat man beeindruckende Mosaiken gefunden.
Die Nordkirche war in islamischer Zeit als Moschee weitergenutzt worden. Überhaupt schien der Ort während des islamischen Mittelalters mindestens ebenso so stark besiedelt gewesen zu sein wie während der klassischen Antike. Darauf deuten die Wohnbauten, die Karawanserei und das Badehaus aus der Zeit der Mamluken hin.
An Funden aus der römischen Epoche kamen vor allem Wohnhäuser auf der Akropolis und ein Wachturm am Hang des Hügels zutage. Außerdem hat man Überreste einer Stadtbefestigung ausgegraben. Dass die Stadt in römischer Zeit von einem Schutzwall umgeben war, deutet auf ihre Funktion als Grenzstadt hin. Vielleicht war hier auch eine Kohorte Legionäre stationiert. Der Wachturm ist bereits in vorrömischer Zeit angelegt worden, vermutlich unter Herodes, und wurde von den Römern und Byzantinern weitergenutzt.
Zwar sind keine Gebäude mehr komplett erhalten. Doch die Ruinen stehen größtenteils noch sichtbar an und geben klare Auskunft über die Grundrisse der einzelnen Gebäude, so dass man sich beim Rundgang die Gestalt der alten Stadt gut vorstellen kann.
Hisban ist als Heshbon mehrfach in der Bibel erwähnt. So soll der Ort anfangs eine Stadt der Moabiter gewesen sein. Auch Flavius Josephus erwähnte den Ort. Heshbon gehörte zum Reich der Makkabäer und später zum Reich des Herodes. In der römischen und byzantinischen Spätantike ist Heshbon alias Esbus als Bischofssitz belegt. So soll am Konzil von Nicäa (im Jahre 325) und am Konzil von Ephesus (im Jahre 431) jeweils ein Bischof von Esbus anwesend gewesen sein.
Im Mittelalter ist Heshbon unter dem Namen Hisban im Zusammenhang mit der Eroberung der Kreuzfahrerfestung Kerak durch Sultan Saladin erwähnt. In den Jahren 1183 und 1184 sollen hier die Truppen des Sultans gelagert haben.
Zur Zeit des Osmanischen Reiches blieb der Ort unbewohnt. Die heutige Siedlung am Rande des Hügels ist erst im 19. Jahrhundert angelegt worden.