Im Nordteil der zentralen Halbinsel von Istanbul auf der europäischen Seite, unweit des Goldenen Horns und umgeben von berühmten Moscheen, eröffnet sich dem Besucher eine ganzbesondere Welt aus 1001 Nacht: der Kapali Carsi, der große Basar von Istanbul.
Lassen Sie sich von den Farben und Düften im großen Basar von Istanbul verzaubern. Der Kapali Carsi, der „bedeckte Markt“, ist der größte und schönste Basar in Istanbul. Er ist ungefähr 500 Jahre alt. Kurz nachdem die Türken Konstantinopel erobert hatten, errichteten sie hier Märkte, Karawansereien und überdachten Gassen für Handel und Handwerk. Diese Art der bedeckten Marktstraßen schützt vor Regen im Winter und Hitze im Sommer.
Anfangs waren die Überdachungen der Gassen provisorischer Natur. Dann wurden die Gassensysteme Schritt für Schritt erweitertet und ausgebaut. Arkadengänge ersetzten die einfachen Überdachungen. Schließlich war ein komplexes und buntes Labyrinth aus Einkaufsgalerien entstanden. Alle Veränderungen geschahen Schritt für Schritt, organisch den wachsenden Bedürfnissen angepasst. Gassen wurden verlängert, Handwerkstätten vergrößert. Nach verschiedenen Erdbeben und Bränden mussten Teile des Basars immer wieder repariert oder neu aufgebaut werden.
Das Labyrinth besteht aus Tausenden von Geschäften, Verkaufsständen, Cafés, Teehäusern, Speisessälen, Lagerhallen, Unterbringungsräumen für Gäste und sogar kleinen Moscheen und Gebetsräumen. Im 20 Jahrhundert sind viele Touristenrestaurants und Souvenirläden hinzugekommen. Die klassischen Metiers sind dagegen die Gewürzbasare, Schmuckgeschäfte und Kunsthandwerker, Gold- und Silberschmiede, Juweliere, Teppichhändler sowie Leder- und Stoffverkäufer. Wie im mittelalterlichen Europa waren die Gassen einst nach Berufszünften organisiert. Doch diese Gliederung hat sich im Laufe der Jahrhunderte aufgelöst, so dass es heute wie bunt gemischt ist wirkt.
Es gibt allerdings noch Abschnitte, die an die alten Basarstrukturen erinnern, so beispielsweise der Schmuckmarkt im Zentrum des Basarlabyrinthes. Dieser Abschnitt wird Cevahir Besteni genannt. Früher kamen die reichen und vornehmen Bürger Istanbuls hierher, um sich mit kostbaren Kleidern, Turbanen, Schmuck und wertvollen Waffen – Schwerter und Säbel wurden waren wertvoll dekoriert und wurden wie Statussymbole getragen – ausstatten zu lassen.
Von den Karawansereien am Rande der Basare sind die meisten nicht mehr erhalten. Die Händler kamen früher aus allen Teilen des Orients, um in der Hauptstadt des Osmanischen Reiches ihre Waren feilzubieten. Doch die Basare waren nicht nur ein Handelsplatz. Sie waren und sind noch heute ein Ort des gesellschaftlichen Lebens. Man sitzt gemütlich im Teehaus und bei einer Wasserpfeife und philosophiert über das Leben und die Welt, nebenbei bespricht man das eine oder andere Geschäft.
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung des Basars
Ein Ausflug zum großen Basar von Istanbul lässt sich mit der Besichtigung zahlreicher sehenswerter Bauwerke verbinden, die sich in seiner unmittelbaren Nähe befinden. Dazu gehören verschiedene überaus prächtigen Moscheen. Direkt neben dem Basarviertel steht beispielsweise die Nuru Osmaniye Camii, auf der anderen Seite des Basars die Beyazit Camii aus dem frühen 16. Jahrhundert mit angeschlossener Koranschule (Medrasa) und Mausoleum.
Wenige Gehminuten vom Basar entfernt erheben sich zwei weitere prächtige Moscheen, die Sehzade Camii und – näher am Goldenen Horn gelegen – die prominente Süleymaniye-Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Andere wichtige historische Moscheen in diesem Stadtviertel sind die Moschee des Firuz Aga und die Moschee und das Mausoleum von Mahmut Pasas.
Ein außergewöhnliches Bauwerk ist der sogenannte „Versunkene Palast“, der sich einige hundert Meter östlich des Basarviertels befindet. Hierbei handelt es sich um die großen alten Zisternen aus byzantinischer Zeit, in denen das Trinkwasser der Stadt gespeichert wurde. Sie waren unter Kaiser Konstantin begonnen worden, dann teilweise zerstört und unter Justinian wieder errichtet und erheblich erweitert. Die Zisternen bestehen aus über 300 Säulen, die alle in einem Abstand von vier Metern zueinander aufgerichtet und durch Arkadenbögen verbunden sind.
Eine andere Sehenswürdigkeit in der Gegend des großen Basars ist das große Türkische Bad (Hamam) des Mahmut Pasa, das im 15. Jahrhundert fertig gestellt wurde. Wie der Basar, die Märkte, Cafés und Teehäuser, waren auch die Hamams ein wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt der feinen Gesellschaft.