Ein absolutes Highlight unter den antiken Ruinen von Amman ist das römische Theater aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. im östlichen Teil der Innenstadt. Es handelt sich um ein perfektes Open-Air-Theater, das Platz für 6000 Zuschauer Platz bietet. Es gehört, neben dem Theater im syrischen Bosra, zu den am besten erhalten römischen Theatern des Nahen Ostens.
Römisches Theater von Amman
Video zum Römischen Theater von Amman - © STERN TOURS
In der Antike gehörten die Theater neben den Thermen und Foren zu den Kennzeichen einer großen Stadt. Seitdem der Hellenismus in den Vorderen Orient gekommen war und sich mit der römischen Kultur verfestigte, waren die Theater die Vorzeigebauten sowie ein gesellschaftliches Zentrum. Reisende, die ihre Jordanien-Rundreise mit einer Tour durch Israel verbinden, werden die spannende Gelegenheit haben, das Theater von Amman mit den Theaterruinen von Caesarea Maritima und Beth Shean vergleichen zu können. Aber auch innerhalb Jordaniens dürfte der Vergleich mit den Theatern von Jerash/Gerasa spannend sein.
Die ersten Theaterbauten Ammans stammen aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. Hier war die unmittelbare Nähe des Römischen Reiches und der römischen Kultur zu spüren, denn die Händler aus den anderen Teilen der Levante erwarteten in Amman bzw. in Philadelphia, wie die Stadt unter den Griechen und Römern hieß, einen entsprechenden Kulturstandard, bei dem ein Theater nicht fehlen durfte.
Mit der Einverleibung Ammans ins Römische Reich und mit dem Wachstum der Bevölkerung reichte das alte Theater an Größe nicht mehr aus. So wurden zur Zeit des römischen Kaisers Antonius Pius, der von 138 bis 161 n. Chr. in Rom regierte, das alte Theater um- und ausgebaut.
Das Theater fügt sich pittoresk in die Flanke des Jaufa-Hügels, des Jebel el-Jaufa ein. In direkter Nähe befindet sich das römische Forum, so dass man davon ausgehen kann, dass hier das antike Stadtzentrum von Amman-Philadelphia war.
Die Größe des Theaters ist beeindruckend. Die halbrunde Zuschauertribüne hat einen Durchmesser von rund 102 Metern. In seinem ursprünglichen Zustand hatte das Theater ein 95 Meter breites und 16 Meter tiefes Bühnengebäude, das einst zwei bis drei Stockwerke hoch war. Die Zuschauer gelangten über acht Aufgänge zu ihren Plätzen auf der Tribüne. Das gesamte Auditorium hatte drei Ränge. Jeder Rang hatte 14 bis 16 Sitzplätze. Die hervorragende Baukunst ermöglichte es, das Auditorium so zu bauen, dass die Akustik optimal zur Geltung kam. Selbst leise Dialoge der Schauspieler und Darsteller auf der Bühne konnte man noch auf den hinteren Rängen hören. Heute kann man sich bei Freilichtveranstaltungen von der immer noch hervorragenden Akustik überzeugen. Außerdem sind die Plätze und Ränge hintereinander so steil aufsteigend errichtet, dass man bequem über den Kopf des Vordermannes schauen kann, um das Geschehen auf der Bühnen zu verfolgen. Einziger Nachteil dieser Tribünenarchitektur ist die starke Neigung der Treppenaufgänge, die den Aufstieg erschwert.
Das Repertoire der Aufführungen war schon in der Antike breit gefächert. Von klassischen griechischen Tragödien und seichten Lustspielen bis hin zu musikalischen Inszenierungen war alles dabei. Es ist gut möglich, dass bedeutende Reden im Theater gehalten wurden. Doch nicht nur das Geschehen auf der Bühnen lockte die Zuschauer. Ein Besuch des Theaters war schon damals ein gesellschaftliches Ereignis der Stadtbürger, bei dem man sich traf, in den Pausen der Aufführungen Gespräche führte und Neuigkeiten austauschte.
Dank der Restaurationen in den 1950er und 1960er Jahren ist das antike Theater heute wieder in Gebrauch. An den Nachmittagen und Abenden der warmen Sommermonate werden hier Freilichtveranstaltungen aufgeführt. Zu später Stunde ist das Theater beleuchtet.
Neben dem großen Theater von Amman steht im rechten Winkel ein weiteres, kleines Theater, das sogenannte Odeum. Es war für kleinere und vermutlich auch exklusivere Schauspiele, Musikaufführungen und Gedichtrezitationen errichtet worden. Wahrscheinlich war der Zuschauerkreis dort eine exklusivere Gesellschaft. Bei einem Durchmesser von 38 Metern hatte die Tribüne 18 Sitzreihen. Der heutige Zustand des Odeums geht auf Restaurationen der 1980er Jahre zurück. Ursprünglich war es in einem wesentlich schlechteren Erhaltungszustand vorgefunden worden.
Im Bereich der Theater befinden sich zwei kleine Museen, das "Museum of Popular Traditions" und das "Jordan Folklore Museum". Hier sind volkstümliches Kunsthandwerk, Trachten, Schmuck und Alltagsgegenstände aus Jordanien ausgestellt, die vom Leben und der Kunst der Beduinen, Bauern und Städter der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte berichten.