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Die Stadt Bergama in der Provinz Izmir

Die Stadt Bergama befindet sich in der heutigen Türkei. Die Kreisstadt liegt etwa 100 Kilometer nördlich der ägäischen Hafenstadt Izmir in der gleichnamigen Provinz. Sie grenzt im Tal des Flusses Bakircay an das südliche Ufer des Stausees Kestel Baraij. Die antike Stadt Pergamon wird gegen 1300 n.Chr. durch die Einwanderung der Türken in Bergama umgetauft. Hier beginnt die Geschichte des modernen Bergama. Sie schlugen den Ort in die Verwaltung des Fürstentums (türk.: Beylik) Karesi. Die Region um Bal?kesir-Çanakkale-Bergama zählt zu den ersten Besitztümern der Türken in Kleinasien. Ein halbes Jahrhundert später wurde dieses Fürstentum von den Osmanen annektiert.

Für die Osmanen symbolisierte Bergama einen Meilenstein. Es war die erste eroberte Region der Osmanischen Reiches. Unter Sultan Orhan I wurde die Stadt zum Gerichtsbezirk der Verwaltungseinheit (türk.: Sandschak) Khud?wendig?r, dem heutigen Bursa. Dieser Sandschak war Teil der Großprovinz (Türk. Eyâlet) Anatolien. Von 1919 bis 1923 wurde Bergama von griechischen Invasoren besetzt. Der Vertrag von Lausanne besiegelte einen Bevölkerungsaustausch, dem zufolge die Stadt ihre griechischen Einwohner verlor, die mit umgesiedelten Türken aus Griechenland wieder aufgefüllt wurde. 1950 zählte die Stadt nach offiziellen Angaben 16.500 Einwohner. In einer rasanten Entwicklung weist sie anno 2008 knapp 58 Tausend Einwohnern auf einer Fläche von 1.722 Quadratkilometern auf. Bergama ist die Heimatstadt des türkischen Fußballspielers Semih Kaya sowie des Musikers Hünsü Senlendirici.

Weit bekannter ist die Stadt unter ihrem antiken griechischen Namen Pergamon.

Asklepeion

Das Asklepeion lag etwa drei Kilometer westlich der Stadt. Der Heiligtumskomplex wurde dem griechischen Gott der Heilkunst, Asklepios, gewidmet. Der Asklepioskult begann im 4. Jahrhundert vor Christus. Er war zunächst innerhalb der Gründerfamilie des Archias vererblich. Unter Eumenes II. wurde der Trend zum Staatskult erhoben. Auch hier ist der Wert für die Gesellschaft an der Infrastruktur zu erkennen. Eine 820 Meter lange und bis zu 18,5 Meter breite Prunkstraße führt zu der Anlage. Auf beiden Seiten der Straße waren unter römischer Gunst Säulenhallen errichtet. Die zunächst auf einer behauenen Platte stehende Felsbarre wuchs während der Jahrhunderte vom Kultplatz mit Treppenanlage zum bedeutendsten Asklepeion der antiken Welt. Aus der römischen Ära fanden sich an der südöstlichen Ecke der Anlage Fragmente eines überdachten Rundbaus mit 60 Meter Durchmesser. Dieses Gebäude beherbergte den Kurbetrieb und war durch einen unterirdischen Tunnel mit dem Kultplatz und der heiligen, radioaktiven Quelle verbunden. Im Süden, Westen und Norden der Anlage standen ebenfalls Säulenhallen. Nord- und nordwestlich der nördlichen Hallen befand sich ein Theater. Die 29 marmornen Sitzreihen boten 3.500 Zuschauern Platz.

Archäologisches Museum

Ende des 18. Jahrhunderts begannen Reisende wie Marie-Gabriel Choiseul-Gouffier aus wissenschaftlich-historischem Wissensdrang mit Forschungen in der Region. 1864/65 wurde der deutsche Ingenieur Carl Humann mit dem Bau einer neuen Straße vor Ort beauftragt. Er beschäftigte sich daraufhin intensiv mit den antiken Funden. 1871 unterstützte ihn die Expedition von Ernst Curtius. Daher wurden die Funde bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges vornehmlich in das königliche Museum nach Berlin gebracht. Bis 1907 stieg sowohl das Interesse wie auch die Anzahl der Funde von verschiedenen Gebäuden. Mit Erlaubnis der osmanischen Regierung wurden die Fragmente weiterhin nach Berlin gebracht. Dort wurde exklusiv das Pergamonmuseum eröffnet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die ruhenden Grabungen wieder aufgenommen. Theodor Wiegand konzentrierte sich auf die Grabung bei der Akropolis, beim Asklepeion sowie der Roten Halle.

Seldschukisches Minarett

Im 9. Jahrhundert wurde die Stadt von den Seldschuken eingenommen. Die seldschukischen Türken stammten aus Zentralasien und brachten kein eigenes Kultur- und Literaturerbe mit. Da sie die Araber stürzten, lehnten sie auch ihre Sprache ab. Die Seldschuken führten das Persisch als ihre Kultur- und Verwaltungssprache ein. Die türkische Sprache entwickelte sich parallel zum Zerfall des seldschukischen Reichs im 14. Jahrhundert. Mit ihrer neuen Sprache brachten sie auch ihre Religion mit nach Pergamon beziehungsweise Bergama. Die Seldschuken gehörten den sunnitischen Muslimen an und fügten somit Bauwerke wie das seldschukische Minarett ins Stadtbild Pergamons ein. Die seldschukische Politik war maßgebend darauf bedacht, die Wünsche und Bedürfnisse seiner Sultane auf der Einen, und die der turkmenischen Nomaden auf der anderen Seite zu bedienen. Die Nomaden stellten die Hauptmacht der seldschukischen Streitkräfte.

Rote Basilika

Abschließend soll die Rote Basilika erwähnt sein. Sie wird ebenfalls die Rote Halle, Serapistempel oder Tempel der ägyptischen Götter genannt. Die Forschungen über diesen Komplex dauern bis heute an. Momentan ist das Gelände über 66% von modernen Häusern überbaut.

Das unter Hadrian erbaute Heiligtum wurde von drei Säulengängen eingegrenzt, die eine Fläche von 100 x 255 Metern umspannten. Das Hauptgebäude maß 60 x 26 Metern und war ebenfalls von Säulen umgeben. Forscher gehen davon aus, dass die Rote Halle sowohl dem Kaiserkult, wie auch den Göttern Serapis und Isis gewidmet war.

Seitlich des Hauptgebäudes standen zwei 16 Meter große Rundbauten mit Kuppeldächern, in denen vermutlich ebenfalls Kulten nachgegangen wurde. Die Außensäulen wiesen zum Teil ägyptische Elemente in Form von männlichen und weiblichen Götterfiguren auf.

Die byzantinische Epoche brachte dem Tempel eine dreischiffige Basilika ein. Somit sind in diesem Gebäude sämtliche Kulturen vereint, die über Pergamon herrschten.


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