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Klagemauer in Jerusalem

Die Klagemauer am Tempelberg in Jerusalem, auch Kothel genannt, ist der heiligste Ort des Judentums. Hier wird an den Ruinenmauern gebetet, die einst die Fundamentmauern des Jahwe-Tempels aus der Zeit des Herodes waren. Obwohl der Tempel im Jahre 70 n. Chr. von den Römern zerstört worden war und den Juden lange Zeit der Zugang zu diesem Ort verwehrt wurde, verlor er für das Judentum niemals an Bedeutung.

Die Klagemauer mit Vorplatz in Jerusalem

Die Klagemauer mit Vorplatz in Jerusalem.

Eigentlich handelt es sich nicht um eine „Klage“-Mauer, sondern um einen Ort des Gebetes. Die Bezeichnung Klagemauer hatten sich im Mittelalter die christlichen Pilger einfallen lassen, weil sie die Gebetsformen der Juden als Klagen auffassten. Nichtsdestotrotz war der Ort nicht frei von Klage, symbolisiert die Mauer doch die einstige Pracht und den anschließend erfolgten Verfall des jüdischen Staates in der Antike. Die Mauer dient als Ersatz für den verloren gegangenen Jerusalemer Tempel. Oft sieht man die Betenden kleine Papierzettel in die Mauerritzen stecken. Diese Zettel werden Kvittelchen genannt. Auf diese Zettel schreiben die Gläubigen ihre Fürbitten, Sorgen und Wünsche, in dem Glauben, auf diese Weise Gehör bei Gott zu finden.

Der freie Abschnitt der Mauer ist annähernd 60 m lang und bis zu 18 m hoch. Doch nicht der ganze Mauerabschnitt ist komplett antiken Ursprungs. Nur die untersten Steinquaderschichten stammen aus der Zeit des Herodes. Die anderen wurden in späteren Zeiten, vornehmlich im Mittelalter erneuert. Das Hauptgebäude des alten Tempels stand in der Antike oben auf dem Tempelberg, wo sich heute der Felsendom der Muslime erhebt. Auch für die Muslime ist der Tempelberg ein heiliger Ort. Sie glauben, dass der Prophet Mohammed einst in einer nächtlichen Reise mithilfe eines geflügelten Pferdes nach Jerusalem und von dort in den Himmel geflogen sei. Zur Zeit der Kreuzfahrer war der Felsendom temporär in eine Kirche umfunktioniert worden. Entsprechen der Heiligkeit des Ortes für drei Weltreligionen ist die Situation um den Tempelberg oftmals angespannt.

Die Klagemauer in Jerusalem - © STERN TOURS

Ursprünglich stand anstelle des Felsendoms dort einst der Tempel des Salomo bzw. ein altes Jahwe-Heiligtum aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. Dieser Tempel war im Zuge der Eroberung Jerusalems durch den babylonischen König Nebukadnezar im Jahre 586 v. Chr. zerstört worden. Nach dem Ende des babylonischen Exils begannen die Hebräer ab dem Jahr 516 v. Chr. mit dem Neubau des Tempels. Doch erst unter dem König Herodes im Jahre 19 v. Chr. begannen die Bauarbeiten an jenem Zweiten Tempel, der in der Antike weithin wegen seiner Prächtigkeit und Ausmaße berühmt und zum Zentrum des Judentums wurde. Die Bauarbeiten dauerten Jahrzehnte und wurden unter Herodes Agrippa II. fortgesetzt.

Doch kaum vollendet, wurde das Bauwerk wieder zerstört. Es waren die Römer, die nach der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes im Jahre 70 n. Chr. den Tempel dem Erdboden gleichmachten. Den Juden blieben nur die Ruinen als Ort zum Beten. Nach dem jüdischen Bar-Kochba-Aufstand von 135 n. Chr. war ihnen nicht einmal das Betreten der Ruinen erlaubt. Für lange Zeit war es den Juden von den Römern verboten worden, die Stadt Jerusalem zu betreten. Auch als Jerusalem erst christlich und dann muslimische wurde, hatten die Juden nur bedingt und nur zeitweise unter wohlwollenden Herrschern Zutritt zum Tempelberg. Spätestens ab dem 7. Jahrhundert hatten die Muslime das Sagen über die heilige Stadt.

In osmanischer Zeit schien das Judentum in Palästina schon zur Randerscheinung geworden zu sein, bis im 19. Jahrhundert sich schließlich die Situation zu bessern schien. In Europa und Amerika hatten immer Juden sich wirtschaftlich und gesellschaftliche emanzipiert, konnten sich Reisen leisten. Gläubige Juden aus Europa waren vom Heiligen Land als Heimat ihrer Vorväter angezogen. Schließlich kam die zionistische Bewegung Theodor Herzls zum Tragen. Diese Bewegung war nicht rein jüdisch. Es gab auch eine Art christlichen Zionismus, eine Wiederentdeckung und Hinwendung zum Heiligen Land. Dies zeigt sich anhand der vielen Kirchen, die in und um Jerusalem im 19. und frühen 20. Jahrhundert errichtet wurden, sowie an den vielen Besucher europäischer und amerikanischer Reisender, Diplomatien, Politiker und Staatsoberhäupter.

Die wachsende Zahl jüdischer Pilger im 19. Jahrhundert forderte einen Ort zum Beten. Und dieser Ort war traditionell der freie Mauerabschnitt am Tempelberg. Doch direkt vor diesem Abschnitt war ein muslimisches Viertel entstanden, in dem viele Araber aus dem Maghreb lebten. Den Juden blieb nur eine schmale Gasse zwischen diesem Viertel und der Mauer. Oftmals kam es zu Streitereien zwischen den betenden und feiernden jüdischen Pilgern und den muslimischen Anwohnern. Man versuchte, den Muslimen ihr Stadtviertel abzukaufen, um auf diese Weise mehr Platz vor der Mauer zu schaffen. Doch die Kaufangebote wurden abgewiesen. Die Muslime beanspruchten den Tempelberg in seiner Gänze. 1928 wurde ein Gebäude an der Mauer zur Moschee ausgebaut. Dies sorgte für Ärger unter den Juden. Es gab Proteste und Gegenproteste auf beiden Seiten, die ein Jahr später zu landesweiten Unruhen führten. Das Eingreifen der britischen Mandatsmacht konnte nur bedingt Frieden stiften.

Nach der Erklärung der Unabhängigkeit Israels im Jahre 1948 stand der Tempelberg mitsamt der Klagemauer auf palästinensischem Gebiet und in Folge des ersten arabisch-israelischen Krieges unter jordanischer Verwaltung. Erst nach dem Sechstagekrieg von 1967 konnten die Israelis den Tempelberg mitsamt der Klagemauer einnehmen. Im Zuge dieser politischen Veränderung wurde das muslimische Viertel vor der Klagemauer gegen den Widerstand seiner Bewohner geräumt. Die Häuser wurden niedergerissen und an ihrer Stelle ein freier Fest- und Gebetsplatz geschaffen.

Heutzutage ist die Klagemauer nicht nur wieder zentraler Ort des Judentums geworden, sondern auch eine wichtige Sehenswürdigkeit für die internationalen Touristen. Der Eintritt ist kostenlos. Wegen der politischen Spannungen und der damit verbundenen Gefahr von Anschlägen, der Heiligkeit und symbolträchtigen Bedeutung des Ortes und wegen der Nähe zu den islamischen Heiligtümern gibt es strenge Sicherheitskontrollen am Eingang. Frauen und Männer betreten abgetrennte Bezirke. Männer müssen eine Kippa oder eine andere Kopfbedeckung tragen. Wer keine Kopfbedeckung dabei hat, kann sich eine Kippa am Eingangsbereich ausleihen. Von den Besuchern wird Respekt und Rücksichtnahme in Bezug auf die Betenden und die religiöse Bedeutung des Ortes erwartet. Oft finden am Kothelvorplatz religiöse Feste statt, wie zum Beispiel zu den Festtagen von Rosh Hashana und Jom Kippur, aber auch der wöchentliche Sabbat. Jungen und Mädchen feiern zudem hier gern ihre Bar Mitzwa bzw. Bat Mitzwa.

Vom Klagemauervorplatz verläuft ein unterirdisches Tunnelsystem etwa 485 m entlang der Klagemauer in Richtung Via Dolorosa im Norden. Einige Tunnelabschnitte stammen zum Teil aus der Zeit der Makkabäer und aus der Zeit des Herodes, andere Abschnitte aus dem Mittelalter. Im Tunnelsystem wurde auch eine Synagoge eingerichtet, um den Betenden die Möglichkeit zu geben, sich der alten Mauer besonders nahe zu fühlen. Durch die Tunnel werden regelmäßige Führungen angeboten.


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