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Dritte Zwischenzeit (21.-25. Dynastie) - Geschichte Ägyptens

Als Dritte Zwischenzeit (1070 – 664 v. Chr.) bezeichnet man die historische Phase, die dem Niedergang des Neuen Reiches folgte. Drei besondere Merkmale kennzeichneten die Dritte Zwischenzeit: der periodische Zusammenbruch des Zentralstaates, die Thebanische Theokratie (Gottesstaat in Oberägypten) und die libysche Polyarchie. Der Partikularismus wurde zum Ende der Dritten Zwischenzeit durch die Eroberung Ägyptens durch die Kuschiten beendet.

Der Zusammenbruch des Neuen Reiches wird allgemein als ein Ergebnis des wachsenden Einflusses der Tempel und Militärs verstanden. Während des Neuen Reiches waren die großen Göttertempel mit mehr und mehr Stiftungen und Befugnissen ausgestattet worden. Die Verwaltungsinstitutionen der großen Tempel, insbesondere des Amun-Tempels von Theben, wucherten gleichsam wie ein Staat im Staate. Viele Priester hatten zudem militärische Titel und Kompetenzen, eine Machtkonzentration, die zustande gekommen war, weil die Pharaonen der Ramessidenzeit immer häufiger ranghohe Militärs auf klerikale Posten hoben. So wurden Schritt für Schritt sowohl das Gewaltmonopol als auch das Verteilungsmonopol der Pharaonen ausgehöhlt. Hinzu kamen landesweite Versorgungsengpässe, Kompetenzstreitigkeiten der gesellschaftlichen Herrschaftseliten und Amtsträger sowie eine ausufernde Korruption.

Der typische Zustand der Dritten Zwischenzeit begann schließlich mit Herihor. Dieser verkörperte in besonderem Maße die besagte neue Form der Ämter- und Kompetenzkonzentration. Er war Hoherpriester des Amun von Theben, oberster Heerführer von Ober- und Unterägypten, Kommandant und Vizekönig von Kusch, Vorsteher der Kornspeicher und zudem Wesir. Da war es kein großer Schritt, sich zum König ausrufen zu lassen. Seitdem wurde Theben von einer Art Priesterkaste regiert, die den Gottesstaat des Amun proklamierte. Diese "theokratische Militärdiktatur" beherrschte ganz Oberägypten – bis die Eroberung durch die Kuschiten das politische Bild Ägyptens veränderte. Es gibt übrigens einige wichtige Indizien für die Annahme einer libyschen Stammesherkunft dieser Dynastie von Hohenpriestern. Einige tragen unägyptische, libysche Namen. Schon zur Ramessidenzeit dienten zahlreiche libysche Söldner im ägyptischen Heer. Einige stiegen zu hohen Ämtern und Würden auf. Es ist nicht auszuschließen, dass libysch-berberische Aspekte des Tribalismus zum gesellschaftlichen Wandel in Ägypten beitrugen.

Während sich im Süden des Landes der Gottesstaat etablierte, regierten im Norden Ägyptens die Pharaonen der 21. Dynastie. Residenz und Regierungssitz dieser Könige war die im östlichen Delta gelegene Stadt Tanis (das biblische Zoan). Sie wurde als Nachfolgerin der etwa 20 km südlich gelegenen Ramsesstadt (Pi-Ramses) neu gegründet. Vielleicht lag der Grund hierfür in der Versandung des Pelusischen Nilarms. Alle großen Städte des nördlichen Deltas waren auf den funktionierenden Flussweg sowohl zum offenen Meer als auch zum Hauptstrom des Nils angewiesen, damit die Stadthäfen von Schiffen angelaufen werden konnten. So war Ägypten zur Zeit der 21. Dynastie zunächst zweigeteilt: Die Pharaonen von Tanis beherrschten Unterägypten und Teile Mittelägyptens, die Hohenpriester des Amun kontrollierten Oberägypten. Man teilte sich sozusagen die Macht im Lande.

Die neuen Pharaonen der folgenden 22. Dynastie (auch libysche Dynastie genannt) konnten durch geschickte innerägyptische Diplomatie und Familienpolitik ihre Machtstellung auf das ganze Land ausdehnen. Man muss hierbei im Auge behalten, dass ein eigentümliches Kennzeichen der Dritten Zwischenzeit nicht nur die Bildung diktatorischer Strukturen durch Ämterkonzentration in den Händen der Potentaten war, sondern dass auch alle wichtigen Herrscherfamilien in Oberägypten und Unterägypten miteinander verwandt oder verschwägert waren. So konnte der erste König der 22. Dynastie, Scheschonq I., durch geschickte Positionierung seiner (libyschstämmigen) Verwandten in wichtige Schlüsselpositionen des Staates Ägypten (inklusive Theben) wiedervereinen. Durch die Bündelung der Macht war großes militärisches und finanzielles Potential in einer Hand, das große Bauvorhaben und Feldzüge ins Ausland ermöglichte. Scheschonq I. ist identisch mit dem biblischen Pharao Schischak, der Palästina eroberte und von der Eroberung Jerusalems nur durch besänftigende Tributgaben seitens der Stadt abgehalten werden konnte.

Nach der temporären Zentralisation unter Scheschonq I. konnten seine Nachfolger Osorkon I., Scheschonq II., und Takeloth dessen Politik fortführen. Unter Pharao Scheschonq III. nahm ein tanitischer Prinz mit dem Namen Pedubastis den Königstitel an, begründete die neue 23. Dynastie. Seit dieser Zeit zersplitterte Ägypten mehr und mehr in kleine Teilstaaten mit Königen und Fürsten unterschiedlichen Ranges in mehr oder weniger friedlicher Koexistenz. Die regierenden Fürsten nannten sich in libysch-berberischer Tradition "Häuptling der Ma" (Ma = Meschwesch = libysche Stammesbezeichnung) oder gar König (njswt/nsw). Es war eine Polyarchie (Vielherrschaft) entstanden, ohne dass anarchische Verhältnisse aufkamen, denn jeder König war Landesherr seines eigenen Gebietes.

Der kuschitsche (d.h. nubisch-äthiopische) König Piye (in der Literatur auch als Pianch wiedergegeben) brachte eine erneute Wende. Von seiner in Obernubien gelegenen Hauptstadt Napata aus entsandte er ein Herr, um die Verhältnisse in Ägypten in seinem Sinne zu ordnen. Nubien und Kusch waren im Neuen Reich stark ägyptisiert worden, und man verehrte ägyptische Götter, insbesondere Amun. Vermutlich war auch eine vertriebene thebanische Opposition in Kusch mit im Spiel. Jedenfalls organisierte Piye einen gigantischen, religiös motivierten Eroberungsfeldzug und bezwang die libyschen Fürsten und Kleinkönige. Sein Nachfolger Schabaka konnte die kuschitische Eroberung Ägyptens vollenden und residierte als Herrscher der Nilländer in Memphis. Die weiteren Könige dieser 25. Dynastie, Schabataka (auch Schebitku gelesen), Taharqa und Tanutamun, versuchten diese Politik fortzusetzen, hatten aber wiederholt mit einer erstarkenden Autonomiebewegung in Teilen des Deltas und mit dem Vordringen Assyriens zu kämpfen.

Die erneute Wende, die man als Übergang von der Dritten Zwischenzeit zur sogenannten Spätzeit bezeichnen kann, wurde schließlich durch die Assyrer herbeigeführt, die unter ihren Herrschern Asarhaddon und Assurbanipal mit ihrer, zur damaligen Zeit, unbesiegbaren militärischen Streitmacht bis nach Oberägypten vorrückten und letztlich Theben plünderten.

Auswahl weiterführender Literatur:

  • Assmann, Jan, Ägypten – Eine Sinngeschichte, München und Wien 1996.
  • Gardiner, Alan, Egypt of the Pharaohs, Oxford 1964.
  • Hüneburg, Mirco, "Soziologische Überlegungen zum Partikularisierungsprozess Ägyptens nach dem Ende des Neuen Reiches und während der Dritten Zwischenzeit", in: R. Gundlach u. U. Rößler-Köhler (Hrsg.), Das Königtum der Ramessidenzeit, Ägypten und Altes Testament 36/3, Wiesbaden 2003, 57-75.
  • Jansen-Winkeln, Karl, "Das Ende des Neuen Reiches", in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde (1992), S. 22-37.
  • Jansen-Winkeln, Karl, "Der Beginn der libyschen Herrschaft in Ägypten", in: Biblische Notizen 71, (1994), S. 78-97.
  • Kitchen, K.A., The Third Intermediate Period in Egypt, 1100-650 B.C., Oxford 1986 (2. Aufl.).
  • Otto, Eberhardt, Der Weg des Pharaonenreiches, Stuttgart 1966.
  • Römer, Malte, Gottes- und Priesterherrschaft in Ägypten am Ende des Neuen Reiches. Ein religionsgeschichtliches Phänomen und seine sozialen Grundlagen (Habilitationsschrift 1989), Ägypten und Altes Testament 21, München 1994.
  • Schneider, Thomas, Lexikon der Pharaonen: Die altägyptischen Könige von der Frühzeit bis zur Römerherrschaft, Zürich 1994.

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