Die Hagia Sophia (türkisch: Ayasofya) ist eines der prächtigsten Bauwerke Istanbuls. Sie war im 6. Jahrhundert als monumentale orthodoxe Kuppelbasilika errichtet worden und galt von der Spätantike bis zum Mittelalter als größte Kirche der Welt. Unter den Osmanen wurde sie zur Moschee umgeweiht. Heute ist sie ein Kulturmuseum (Ayasofya Camii Müzezi).
Hagia Sophia in Istanbul
Die Hagia Sophia (türkisch: Ayasofya) ist eines der prächtigsten Bauwerke Istanbuls.
Wer die Hagia Sophia nicht gesehen hat, hat Istanbul nicht gesehen. Sie ist das Symbol des alten Byzanz. Auch in osmanischer Zeit blieb sie lange Zeit das prächtigste Bauwerk der Stadt. Ihr griechischer Name bedeutet „heilige Weisheit“.
Die Hagia Sophia entstand in den Jahren 532 bis 537 n. Chr. Zu jener Zeit, unter der Herrschaft des Kaisers Justinian, erreichte das Byzantinische Reich seinen Höhepunkt. Byzanz beherrschte nicht nur die Gebiete des oströmischen Imperiums, sondern konnte sogar große Teile des ehemals weströmischen Reiches zurückerobern. Justinian ließ noch einmal – zum allerletzten Mal in der Geschichte – die Größte des alten Römischen Reiches aufblühen.
Die Hagia Sophia in Istanbul - © STERN TOURS
In der Stadt selbst begann der größte Bauboom seit Konstantin und Theodosius. Die Hagia Sophia, die Sophienkirche, war die Krönung der byzantinischen Baukunst und die in Stein manifestierte Blütezeit Konstantinopels. Als gigantische Kuppelbasilika entworfen und umgesetzt, war sie lange Zeit die größte Kirche der Welt.
An der Stelle der Hagia Sophia gab es zwei Vorgängerbauten. Die Erste war die Kirche Megale Ekklesia von Kaiser Konstantin II. (Regierungszeit von 337 bis 361 n. Chr.). Doch das Bauwerk war im Jahre 404 n. Chr. bei Unruhen und einem Großbrand zerstört worden.
Dann wurde im Jahre 415 unter Kaiser Theodosius II. (408 bis 450) an ihrer Stelle eine neue Kirche errichtet. Doch auch diese Kirche wurde durch ein Feuer zerstört. Im Jahre 532 hatte es Aufstände und Revolten gegen den Kaiser gegeben, die zu diesem Brand führten.
Schließlich beschloss Kaiser Justinian den Neubau der Kirche, schöner und größer als alle jemals zuvor entworfenen Kirchen. Aus allen Provinzen des byzantinischen Reiches wurden Architekten, Baumeister und Bildhauer in die Hauptstadt berufen, um an der Planung des gewaltigen Bauwerks mitzuwirken. Der Mathematiker Anthemios von Tralleis wurde zum Chefbaumeister ernannt. Doch er starb kurze Zeit später. Sein Nachfolger wurde Isidor von Milet, ein begnadeter Architekt, Physiker und Mathematiker. Nach fünf Jahren Bauzeit wurde die Hagia Sophia im Jahre 537 vollendet und am Stephanstag vom Kaiserpaar Justinian und Theodora eingeweiht.
Unglücklicherweise wurde die Kirche alsbald durch mehrere Erdbeben beschädigt, sodass eine umfassende Renovierung nötig war. So wurde die Kirche nach Erneuerungsarbeiten im Jahre 563 von dem mittlerweile greisen Kaiser Justinian erneut eingeweiht. Im Jahre 641 wurde Konstantin III. in der Hagia Sophia zum Kaiser gekrönt. Dieser Akt wurde zur Tradition. Die meisten der folgenden Kaiser ließen sich ebenfalls in der Sophienkirche krönen.
Entsprechung der ursprünglichen Weihung, diente die Hagia Sophia über viele Jahrhunderte als Gotteshaus der oströmischen beziehungsweise griechisch-orthodoxen Kirche. Lediglich zur Zeit des Lateinischen Kaiserreiches, als die Kreuzfahrer Byzanz von 1204 bis 1261 besetzt hielten und die Venezianer den Ton in Konstantinopel angaben, diente die Kirche als römisch-katholische Kirche.
Die große Wende kam mit der türkischen Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453. Istanbul wurde nun Hauptstadt des Osmanischen Reiches und Residenzstadt des türkischen Sultans. Die Hagia Sophia wurde zur Moschee umgeweiht und umfunktioniert. Christliche Insignien wurden entfernt und durch muslimische ersetzt. Christliche Wanddekorationen wurden teilweise entfernt oder überputzt. Eine typisch islamische Gebetskanzel (Minbar) und Gebetsnische (Mihrab) in Richtung Mekka wurden eingerichtet. Als Moschee wurden der Hagia Sophia vier schlanke Minarette hinzugefügt.
Im Jahre 1932 wurde die Hagia Sophia in ihrer Funktion als Moschee geschlossen und 1934 als Museum wiedereröffnet. Da das Bauwerk wegen zahlreicher Umgestaltungen Details aus verschiedenen Epochen aufweisen kann, ist eine Besichtigung der Hagia Sophia ein Rundgang durch die wechselhafte Geschichte sowohl des byzantinischen als auch osmanischen Reiches.
Vom Interieur aus der spätantiken Zeit Justinians ist kaum noch etwas erhalten geblieben. Aber einige byzantinischen Mosaiken aus dem Hohen Mittelalter sind erhalten geblieben, so von Kaiser Alexander (Regierungszeit 912 bis 913), Kaiserin Zoe (1028 bis 1050) und ihrem dritten Mann Konstantin IX. sowie von Kaiser Johannes II. (1118 bis 1143) und seiner Gemahlin Eirene.
Die eigentümliche Atmosphäre der heutigen Hagia Sophia ergibt sich aus der Mischung christlicher und islamischer Symbole und Gestaltungselemente. So dominieren riesige Rundschilde mit mehr als sieben Meter Durchmesser die oberen Enden der Hauptpfeiler, die die Kuppel tragen. Auf ihnen sind in arabischer Kalligraphie die Namen Allah (Gott), Mohammad (der Prophet) sowie die Namen der ersten vier Kalifen Abu Bakr, Omar, Othman und Ali und die Namen der Prophetenenkel Hassan und Hussein geschrieben. An den Halbkuppeln dagegen sind alte christliche Bildmotive freigelegt und restauriert worden, wie etwa Maria mit dem Jesuskinde. Auch die großen Darstellungen der vier Engel an der Zentralkuppel wurden restauriert und geben einen Eindruck von der einstigen byzantinischen Pracht.