Die Knesset – politisches Zentrum Israels in Jerusalem
Auch wenn Jerusalem bisher von der UN nicht als Hauptstadt Israels anerkannt wurde, so gilt für Israelis nur die „Heilige Stadt“ als Hauptstadt des Landes. Der wichtigste Beweis für die Bedeutung Jerusalems für die Israelis ist die Knesset, das Einkammerparlament, in dem die 120 Abgeordneten zusammenkommen, um die Geschicke des Landes zu leiten. Die Sitzungen werden in einem äußerlich eher schlicht gehaltenen Gebäude im Stadtteil Giwat Ram abgehalten, in der Beth ha-Knesset. Dieser Ausdruck bedeutet „Haus der Versammlung“ und bezeichnet nicht nur Versammlungshäuser, sondern auch Synagogen.
Beth ha-Knesset – Versammlungshaus des israelischen Parlaments
Seit dem 30. August 1966 tagt die Knesset in dem Gebäude im westlichen Jerusalem, in direkter Nähe zum Israel Museum. Geplant wurde der Bau von Joseph Klarwein, einem Architekten mit polnisch-deutschen Wurzeln. Als Inspiration dienten ihm mehrere Nachbauten von Tempeln. Für die Finanzierung sorgte der Baron-James-de-Rothschild-Fonds. Als Baugrund wurde ein Stück Land vom griechisch-orthodoxen Patriarchat geleast. Wenig spektakulär erscheint das Gebäude mit seinen Säulen, für dessen Bau Beton und der schon zu Herodes Zeiten gebräuchliche „Jerusalem-Stein“, eine Kalksteinart, verwendet wurden. In dem riesigen Komplex sind zahlreiche Räume, Sitzungssäle, Restaurants und selbstverständlich auch eine Synagoge untergebracht.
Die Knesset-Menora – Symbol der Geschichte des israelischen Volkes
Die im Stil der 60er Jahre erbaute Knesset mag sich von außen nicht unbedingt mit all den historischen Bauten von Jerusalem messen lassen. Eine Ausnahme bildet die Knesset-Menora, eine Bronzeskulptur mit einem beträchtlichen Gewicht von vier Tonnen. Sie wurde dem siebenarmigen Leuchter nachgebildet, der heute das Wappen Israels ziert. Fünf Meter hoch ist die Skulptur, die von dem aus Dortmund stammenden jüdischen Bildhauer Benno Elkan geschaffen wurde. Die Fertigstellung dieses Symbols der Geschichte Israels dauerte sieben Jahre lang von 1949 bis 1956. Dargestellt wird der Stammbaum des jüdischen Volkes von Jesaja und Mose bis hin zu den Ereignissen des 20. Jahrhunderts, dem Warschauer Ghetto und der Gründung des Staates Israel. Aus den Reliefs, die auf den Armen der Menora geschaffen wurden, treten die wichtigsten Personen plastisch hervor. Als der Bau der Knesset abgeschlossen war, fand die Menora ihren endgültigen Standort gegenüber dem Haupteingang. Sie kann dort jederzeit besichtigt werden.
Kopie der israelischen Unabhängigkeitserklärung
Im Inneren des Gebäudes finden sich einige sehr sehenswerte Räume und Ausstellungsstücke, die die Bedeutung der Knesset für Israel unterstreichen. Dazu gehört eine Kopie der Unabhängigkeitserklärung Israels. Die ursprüngliche Fassung war auf einfachem Schreibpapier erstellt worden, erst im Nachhinein entstand das Dokument, das heute in der Knesset besichtigt werden kann. Kuriosum am Rande: Bei der Staatsgründung bildeten 37 Personen den Volksrat, die Unabhängigkeitserklärung trägt jedoch38 Unterschriften. Einer der Volksvertreter hatte sich zweimal verewigt, vermutlich deshalb, weil er durch das bedeutende Ereignis sehr aufgeregt gewesen ist. Ausgestellt ist die Rolle, auf der die Unabhängigkeitserklärung zu lesen ist, in einem Glaskasten, der in einer der Hallen steht.
Der Chagall-Saal – Prunkstück des Knesset-Gebäudes
Das Prunkstück der Knesset ist zweifelsohne der Chagall-Saal, der hauptsächlich für feierliche Anlässe genutzt wird. Hier sind einige Werke des großen Marc Chagall, der vornehmlich als Maler bekannt ist, ausgestellt. Der damalige Parlamentspräsident Kadish Luz hatte den Künstler mit der Gestaltung beauftragt. Chagall schuf drei wunderbare, monumentale Gobelins und mehrere Mosaiken. Ursprünglich hatte Chagall die Fenster entwerfen sollen, bot dann aber an, Wandteppiche zu schaffen, obwohl er mit dieser Kunstform bisher noch nie gearbeitet hatte.
Die Geschichte Israels dargestellt auf Wandteppichen
Alle drei Teppiche tragen einen Namen: Es gibt den Teppich „Isaia's Vision“ / „Peace“ (Jesajas Version oder Frieden). Der zweite Gobelin wurde mit „The Exodus from Egypt“ (Der Auszug aus Ägypten) betitelt. Der dritte Teppich erhielt die Bezeichnung „The Entry to Jerusalem“ bzw. „Return to Zion“ (Der Einzug in Jerusalem oder Rückkehr nach Zion). Damit werden die drei wichtigsten Abschnitt der israelischen Geschichte aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dargestellt. Auf Wunsch von Kadish Luz wurden bestimmte Verse aus der Bibel in den Bildern des Teppichs verarbeitet. Die Teppiche wurden als Triptychon, als dreiteilige Arbeit, entworfen. Allein für die Gestaltung benötigte der Künstler vier Jahre. Weitere vier Jahre dauerte es, bis eine Werkstatt in Frankreich die Teppiche fertiggestellt hatte. Der mittlere Teppich hat eine Größe von 9,50 mal 4,80 Meter. Die beiden Seitenteppiche sind mit 5,50 mal 4,80 Meter etwas kleiner. Zusammen nehmen die Wandteppiche eine ganz Wand ein. Eine fast identische Nachbildung des Wandteppichs, der „Jesajas Vision“ zeigt, ist auch im UNO-Gebäude in New York zu bewundern.
Die Mosaiken im Chagall-Saal
Außer den Gobelins entwarf Chagall ein großes Wandmosaik. Italienische Künstler setzten den Entwurf Chagalls um und verwendeten sowohl israelische also auch italienische Natursteinarten. Das Wandmosaik zeigt rund um eine große Menora Stationen der Rückkehr der Israeliten in das Gelobte Land. Gut erkennbar sind der Engel der Erlösung und die Klagemauer. Weitere zwölf Mosaike bedecken den Boden des Chagall-Saals. Die Zahl „zwölf“ steht für die Anzahl der Stämme Israels. Auch hier setzten italienische Künstler die Vorstellungen Chagalls um. Für die Bodenmosaike wurden Steine aus Jerusalem selbst sowie schwarzer Basalt verwendet. Das Hauptmotiv der Bodenmosaike sind Vögel und Symbole des jüdischen Lebens wie Menora, Davidstern sowie Früchte und Blumen aus dem Heiligen Land.
Mehrsprachige Führungen durch das Knesset-Gebäude
Führungen durch die Knesset und vor allem des Chagall-Saals, die in mehreren Sprachen angeboten werden, dauern 90 Minuten. Allerdings ist eine vorherige Anmeldung erforderlich, um dieses bedeutende Zeichen der israelischen Unabhängigkeit zu besichtigen. Wer sich für die Geschichte des Staates interessiert, für den gehört ein Besuch der Knesset zum Pflichtprogramm einer Reise nach Israel. Ganz nebenbei lassen sich dabei die Schwarz-Weiß-Fotos des offiziellen Knesset-Fotografen David Rubinger bewundern, die im ganzen Gebäude ausgestellt sind.
Video zur Knesset das israelische Parlament
Die Knesset - das israelische Parlament - © STERN TOURS