Nördlich von Tiberias und des Sees Genezareth öffnet sich die fruchtbare Landschaft Nordgaliläas. Auch wenn dieser Teil Israels auf der Landkarte abseits wirkt, lohnt sich ein Besuch. Der Besucher wird mit schönen Landschaften, archäologischen und historischen Stätten und sogar einem schneebedeckten Gebirge belohnt.
Die Stadt Metulla im Norden von Israel
Die israelische Stadt Metulla liegt im Norden, zur Grenze von Libanon.
Eine Rundreise durch Israel sollte nicht am See Genezareth Halt machen, sondern idealer Weise darüber hinaus den Norden des Landes einbeziehen. Keine Region Israels ist so fruchtbar, wie die Täler, Berge und Hänge der Gegend zwischen dem See Genezareth und den Bergen an den Grenzen des Libanon.
Man fährt zunächst mit dem Wagen von Tiberias die Wegstrecke entlang des Sees. Am Nordufer des Sees befinden sich mehrere heilige Stätten und Orte des Neuen Testaments. Hier ist die Region, in der Jesus sich lange Zeit aufgehalten und intensiv als Lehrer und Heiler gewirkt hatte. In Tabgha steht die berühmte Brotvermehrungskirche auf den Überresten einer alten byzantinischen Basilika. Dahinter erhebt sich der Berg der Seligpreisungen, auf dem Jesus seine berühmte Bergpredigt gehalten haben soll. Weiter entlang des Sees geht es nach Kafarnaum, dem biblischen Kapernaum, wo Jesus in der Synagoge gepredigt hat und zahlreiche Wunder vollbrachte. Dort fand er auch unter den Fischern des Sees seine ersten Jünger.
Weiter im Nordwesten der Region und einige Kilometer abseits des Sees liegt hoch oben auf einem Hügel Zefat, das arabische Safed. Der Ort ist bekannt für seine jüdisch-theologischen Bildungsstätten. Hier tauschten sich Rabbiner, Schriftgelehrte und Dichter über die Heilige Schrift und die jüdische Kultur aus. Viele kamen im 15. Jahrhundert aus Spanien. Dort war durch die katholische Reconquista ein Großteil der jüdischen Gemeinden vertrieben worden. Viele flohen nach Palästina, wo sie insbesondere im Norden Galiläas eine Neue Heimat im Land ihrer Vorväter fanden.
Der Norden Galiläas - © STERN TOURS
Weiter nach Nordosten kommt man an Hazor vorbei. Hazor ist eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Israels. Die Ausgrabungsfläche umfasst mehr als 70 Hektar. Die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Stadt ist mehr als 5000 Jahre alt. Hazor war während der Bronzezeit die größte Stadt in ganz Kanaan. In der Bibel wird die Stadt mehrfach erwähnt, so im Buch Josua und im Buch der Richter. Oftmals wechselte die Stadt ihre Herren, mal wurde sie von den Ägyptern erobert, dann von Hebräern, den Aramäern und schließlich im 8. Jahrhundert v. Chr. von den Assyrern, die die Stadt komplett zerstörten. Die archäologische Ausgrabungsstätte ist für Besucher präpariert. Es gibt auch ein kleines Museum.
Noch weiter nach Norden gelangt man in ein fruchtbares Tal, das mal komplett eine Sumpflandschaft war. Dieses Tal wird Hula-Tal genannt. Teile der ursprünglichen Naturlandschaft mit ihren Vögeln und Wasserbüffeln sind im Hula-Naturreservat bewahrt. In der Nähe des Hula-Tales gibt es noch die wichtige archäologische Ausgrabungsstätte von Tel Dan, die für historisch interessierte Besucher lohnenswert ist.
Bereits am Fuße des Hermon-Gebirgsmassivs liegt Banyas (Baniyas, Banias). Mehr als 500 Höhenmeter oberhalb des Sees Genezareth gelegen, hat sich hier in einem kühlen Tal eine fruchtbare und üppige Vegetation entwickelt. Hier fließt der Nahal Banyas, ein kleiner Fluss, der zu den Quellflüssen des Jordan gehört. Auch diese Landschaft ist zum Naturreservat erklärt worden. Der Fluss kommt aus einer Felsgrotte hervor. Hier hat man in der klassischen Antike ein Heiligtum des Gottes Pan eingerichtet. In der Nähe von Banyas gibt es eine imposante mittelalterliche Burgruine. Es handelt sich um die Festung Nimrod aus dem 12. Jahrhundert.
Noch weiter nach Norden geht es zum Hermon-Gebirge. Das Massiv erstreckt sich entlang der israelisch-syrisch-libanesischen Grenze. Die Gebirgszüge des Hermon reichen bis auf 2814 Meter. Der höchste Punkt auf der israelischen Seite ist etwa 2224 Meter über dem Meeresspiegel. Hier wartet insbesondere in den Wintermonaten auf die Besucher etwas Besonderes. Man kann hier nämlich Ski fahren. Das Hermon-Massiv ist die einzige Wintersportregion Israels. Vom Gipfel bis zu einer Höhe von etwa 1800 Metern liegt winters mit hoher Wahrscheinlichkeit genug Schnee für den Wintersport. Während die Skifahrer die Pisten entlang sausen bleibt es dagegen in den vom Hermon-Gebirge weithin sichtbaren Tälern und Ebenen grün. Für die Wintersportler gibt es Pisten und Restaurants.
Schließlich gibt es im Norden Galiläas noch die Golan-Höhen an der Grenze zu Syrien. Diese Region ist politisch zwischen Israel und Syrien ein umstrittenes Gebiet. Die Israelis hatten im Verlauf des Sechstagekrieges 1967 die Golan-Höhen besetzt, um zu verhindern, dass die syrische Artillerie von hier aus die israelischen Täler in Visier nimmt und das Wasser aus diesen Bergen abschneidet. 1981 hat Israel das Gebiet der Zivilverwaltung unterstellt und somit praktisch annektiert. Seitdem sind dort auch mehr Israelis hingezogen. Abgesehen von der Sicherheitslage, die man stets vor Ort aktuell erfragen sollte, ist die Region ein herrliches Wandergebiet mit schönen alpinen Naturlandschaften. In manchen Tälern wird Wein angebaut. In den Dörfern des Golan leben viele Drusen.