Jerusalem – Die Hauptstadt Israels steht für 5.000 Jahre Geschichte, drei Weltreligionen, unzählige heilige Stätten, symbolträchtige Orte und spannungsgeladene Politik. Fast eine Million Menschen leben im Großraum der Stadt.
Modell von der Stadt Jerusalem im Israel Museum
Im Außengelände des Israelmuseums befindet sich ein weitläufiges Modell in Größe 1:50 von Jerusalem aus der Zeit des Zweiten Tempels.
Jerusalem ist eine Weltstadt im wahrsten Sinne des Wortes, denn für weltweit 2 Milliarden Christen, 1,5 Milliarden Muslime und 15 Millionen Juden ist sie eine heilige Stadt. Für diese Menschen ist sie Mythos und historische Realität zugleich. Um kaum eine andere Stadt wurde erbitterter gekämpft, kaum ein anderer Ort ist emotionsgeladener als diese Stadt. Heute ist Jerusalem das Ziel von jährlich Millionen Besuchern, Pilgern und Touristen.
Auf Hebräisch wird die Stadt Yerushalayim genannt. Die Araber nennen sie Al-Quds – „die Heilige“. Rund 800.000 Menschen leben in der City. Inklusive der Vororte zählt Jerusalem etwa 1 Million Einwohner. Rund zwei Drittel der Einwohner sind Juden, etwa ein Drittel sind Muslime. Nur vier Prozent sind Christen oder Angehörige anderer religiöser Minderheiten.
Jerusalem ist neben Tel Aviv das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Vor allem ist die Stadt das religiöse, kulturelle und politische Zentrum Israels. Hier befinden sich die wichtigsten staatlichen Institutionen, die bedeutendsten Bildungsdungseinrichtungen, Forschungszentren und Universitäten, ebenso wie eine Vielzahl von Museen und kulturellen Einrichtungen.
Die Stadt Jerusalem - © STERN TOURS
In die hügelige Landschaft Judäas eingebettet, breiten sich die einzelnen Stadtviertel über verschiedene Hügel und Täler aus. Viele davon sind seit biblischen Zeiten mit historischen Ereignissen verknüpft. In der Jerusalemer Altstadt verteilen sich die unterschiedlichen Religionen, Konfessionen und Volksgruppen auf verschiedene Stadtviertel. Der Alltag der Menschen in der Altstadt spielt sich zwischen historisch und religiös bedeutsamen Stätten ab.
Jerusalem – eine bewegte Geschichte
Jerusalem blickt auf 5.000 Jahre Geschichte zurück. Zum Ende der Jungsteinzeit siedelten die ersten Menschen in der Region. In der Frühen Bronzezeit, d.h. im frühen 2. Jahrtausend v. Chr., war Jerusalem eine Stadt Kanaans. In der Mittleren Bronzezeit, gegen Mitte und Ende des 2. Jahrtausends v. Chr., wurde Jerusalem mehrfach von den Pharaonen Ägyptens erobert. Es gibt uralte historische Schriftzeugnisse in Keilschrift und ägyptischen Hieroglyphen, die bereits den Namen der Stadt erwähnen.
Folgt man den Überlieferungen der heiligen Schriften, hatte vor rund dreitausend Jahren der israelitische König David die Stadt von den jebusitischen Kanaanäern erobert und zur Residenzstadt seines neu gegründeten Reiches gemacht. Es gibt zwar archäologische Befunde aus dieser Zeit, doch konnte die Ereignisgeschichte noch nicht mit den Ausgrabungsbefunden in Einklang gebracht werden. Jedenfalls ist die historische Bedeutung der Stadt zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. unter Experten umstritten.
Je weiter man der Geschichte folgt, desto dichter wird die Beleglage der Quellen. Im 7. Jahrhundert v. Chr. war Jerusalem Hauptstadt des Reiches Juda und wichtiges Zentrum des Jahwe-Kultes, aus dem sich später das monotheistische Judentum entwickelte.
Immer wieder wurde die Region von fremden Eroberern heimgesucht. Im Jahre 587 v. Chr. eroberten die Babylonier die Stadt und zerstörten den Tempel. Der babylonische König Nebukadnezar deportierte einen Teil der Bevölkerung Judas ins Babylonische Exil. Nach der Eroberung Babylons durch die Perser, durften die Juden wieder in ihre Heimat zurückkehren. 520 v. Chr. wurde der Tempel wieder aufgebaut. Zu dieser Zeit war Palästina Teil des Perserreiches.
Im Jahre 332 v. Chr. wurde Jerusalem von Alexander dem Großen erobert und war später abwechselnd Provinzstadt des Ptolemäerreiches, das sein Zentrum in Ägypten hatte, und des Seleukidenreiches, das von Syrien aus den Nahen Osten beherrschte. Unter der Dynastie der Priesterkönige der Hasmonäer konnte Jerusalem im Jahre 163 v. Chr. unabhängig werden und einen judäischen Staat aufbauen, der zeitweise große Teile Palästinas umfasste. Beendet wurde die Zeit der Unabhängigkeit durch den römischen Feldherrn Pompejus, der 63 v. Chr. Jerusalem eroberte.
Die Römer regierten das Land und die Stadt Jerusalem zunächst indirekt über den Vasallenkönig Herodes. Doch ab 6. n. Chr. war Judäa römische Provinz. Jüdische Aufstände gegen die römische Herrschaft wurden blutig niedergeschlagen. Um 70 n. Chr. wurde der Jerusalemer Tempel zerstört. Nach weiteren Aufständen beschlossen die Römer, die Juden aus Jerusalem zu verbannen. Ab Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. war Jerusalem eine griechisch-römische Stadt, in der vom 4. bis zum 6. Jahrhundert sich das Christentum ausbreitete. In byzantinischer Zeit war Jerusalem eine wichtiger Wallfahrtsort für christliche Pilger aus dem ganzen Reich.
Nach einer kurzeitigen Eroberung durch die Perser fiel Jerusalem im Jahre 638 an die Araber. Damit begann der Einfluss des Islam. Auf dem Tempelberg wurden der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee errichtet, Jerusalem wurde neben Mekka und Medina zu einer der drei heiligen Städte des Islam.
1099 änderte sich das Blatt abermals. Die Kreuzritter eroberten Jerusalem und gründeten das gleichnamige christliche Königreich. Für mehr als hundert Jahre war die Stadt wieder Zentrum der Christenheit. Doch nach wechselvollen Kämpfen mit den muslimischen Nachbarreichen, mussten die Kreuzfahrer 1244 endgültig aufgeben. Jerusalem wurde Provinz des islamischen Mamelukenreiches.
1516 wurde Jerusalem von den Türken erobert und wurde Teil des Osmanischen Reiches, das auf seinem Höhepunkt den gesamten östlichen Mittelmeerraum beherrschte. Aus der türkischen Zeit stammen viele Bauten, auch die noch heute bestehende Stadtmauer der Jerusalemer Altstadt.
Im 19. Jahrhundert kehrten vermehrt jüdische Siedler zurück ins Heilige Land. Jerusalem rückte erneut in den Blickpunk jüdischer und christlicher Bewegungen. Nachdem die Briten während des Ersten Weltkrieges die osmanisch-türkische Vorherrschaft im Nahen Osten zurückdrängen konnten, wurde Jerusalem 1917 Hauptstadt des britischen Mandatsgebietes Palästina. Die Stadt wurde modernisiert, ihre Infrastruktur westlichen Standards angepasst.
Nach der Gründung des modernen Staates Israel im Jahre 1948 war Jerusalem geteilt. Der Westen gehörte zu Israel, der Osten zunächst zu Palästina, dann zu Jordanien. Mit dem israelischen Sieg des Sechstagekrieges von 1967 wurde Jerusalem wieder vereint. Die Gegensätze von israelischen Juden und Palästinensern sorgten jedoch immer wieder für Unruhen. 1980 erklärte Israel ganz Jerusalem offiziell zur Hauptstadt.