Ohne Karte oder Führer können sich viele Touristen im Gewirr der Gassen kaum zurechtfinden. Nicht wenige verlaufen sich in der Altstadt und brauchen Stunden, um wieder zum Ausgangspunkt zurückzufinden – insbesondere dann, wenn sie kein Wort Arabisch sprechen können. Daher beschränken sich viele Reisende sicherheitshalber auf den Kernbereich des Khan el-Khalili . Doch entgeht ihnen Vieles, wenn sie sich nicht weiter hinaus wagen. Der folgende Routenvorschlag gilt nur für solche, die eine Karte dabei haben und bei ihrem Ausflug nicht unter Zeitdruck stehen.
Ausgangspunkt: Wer mit dem Taxi zum Khan el-Khalili fahren möchte, wird meistens über die sehr belebte Sharia el-Ashar (Sharia al-Azhar) zum Platz vor der Hussein-Mosche (Midan Hussein) gefahren. Dort gibt es auch zahlreiche Busparkplätze für die Touristen. Die Hussein-Moschee (Saijidna el-Hussein-Moschee) wurde im 19. Jahrhundert unter dem ägyptischen Khediven (Vizekönig) Ismail errichtet. Sie schließt sich an ein altes Mausoleum aus dem 12. Jahrhundert an, in dem die Reliquien des schiitischen Anführers und Märtyrers Hussein Ibn Ali aufbewahrt werden. Hussein war Enkel des Propheten Mohammed und Sohn des vierten Kalifen Ali Ibn Abu Talib und der Fatima (einer Tochter des Propheten). Er starb im Jahre 680, in jener berüchtigten Schlacht von Kerbela (im Irak), wo die Omayyaden (Omaijaden) die Schiiten niedermachten. Außerdem ist die Moschee seinem Bruder Hassan geweiht. Die beiden Brüder werden jeweils als zweiter und dritter Iman der schiitischen Glaubensgemeinschaft verehrt. Die Moschee hat ein großes und ein kleines Minarett. Die Besichtigung ist für Nichtmuslime normalerweise verboten.
Zum Basar: Wer sofort zum Basar möchte, sollte sich von dem Platz vor der Hussein-Moschee – der Platz heißt Midan Hussein – direkt nach Westen in die Gassen begeben. Man beginnt am großen Minarett-Turm der Hussein-Mosche, überquert die Sharia Husseiniya und betritt die Sharia el-Badistan (Sikket el-Badistan). Dort beginnt direkt der Khan el-Khalili-Basar mit einem rasterartigen System von Gassen.
Im inneren Basar-Bereich: Die Sharia el-Badistan verläuft von Ost nach West und sollte als Orientierung dienen. Parallel zur Sharia el-Badistan verläuft die Sharia Khan el-Khalili. Von diesen beiden Gassen kann man die einzelnen Wege, die nach Norden und Süden abzweigen, abgehen und sich in den Geschäften und Basarräumen umsehen, Kunsthandwerk, Souvenirs oder Trödel einkaufen oder sich in eines der Cafés setzen und Kaffee trinken oder Wasserpfeife rauchen. Wichtig: Zur Orientierung sollte man immer wieder zu Sharia el-Badistan zurückkehren. Besonders, wenn man nur eine begrenzte Zeit für die Besichtigung oder den Einkaufsbummel zur Verfügung hat, ist es sinnvoll, stets die Sharia el-Badistan als Orientierungsweg im Auge zu behalten, da man auf dem Rückweg durch die Sucherei viel Zeit verliert.
Wenn man sich so nach Westen durcharbeitet, kommt man durch ein Tor: dem El-Ghuri-Tor (auch: Bab el-Badestan). Benannt ist dieses Tor nach dem vorletzten ägyptischen Mamluken-Sultan el-Aschraf Gansuh el-Ghuri (al-Ahraf Qansuh al-Ghuri), der von 1501 bis 1516 das Land regierte. Er starb in einer Schlacht in Syrien, beim Kampf gegen die vorrückenden Osmanen, wo er von den Pferden der feindlichen Reiter niedergetrampelt worden sein soll. (Von ihm werden wir bei dieser Route noch weitere Gebäude am Ende des Rundgangs sehen). Einige Schritte vom Tor entfernt befindet sich auch das bekannteste Café und Restaurant der Sharia el-Baestan: das Naguib Mahfouz, benannt nach dem berühmten ägyptischen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Naguib Mahfouz (sprich: Nagib Machfus), der sich gerne in den Cafés des Viertels aufhielt. Hier kann man ausspannen, essen und trinken – allerdings ist die Atmosphäre sehr touristisch geprägt. Wer direkt hinter dem Bab el-Badestan einen kurzen Abstecher in die a href='/stadttor-bab-zuweila.htm' e Gasse macht und dann wieder nach a href='/stadttor-bab-zuweila.htm' s abbiegt, kann die el-Silahdar-Karawanserei (Wakalat el-Silahdar) aus dem 19. Jahrhundert besichtigen. Im Erdgeschoss sind zahlreiche Läden untergebracht, im Obergeschoss die dazugehörigen Werkstätten.
Folgt man weiter der Gasse der Sharia el-Badestan kommt man an weiteren Geschäften mit Schmuck und Antiquitäten vorbei. Schließlich stößt die Sharia el-Badestan auf die berühmte Sharia Muizz li-Din Allah. Auf unserem kleinen Rundgang wenden wir uns nach a href='/stadttor-bab-zuweila.htm' s (Süden). (Auf der rechten/westlichen Straßenseite kann man einen kleinen Abstecher in eine Seitengasse machen, wo man die Karawanserei Gamal el-Din-el- Dahab i besuchen kann). An der Sharia Muizz li-Din Allah trifft man insbesondere auf der a href='/stadttor-bab-zuweila.htm' en (östlichen) Straßenseite Kunsthandwerkstätten und Goldschmuckgeschäfte. Bald kommt rechts (westliche Seite, kurz bevor man auf die Sharia el-Muski stößt) die Fassade der Moschee und das Sabil-Kuttab des Scheichs Mutachar (Sheikh Mutaher Mosque). Überquert man die Sharia el-Muski sieht man, ebenfalls auf der rechten Seite, die große Moschee und Madrasa Aschrafija (bzw. Moschee Aschraf-Barsbay / Ashraf-Barsbey). Sultan al-Aschraf Saif ad-Din Barsbay war ein Mamluken-Herrscher aus dem 15. Jahrhundert. Auf dem weiteren Weg nach Süden sieht man auf der a href='/stadttor-bab-zuweila.htm' en/östlichen Straßenseite Geschäfte und Läden mit Parfüms, Schminke und Gewürzen, etc. Biegt man für einen kurzen Abstecher nach a href='/stadttor-bab-zuweila.htm' s in die Sharia el-Sanadqiya, kann man noch die Karawanserei Wakalat el-Gallabaanschauen. Sie ist berüchtigt: In ihr wurden früher Sklaven aus Schwarzafrika gehandelt.
Schlussabschnitt des Rundgangs: Am südlichen Ende der Sharia Muizz li-Din Allah stoßen wir wieder auf die große Sharia el-Azhar. Auf der anderen Straßenseite stehen weitere wichtige historische Gebäude des bereits erwähnten Mamluken-Sultans el-Ghuri (siehe oben), die seinen Namen tragen. Hierbei handelt es sich zum einen um eine große Moschee mit Madrasa, die sogenannte Qasr al-Ghuri (Moschee und Koranschule, errichtet zwischen 1503 und 1505, mit einem 65 Meter hohen Minarett und Innenhof mit vier Liwanen und prunkvollen Marmorverkleidungen) und zum anderen das Mausoleum des Sultans. Allerdings war sein Leichnam hier niemals untergebracht worden, denn er war verschollen. Stattdessen wurden Familienmitglieder des Sultans hier bestattet. Zwei Gassenüberquerungen weiter östlich steht die mehrstöckige Karawanserei (Wakala) des el-Ghuri, Wakalat el-Ghuri (Wikalit al-Ghuri) genannt. Sie ist gut erhalten und restauriert. In der Mitte gibt es einen großen Innenhof. Im Erdgeschoss sind heute zahlreiche Geschäfte untergebracht, wo früher einmal die Stallungen der Tiere waren. Dort wird heute Kunsthandwerk aus Messing, Kupfer, Glas usw. verkauft. Im oberen Geschoss befanden sich früher die Mietwohnungen und Herbergen der Händler, die aus fernen Ländern nach Kairo kamen, um im Basarviertel ihre Produkte zu verkaufen. Folgt man weiter der Sharia el-Azahr gelangt man zum großen Platz und zu den Parkplätzen und Bushaltestellen vor der Hussein-Moschee. Man ist zurück am Ausgangspunkt des Rundgangs.
Wer seinen Rundgang mit einem Café-Besuch beginnen oder beenden möchte, findet ganz nah am Midan Hussein im berühmten Café Fishawi (Feshawi, sprich: Fischaui) eine Möglichkeit zu essen oder Kaffee zu trinken. Das Café ist beliebt, weil es eine lange Tradition und Geschichte hat.
Anmerkung: Es muss ehrlicherweise darauf hingewiesen werden, dass es in den Jahren 2005 und 2009 im Khan el-Khalili zu Bombenanschlägen auf Touristen gekommen ist. Die Anschläge ereigneten sich dort, wo sich besonders viele Touristen aufgehalten haben – in beiden Fällen in unmittelbarer Nähe der Hussein-Moschee. Trotz dieser Anschläge ist der Khan el-Khalili nach wie vor der beliebteste Touristenbasar in Kairo. Es sei hier die unverbindliche Einschätzung erlaubt, dass mit Beginn der ägyptischen Revolution die Wahrscheinlichkeit der Wiederholung solcher Anschläge gering ist, denn die Anschläge waren gegen das Mubarak-Regime gerichtet. Denn der Touristenstrom ist die Hauptdevisenquelle des ägyptischen Staates. Wer sicher sein möchte, sollte sich von allzu starken Touristenansammlungen fernhalten und sich individuell unter die Menschen mischen. Dies ist ohnehin die erlebnisreichere Variante eines Basarbesuches. Tipp: Khan el-Khalili aus Ausgangspunkt für weitere Altstadtbesichtigungen
Der Khan el-Khalili-Basar bzw. der Platz und Parkplatz vor der Husseinmoschee östlich des Basars ist auch ein geeigneter Ausgangspunkt für noch größere Touren durch die Altstadt. Man kann beispielsweise nach dem Gang durch die Sharia el-Badestan die Straße Sharia el-Muizz li-Din Allah weiter nach Süden gehen und die dortigen Moscheen besichtigen, bis man zum berühmten Bab Zuweila mit der Al-Muayyad-Moschee kommt und hinter dem Tor noch die as-Salih-Moschee besichtigen kann.
Andere Variante: Wenn man stattdessen, von der Sharia el-Badestan kommend, die Sharia el-Muizz li-Din Allah nach Norden geht, kommt man, vorbei an der Moschee und Madrasa Kalaun (Qalaun) und dem Mausoleum Salih Ayub und dem weltberühmten Sabil-Kuttab Abd el-Rahman Katkhuda, das mitten auf der Straße zu stehen scheint, weil sich die Straße gabelt (man nehme die linke Straße), schließlich zum Tor Bab el-Futuh und zur bedeutenden al-Hakim-Moschee.