Theodor Herzl – der Vater des modernen Zionismus
Eine schlichte, schwarze Granitplatte auf einem Hügel in Jerusalem ziert das Grab eines Mannes, der zu den wichtigsten Persönlichkeiten Israels gehört. Theodor Herzl gilt als der Vater des modernen Zionismus. Seine Vision schufen die Grundlagen für die spätere Gründung des Staates Israel im Jahr 1948. Auf dem nach ihm benannten Herzlberg wurden die sterblichen Überreste des Visionärs und Schriftstellers 45 Jahre nach seinem Tod beigesetzt.
Kindheit in einer westlich geprägten Familie
Die Geschichte des Theodor Herzl beginnt am 2. Mai 1860 in Ungarn. Hier, im Stadtteil Pest, wurde Herzl unter dem Namen Herzl Tivadar als Sohn eines Händlers geboren. Das Klima in seiner Familie war zum einen geprägt durch seine Mutter, die die österreichische Kultur und deutsche Sprache pflegte. Zum anderen machte er durch die Familie väterlicherseits schon bald mit der zionistischen Idee Bekanntschaft. Bereits als Kind verspürt Herzl den Drang nach Höherem. Bedeutende Dinge, wie den Bau des Panamakanals, wollte er vollbringen, interessierte sich für technische Wissenschaften und begann früh, sein schriftstellerisches Talent zu nutzen. Nach seinem Jura-Studium, das er mit Titel Dr. jur. beendete, zog er nach London und arbeitete dort bei einer Bank. Später übersiedelte er nach Paris, wo er als Korrespondent für eine Wiener Zeitung tätig war. 1888 wurden sein Lustspiel „Seine Hoheit“ und 1890 seine Operette „Des Teufels Weib“ aufgeführt, die seinen Ruhm als Schriftsteller begründeten.
„Der Judenstaat“ – das wichtigste Buch Herzls
Schon während seines Studiums war er mit antisemitischen Erlebnissen konfrontiert worden. Das brachte den aus einem assimilierten jüdischen Elternhaus stammenden Herzl dazu, sich näher mit der Frage der Eingliederung der Juden zu beschäftigen. Seine anfänglichen Ideen, dass alle jungen Juden zum christlichen Glauben übertreten sollten, wie er selbst es bereits getan hatte, verwarf er wieder. Der Grund dafür war die sogenannte Dreyfus-Affäre. Dreyfus war wegen Geheimnisverrats angeklagt und aufgrund seiner jüdischen Abstimmung verbannt worden. Herzl empfand die Vorgänge als Affront gegen die jüdische Bevölkerung und verfasste sein wohl bekanntestes Buch „Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“. Darin vertrat er die Auffassung, dass ein eigener Staat mit deutscher Amtssprache und hoher Toleranz gegenüber Juden aus anderen Ländern, die einzige Lösung sei. Er hielt sogar eine friedliche Koexistenz von Arabern und Juden in diesem Land für möglich. Als infrage kommende Länder nannte er neben Argentinien und Paraguay bereits damals Palästina, das Ursprungsland aller Juden.
„Wenn du ihn willst, dann wird er nicht nur ein Traum sein.“
War die zionistische Idee bislang eine von Mythen geprägte Fantasie gewesen, gelang es Herzl mit seinem Buch, die Vorstellungen von einem Judenstaat zu konkretisieren. Durch von ihm veranstaltete Zionistenkongresse legte er den Juden den Wunsch nach einem Staat ans Herz, den vor allem die Zionisten immer dringlicher forderten. Viele begannen bereits, nach Palästina auszuwandern, lange bevor an die Gründung Israels überhaupt zu denken war. Herzl gründete außerdem die zionistische Zeitung „Die Welt“, mit der er jeden Monat seinen Lesern die Idee eines zionistischen Staates näherbrachte.
Die zionistische Idee setzt sich durch
Als Theodor Herzl am 3. Juli 1904 in Österreich starb, bekam die zionistische Idee weiteren Auftrieb. Berühmte Israelis wie der Gründervater David Ben-Gurion zogen aus den Schriften Herzls ihre Ideen und Kraft, die letztlich dazu führte, dass die Visionen des Theodor Herzl mit der Gründung des Staates Israel in die Realität umgesetzt werden konnten. Der Wegbereiter des modernen Zionismus wurde zunächst in Österreich beerdigt. Erst im Jahre 1949 war es möglich, seine Gebeine nach Israel zu überführen. Dort wurden sie auf der Spitze des im westlichen Jerusalem liegenden Hügels beigesetzt. So hatte er es in seinem Testament verfügt. Seinem Wunsch, die letzte Ruhe auf dem Berg Karmel bei Haifa zu finden, wurde allerdings nicht entsprochen.
Der Herzlberg – Ruhestätte von Theodor Herzl
Der Herzlberg ist heute der wichtigste Nationalfriedhof von Israel. Die Gräber weiterer bedeutender Persönlichkeiten sind dort ebenfalls zu finden. Darunter sind die Premierministerin Golda Meir und der mit den Friedensnobelpreis geehrte Jizchak Rabin. An der westlichen Seite des Herzlbergs befindet sich die Gedenkstätte Yad Vashem, die der Millionen Toten des Holocausts gewidmet ist. Wer sich auf die Spuren des von den Israelis noch heute hoch verehrten Mannes machen möchte, findet am Eingang des Parks ein Museum. Das Herzl-Museum gibt Einblicke in das Leben und Schaffen des Theodor Herzl.
Die Vision vom gewaltfreien Staat der Juden
Besucher auf Israel Reisen finden im Israel-Reiseführer weitere interessante Sehenswürdigkeiten, die zeigen, was aus der Idee Herzls hervorgegangen ist. Ein Ziel ist die Stadt Herzlia, die 15 Minuten von Tel Aviv entfernt liegt. Sie entstand aus einer Moschawa, einer ländlichen Siedlung, die bereits 1924 gegründet worden war, und ihren Namen zu Ehren des Begründers des modernen Zionismus erhielt. Leider ist die Vision des Theodor Herzl von einem Staat, in dem Juden und Araber friedlich zusammenleben, bisher nur zum Teil erfüllt worden. Wer sich über die aktuelle Situation im Land ein Bild machen möchte, kann sich auf der englischsprachigen Seite www.haaretz.com über alle wichtigen Ereignisse umfassend informieren.