Einst stand er im oberägyptischen Tempel zu Karnak. Heute steht er in Istanbul. Der große Obelisk des Pharao Thutmosis III. stammt ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. und wurde unter Kaiser Theodosius I. im 4 Jahrhundert n. Chr. nach Konstantinopel gebracht.
Ägyptischer Obelisk in Istanbul - © STERN TOURS
Im alten Ägypten wurden oftmals große Obelisken vor den Tortürmen (Pylonen) der Tempel aufgerichtet. Es handelt sich um hohe, schlanke Steinpfeiler mit einer pyramidenförmigen Spitze. Die Spitze war im Altertum oft vergoldet gewesen und leuchtete im Sonnenlicht.
Die Obelisken waren Denkmäler der Pharaonen und in der Regel dem Sonnengott Re (in der Verkörperung von Re-Harachte oder Amun-Re) geweiht. Die alten Ägypter glaubten, dass mit den morgendlichen Sonnenstrahlen die Sonne sich auf den Spitzen niederlässt und somit im Tempel für den Verlauf des Tages einwohnt.
Neben den Pylonen und Säulenhallen waren die Obelisken die herausragenden Merkmale der ägyptischen Tempel. Sie beeindruckten die Entdecker und Eroberer, die nach Ägypten kamen. Allein in Theben (Luxor, Karnak und die Totentempel vor dem Tal der Könige) gab es unzählige Tempel mit Toranlagen inklusive Pylonen und Obelisken, so dass die Griechen seit Homer vom „hunderttorigen Theben“ sprachen.
Die Römer erkannten die ikonenhafte und symbolgeladene Bedeutung der Obelisken und waren von der Tatsachse beeindruckt, dass die Pylonen monolithisch in einem Stück aus dem Fels geschlagen waren. Insgesamt wurden im Laufe der römischen Herrschaft über Ägypten 13 monumentale Obelisken nach Rom gebracht. Diese Tradition wurde später von vielen neuzeitlichen Staaten kopiert, weshalb es Obelisken in Paris, London, New York und München gibt. Jeder einzelne Obelisk in Europa hinterließ eine Lücke in den alten Tempeln Ägyptens.
Der Obelisk in Istanbul stammte aus dem großen Tempel von Karnak. Dies war der Reichstempel, der dem Gott Amun-Re geweiht war. Es war im Altertum der größte Tempel Ägyptens, ja sogar der damaligen Welt. Der Obelisk stand vor dem siebten Pylon, der unter Pharao Thutmosis III. (15. Jahrhundert v. Chr.) errichtet wurde.
Unter Kaiser Theodosius I. (4. Jahrhundert n. Chr.) wurde der Obelisk nach Byzanz gebracht. Dort wurde er im Hippodrom, der Pferderennbahnarena aufgestellt. Ursprünglich war der Obelisk rund 30 Meter hoch. Doch ein Teil war während des Transportes abgebrochen. Heute misst der Obelisk nur noch rund 19 Meter, inklusive des spätantiken byzantinischen Podestes 26 Meter.
Die Inschriften auf dem Obelisken behandeln die göttlichen Eigenschaften und Ruhmestaten des Pharao Thutmosis III. An einer Stelle wird von seinen militärischen Siegen am Fluss Euphrat in Syrien berichtet. Die Reliefs an den Seiten des spätantiken byzantinischen Podestes zeigen antike Szenen aus dem byzantinischen Kaiserhaus: Dargestellt sind der Kaiser und sein Hofstaat, Tributszenen der unterworfenen Perser und Goten sowie Szenen aus dem Wagenrennen im Hippodrom. Die griechische Inschrift datiert die Aufrichtung des Obelisken in die Amtszeit des Stadtpräfekten Proculus und berichtet von der Niederwerfung des Aufstandes des Usurpators und Gegenkaisers Flavius Magnus Maximus.
Kurioses am Rande: Das griechische Wort „Obeliskos“ bedeutet "Bratspieß". Der Name der Comicfigur Obelix ist eine Anspielung an das Wort Obelisk.