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Ibn Sina oder Avicenna – legendärer Arzt und Denker des Mittelalters

Farbige Porträts berühmter Ärzte ihrer Zeit zieren das nördliche Querschiff des Mailänder Doms. Neben dem berühmten Hippokrates zeigt eines der Bilder einen Muslim - ungewöhnlich für eine christliche Kirche. Versehen ist das Porträt mit dem Namenszug „Abu Ali al-Hussein Ibn Abdallah Ibn Sina“. So lautet der vollständige Name eines der berühmtesten Gelehrten der persischen Vergangenheit. Besser bekannt ist der Arzt und Philosoph im heutigen Iran als „Ibn Sina“ und im europäischen Raum unter seinem lateinischen Namen: Avicenna. Der „Fürst der Ärzte“ spielte nicht nur in Persien eine bedeutende Rolle. Er begründete den legendären Ruf der persischen Medizin und gilt als Vorreiter der wissenschaftlichen Forschung.

Als Hofarzt in Buchara

Ibn Sina wurde 980 im samanidischen Großreich in der Nähe von Buchara, das heute zu Usbekistan gehört, geboren. Der Sohn eines Steuereintreibers erhielt schon als Kind eine umfassende Ausbildung. Mit zehn Jahren kannte er den Koran auswendig und hatte bereits zahlreiche literarische Werke gelesen. Als Jugendlicher beschäftigte er sich mit vielerlei Themen, von Jura über Philosophie bis hin zu indischer Mathematik. Mit 17 Jahren entdeckte er die Medizin für sich. Durch sein theoretisches und praktisches Können erwarb er bald den Ruf als ausgezeichneter Arzt und wurde vom samanidischen Herrscher Mansur an dessen Hof in Buchara berufen. Dadurch erlangte er Zugang zur königlichen Bibliothek und zu den vielen seltenen Werken, die darin aufbewahrt wurden. Schon mit 21 Jahren schrieb Ibn Sina sein erstes Buch.

Bewegte Jahre

Mit dem Niedergang der Samaniden verlor der junge Arzt seine Stellung und verließ Buchara. Eine lange Wanderzeit durch die verschiedensten Provinzstädte begann, während der Ibn Sina mehreren Herrschern diente. Er hielt Vorlesungen, bildete Studenten aus, eröffnete eigene Arztpraxen und beschäftigte sich mit der wissenschaftlichen Erforschung der Medizin. Nachts verfasste er Schriften und Bücher. Seine berühmtesten Werken „Kanon“ und „Heilung“ entstanden während dieser Zeit. Sie befassen sich mit den Schriften des Aristoteles, mit der Psychologie und den Naturwissenschaften. Auch philosophische und religiöse Themen behandelte er. In vielen Punkten widersprachen sie der vorherrschenden Auffassung der religiösen Führer.

Als Berater des Emirs in Isfahan

Seit 1023 lebte und wirkte er auf Einladung des Emirs Al? ad-Daula in Isfahan. Als Berater in wissenschaftlichen und literarischen Fragen stand er dem Emir zur Seite und begleitete ihn auch auf seinen Kriegszügen. Eines seiner Bücher, D?nishn?ma-yi ‘Al?? („Das Buch des Wissens für ‘Al? ad-Daula“), eine philosophische Abhandlung, widmete er seinem Herrscher. Die Spuren seines harten Lebens, während dessen er mehrmals im Kerker gewesen war, machten sich bald bemerkbar, zumal sich der gläubige Ibn Sina auch die erlaubten, leiblichen Freuden nicht versagte. Nach einem ausschweifenden Leben starb der große Arzt mit nur 57 Jahren in Isfahan an den Folgen entweder der Ruhr oder eines Darmkrebses. Der Legende nach soll die Überdosis eines Medikamentes, das ihm ein Schüler verabreichte, zu seinem Tod geführt haben.

Das Mausoleum von Ibn Sina in Hamadan

Begraben wurde der große Arzt und Denker in Hamadan im Iran. Dort kann das 1953 erbaute Mausoleum besichtigt werden. Neben einer Bibliothek mit den Werken Avicennas befindet sich darin auch ein kleines Museum. Viele medizinische Geräte, Töpfe und andere Utensilien aus der Zeit des Ibn Sina sind dort ausgestellt. Der Bestseller „Der Medicus“ von Noah Gordon, der unter dem gleichen Titel mit Ben Kingsley als Ibn Sina verfilmt wurde, fußt in vielen Teilen auf dem tatsächlichen Leben des historischen Gelehrten. Den Lebensweg des Gelehrten beschreibt der Roman „Die Straße nach Isfahan“ von Gilbert Sinoué.

Das literarische Vermächtnis des Avicenna

Wie viele Werke Avicenna tatsächlich veröffentlicht hat, ist umstritten. Die Zahlen schwanken zwischen 21 Haupt- und 24 Nebenwerken und insgesamt 99 Büchern. Sie sind zum großen Teil auf Arabisch verfasst worden, es gibt jedoch auch einige in persischer Sprache. Den größten Anteil macht dabei das philosophische Werk aus. Das wichtigste medizinische Buch ist der „Kanon der Medizin“, in dem Ibn Sina nicht nur die Krankheit an sich, sondern auch das Zusammenwirken von Körper, Geist und Seele beschreibt. Weit über 700 Medikamente für die verschiedensten Krankheiten stellte Ibn Sina vor und setzte neue wissenschaftliche Maßstäbe für die Erprobung eines Medikaments an Patienten. Übersetzt ins Lateinische wurde das Buch im 12. Jahrhundert von Gerhard von Cremona. Obwohl im Jahre 1470 höchstens 30 Ausgaben im gesamten Abendland vorhanden waren, avancierte der „Kanon“ zum Standardwerk der medizinischen Schule. Bis ins 17. Jahrhundert wurde das Buch in den Universitäten verwendet.

Der berühmteste Arzt von Persien

Wie groß der Einfluss von Ibn Sina auf Wissenschaft und Forschung gewesen ist, zeigt sich darin, dass sein medizinisches Werk viele Jahrhunderte lang gleichrangig neben dem des Hippokrates stand. Auch in der „Göttlichen Komödie“ von Dante spielt er eine Rolle. Sein philosophisches Werk beeinflusste den Theologen Thomas von Aquin nachdrücklich. Dass ein Bild des gläubigen Muslimen in einer christlichen Kirche wie dem Mailänder Dom zu finden ist, zeigt die große Bedeutung des Avicenna nicht nur für das persische Reich, sondern für die gesamte Welt des Mittelalters.

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